Huawei Mate 10 Pro: Die künstliche Intelligenz im Test
Produkttest

Huawei Mate 10 Pro: Die künstliche Intelligenz im Test

Livia Gamper
15.12.2017

Im Mate 10 Pro ist laut Huawei künstliche Intelligenz verbaut. Doch wie wirkt sich das auf die Nutzung im Alltag aus? Und was kann Huawei’s neuestes Gerät sonst noch alles? Ich habe das Flaggschiff des chinesischen Herstellers getestet und habe die Antworten.

Bis anhin war Huawei mehr für günstige Phones und nicht für High-End-Geräte bekannt. Mit dem Mate 10 Pro will Huawei nun richtig bei den Grossen mitmischen. An der Keynote vom vergangenen Oktober vergleicht CEO Richard Yu sein Flaggschiff mit den grossen Playern Samsung und Apple.

Und dies zurecht, das Mate 10 Pro ist nicht nur gut verarbeitet sondern auch bis ins Detail durchdacht.

Das 178 Gramm schwere Huawei Mate 10 Pro liegt in meiner Hand. Beziehungsweise in meinen Händen, denn für eine einhändige Bedienung ist das Mate 10 Pro etwas zu gross. Das Mate 10 Pro fällt also klar in die Kategorie der Phablets. Die altbackene Kategorie der Phablets beeinhaltet laut der unzuverlässigsten Quelle der Welt, Wikipedia, jedes Phone mit einer Bildschirmdiagonale von 5 bis 7 Zoll. Das sind zurzeit 612 Phones aus unserem Sortiment, also gerundete 69 Prozent. Ich denke, der Begriff Phablet sollte bei Gelegenheit mal neu definiert werden.

Huawei Mate 10 Pro (128 GB, Titanium Grey, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G)
Gebraucht
150.– CHF zuletzt neu 806.– CHF

Huawei Mate 10 Pro

128 GB, Titanium Grey, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G

Huawei Mate 10 Pro (128 GB, Titanium Grey, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G)
Smartphone
Gebraucht
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Huawei Mate 10 Pro

128 GB, Titanium Grey, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G

Huawei Mate 10 Pro (128 GB, Midnight Blue, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G)
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Huawei Mate 10 Pro

128 GB, Midnight Blue, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G

Huawei Mate 10 Pro (128 GB, Mocha Brown, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G)
Smartphone

Huawei Mate 10 Pro

128 GB, Mocha Brown, 6", Dual SIM, 20 Mpx, 4G

Das Mate 10 Pro hat keinen physischen Homebutton mehr. Das Phone ist beinahe randlos, nur oben und unten am Display findest du noch etwas Rand. Nur 19 Prozent der Front bestehen nicht aus Display. Der Fingerabdruckscanner befindet sich auf der Rückseite unter den Kameras. Er ist gut platziert, ich habe nie auf die Kamera statt den Scanner gepatscht. Ist das Phone an, kriegst du die sogenannten Softbuttons.

Hallo, Kirin 970

Der im Mate 10 Pro verbaute Prozessor interessiert dich wahrscheinlich brennend. So erging es zumindest mir. Ich frage mich, wie sich die künstliche Intelligenz bemerkbar machen wird? Und was ist mit dem Kirin 970 Prozessor alles anders?

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Und ich sage an dieser Stelle ehrlich: Ich habe nicht viel von der künstlichen Intelligenz bemerkt. Doch das ist genau der Punkt!

Die NPU, ausgeschrieben für Neural Processing Unit, ist vereinfacht ausgedrückt, für die künstliche Intelligenz im Mate 10 Pro zuständig. Sie analysiert dein Nutzungsverhalten und passt dann das Smartphone an dir an. Das passiert alles offline und in deinem Phone.
Das System-on-a-Chip, von dem die NPU ein Teil ist, ist so ausgelegt, dass sie vom Benutzer nicht bemerkt wird. Sie nimmt dir einen Teil deines Denkprozesses ab. Das heisst, du denkst beispielsweise gar nicht daran, dass du etwas an den Einstellungen deines Phones hättest ändern müssen, weil das die künstliche Intelligenz für dich macht. Weil du also gar nicht daran gedacht hast, hast du sie nicht bemerkt.

Aber vielleicht gibt’s die künstliche Intelligenz mit dem ganzen Chip auch gar nicht. Wer weiss? Weil bemerken würden wir die Absenz von «Nichts zu bemerken» nicht.

Was mir auffällt ist, dass das Phone einfach schnell ist. Es macht Apps schnell auf, Internetseiten müssen nicht lange laden und der Fingerabdrucksensor reagiert sofort ohne eine wahrnehmbare Verzögerung.

Und die Kamera?

Die künstliche Intelligenz und die 20 Megapixel Dual-Kamera sind eng miteinander verbunden.
Wie ich schon an der Keynote erfahren habe, erkennt das Mate 10 Pro dreizehn verschiedene Szenarien.

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Die dreizehn Szenarien sind Text, Essen, Bühnen, blauer Himmel, Schnee, Strand, Katzen, Hunde, Nacht, Sonnenuntergänge, Pflanzen, Portraits und Blumen. Die Unterscheidung hat bei mir in der Praxis funktioniert.

Einzig bei Tieren hat das Phone manchmal Mühe. So wird mein Hund als Katze erkannt und Katzen wiederum als Hunde. Mein Hund ist jetzt beleidigt und bellt. Katzen bellen nicht. Imfall.

Es sei dem Mate 10 Pro aber mal verziehen, weil sonst hat’s wirklich funktioniert.

Für Leute wie mich, die nicht mit einem besonders ruhigen Fotohändchen gesegnet sind, ist ein weiteres Kamera-Feature sehr praktisch: Wackelst du herum, so wartet das Phone den Moment ab, bis du es ruhiger hältst und drückt dann einen kaum wahrnehmbaren Moment später ab.

Aber keine Angst, du verpasst keine Schnappschuss-Momente, weil das Phone nur einen ganz kurzen ruhigen Moment braucht und dann schnell selbst abdrückt.

Nachtaufnahme, nicht nachträglich bearbeitet
Das Bild ist auch unbearbeitet. Das Phone hat genau den Moment getroffen, als Peanut sich nicht bewegt hat.

In der Redaktion bin ich die interne resident Selfie-Queen. Aber viele Selfies mache ich jetzt auch nicht. David, Dominik und Luca machen einfach nie Selfies. Da macht mich ein Selfie schon zur Königin der Smartphone-Selbstportraits.

Und ich war erstaunt, denn die Selfies sahen gut aus und hatten eine schöne Farbmischung. Darauf folgt bei mir aber eine gewisse Ernüchterung: Denn machst du deine Selfies mit dem Portraitmodus, bemerkst du die künstliche Intelligenz insofern, dass sie dich beleidigt.

Sie beleidigt mich, indem sie automatisch einen Schönheitsfilter mit zehn Beauty-Ebenen einschaltet. Bei mir war der Filter auf der Stufe sechs von zehn möglichen Ebenen. Tja. Bin ich also sechs hässlich? Echt jetzt?!

Als ich mich von den Beleidigungen wieder erholt habe, nimmt’s mich wunder. Du kannst die Ebenen natürlich auch selbst anpassen. Die automatische Einschaltung hat nicht nur mit der vorhandenen oder eben auch nicht vorhandenen Schönheit zu tun, es kommt auch auf die Lichