

Ich liebe meine Katzenbabys, aber sie treiben mich in den Wahnsinn

Katzen sind Samtpfoten? Irrtum! Chaospfoten wohl eher. Meine Kätzchen stellen die physische Integrität meines Zuhauses sowie meine Nerven auf den Prüfstand. Aber natürlich liebe ich sie trotzdem abgöttisch.
Seit Mitte Mai lebe ich in einer Irrenanstalt. Oder anders gesagt: Meine beiden neuen Mitbewohner machen mein ruhiges, aufgeräumtes Heim zu einem Tollhaus. Die beiden Krawalltorpedos, wie ich sie liebevoll nenne, heißen Bonnie und Balu. Die beiden nicht einmal vier Monate alten Straßenkätzchen habe ich aus Griechenland adoptiert. Und die Racker mischen jetzt das Haus richtig auf.

Sie sind nicht meine ersten Katzenbabys, aber meine letzte Erfahrung damit liegt ein Katzenleben – in diesem Fall 15,5 Jahre – zurück. Genug Zeit, um zu vergessenverdrängen, wie anspruchsvoll das Leben mit solchen Energiebündeln ist. Die fünf nervtötendsten Eigenschaften von kleinen Katzen findest du in diesem Beitrag. Und natürlich auch die fünf schönsten Eigenschaften. Denn am Ende sind diese quirligen Wesen eine enorme Bereicherung für mein Leben!
Meine Top 5 der nervigsten Katzenbaby-Angewohnheiten
Nummer 5: Sie beißen und kratzen
Bei Kätzchen ist es nicht anders als bei Menschenbabys: Sie nehmen alles in den Mund. Und kauen dann darauf herum. Egal, ob Finger, Haare oder Stromkabel. Ständig muss ich aus einem Schlund mit spitzen Zähnchen irgendwas ziehen, was dort nicht rein gehört.

Noch schlimmer als Zähne sind Krallen, denn sie sind vielseitig einsetzbar. Kätzchen klettern gerne Beine hoch, ohne sich dabei etwas zu denken. Ich bereite in Frieden mein Essen zu und auf einmal hängt eine Katze mit ihren Krallen an meinem Oberschenkel. Oder neuerdings an meinem Rücken, wegen der verlockenden Haarsträhnen. Ich brauche mittlerweile ein Ganzkörper-Pflaster.
Nummer 4: Sie bringen mich (hoffentlich nicht) zu Fall
Ich kann nicht mehr gehen wie ein normaler Mensch. Ständig wuseln um meine Füße kleine Katzen herum. Oder Bonnie kommt von Gott-weiß-woher angeschossen und schlittert unter den Fuß, den ich gerade auf den Boden setze. Dann ist das Geheule groß – aber ich glaube, mein seelischer Schmerz war größer als ihr körperlicher..
Meine Laufbewegungen haben sich geändert: Ich gehe nicht mehr, ich schlurfe wie ein Zombie. Das verringert die Gefahr, versehentlich eine Katze durch die Gegend zu kicken oder ihr auf den Schwanz oder die Pfote zu treten. Besonders anstrengend ist das auf der Treppe. Passiert hier ein Missgeschick, fliegt mindestens eine Katze die Treppe runter. Und ich vielleicht gleich mit.

Nummer 3: Sie verteilen Katzenstreu. Es ist überall.
Mein alter Katzensenior Lopi verrichtete auf der Katzentoilette unaufgeregt sein Geschäft und alles war gut. Bonnie und Balu lieben es aber, im Katzenstreu zu graben. Mit Elan. Trotz Toilettendeckel und täglichem Staubsaugen ist das Umfeld um die Klos herum ein halber Sandstrand … ein stinkender halber Sandstrand. Denn bei ihrem Eifer machen sich immer wieder winzige Kotreste selbstständig und fliegen mit aus der Toilette.

Und weil sich die kleinen Streukörner auch zwischen Katzenzehen festsetzen, tragen sie die Streu durch das ganze Haus. Es ist einfach überall. Ohne Staubsauger wäre ich verloren.
Nummer 2: Sie verfügen über eine bemerkenswerte Beharrlichkeit
Wie kann man noch so jung und schon so beharrlich sein? Zum hundertsten Mal pflücke ich Balu aus dem Kakteen-Topf. Er schaut mich lieb an und hüpft wieder rein. Bonnie tapst über die Tastatur. Balu versucht, den Mauscursor auf dem Bildschirm zu fangen. Bonnie knabbert an Kabeln auf meinem Schreibtisch. Balu springt auf den Küchentisch. Wieder und wieder und wieder.

Das ist allerdings keine Eigenschaft, die nur auf kleine Katzen zutrifft. Auch ältere Katzen haben ihren Dickschädel. Aber der lässt sich meist gut einschätzen. Bonnie und Balu probieren zurzeit einfach alles aus.
Mit Abstand meine Nerv-Nummer 1: Sie eskalieren stundenlang
Bei kleinen Katzen scheint es nur Krieg oder Koma zu geben. Wenn sie nicht wie kleine Engel schlafen, bieten sie ihre gesamte Energie auf, um mit Höchstgeschwindigkeit und vollem Kralleneinsatz durch die Gegend zu rennen. Von der Kratztour übers Sofa zur erzwungenen Vollbremsung im gefüllten Fressnapf bis hin zu den gefühlten 24 Stunden von Le Mans abends auf der Bettdecke.
Täglich sehe ich mich mit der Frage konfrontiert, ob die Katzen zuerst am Ende ihrer Energie ankommen oder ich am Ende meiner Nerven und dann in Fötushaltung wimmernd auf dem Boden liege, während sie mich als Trampolin zweckentfremden. Bisher haben sie immer gewonnen. Immer. Bei all den reißenden, krachenden und kratzenden Geräuschen aus Richtung der Krawalltorpedos bete ich, dass nur das einfach zu ersetzende Mobiliar zu Bruch geht. Bitte lasst die Tapeten an den Wänden, zerlegt nicht die Türrahmen und bringt euch nicht aus Versehen um!
Katzenbabys sind die Hölle. Und gleichzeitig sind sie das Süßeste, was diese Welt zu bieten hat. Deswegen kommt jetzt auch der Teil mit purer Niedlichkeit.
Meine Top 5 der niedlichsten Katzenbaby-Eigenschaften
Nummer 5: Sie finden Staub und Spinnweben
Ein Staubsaugroboter bewegt sich nur am Boden und erreicht viele Bereiche einfach nicht. Katzen aber schon. Die kommen überallhin. In ihren Schnurrbarthaaren sammeln sie dann Flusen und Spinnweben aus Spalten und Zwischenräumen, von deren Existenz ich gar nichts wusste. Das macht sie zu hervorragenden Staubwedeln und Spinnweben-Detektiven.

Balu hat zudem ein Problemfeld erkannt, das mir nie bewusst war. Unter der Küchentür ist eine Bürstendichtung angebracht. Nun kam der kleine Racker auf die Idee, daran herumzukratzen. Es war ihm ein Vergnügen, die Bürste von Staub, Dreck und Haaren der letzten Jahrhunderte zu befreien. Der Staubsauger übernahm dann den Rest.

Nummer 4: Sie spielen tatsächlich mit Spielsachen
Während Lopi im Laufe der Zeit immer mehr über schnödes Spielzeug wie Katzenangeln und kleine Bälle die Nase rümpfte, lieben Bonnie und Balu alles, was sich bewegt. Oder auch nicht. Es muss nicht mal teuer sein: Eine Papierkugel ist genauso interessant wie ein Haargummi oder der eigene Schwanz.

Am spannendsten scheint alles zu sein, was sich zerstören lässt. Die erste Katzenangel mit Federn hat nur drei Tage überlebt. Ein kleiner Wollball war nach zwei Tagen bereits völlig zerfleddert. Dass neben dem verteilten Katzenstreu auch überall Papierfetzen herumliegen, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Nummer 3: Sie schlafen tief und fest
Jede Eskalation hat auch mal ihr Ende. Wenn Balu und Bonnie genug zerstört haben, verwandeln sie sich von Wildlingen in Süßlinge. Sie legen sich nebeneinander und ich kann dabei zusehen, wie die Köpfchen immer schwerer werden und herabsinken – manchmal nach vorn, manchmal nach hinten.

Die beiden sind unzertrennbar und egal, wie sehr sie sich zuvor geprügelt haben: Schlafen ist Kuschelzeit. Balu legt sich quer über Bonnie, und die stört es nicht. Bonnie umarmt Balu und die beiden schlafen Nase an Nase. Das gemeinsame Schlafen haben sie noch aus ihrer Kinderstube, wo ein Katzenwurf immer eng aneinander gekuschelt liegt. War der Sandmann da, kann ich Bonnie und Balu herumtragen oder mir um den Hals legen – das merken sie kaum.

Nummer 2: Es gibt immer was zu lachen
Der unerwartete Salto beim Spielen mit der Angel, der rekordreife Sprung mit Drehung in der Luft, der plötzliche Abgang der rangelnden Katzen-Kugel von der Bettkante und sonstige Unfälle sorgen für viel Freude. Obwohl ich Angst um mein Hab und Gut habe: Bonnie und Balu schaffen es genau wegen ihrer nervigen Eigenschaften immer wieder, mich zum Lachen zu bringen. Der Kabel-kau-Fetisch treibt mich in den Wahnsinn, aber der schuldbewusste Blick des weiter kauenden Übeltäters ist bei allem Ärger trotzdem immer witzig.
Weil die beiden keinen Freigang bekommen sollen, habe ich ihnen ein Laufrad besorgt. Dort können sie richtig Gas geben. Dabei lernen sie, dass auch sie den Gesetzen der Schwerkraft unterliegen.
Nummer 1: Sie kuscheln gern
Dass Balu und Bonnie noch so jung sind, merke ich auch daran, wie weinerlich vor allem Balu wird, wenn ich ihn zu wenig beachte. Mit seinem piepsigen Miau macht er auf sich aufmerksam und schaut zu mir hoch: Der kleine Kerl möchte auf den Arm. Von dort aus klettert er noch höher, bis er sich an mein Gesicht kuschelt.
Mein Senior-Kater Lopi, den wir leider Ende April einschläfern lassen mussten, hat auch Aufmerksamkeit gefordert und kam gern auf meinen Schoß, sobald ich mich hinsetzte. Aber die beiden Kleinen wollen noch viel näher sein. Mit lautem Schnurren begrüßen sie mich, lecken mich ab und stupsen mich mit ihrer Nase. Was gibt es Schöneres?

Das Vertrauen von solchen kleinen Rabauken zu genießen, ist den ganzen Radau wert. Und irgendwann werden sie auch ruhiger. Ich weiß jetzt schon, dass ich die wilde Baby-Zeit vermissen werde.
Hast du auch Erfahrung mit Katzenkindern? Was magst du am liebsten daran und geht dir auch etwas richtig auf die Nerven? Lass es mich in den Kommentaren wissen!


Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.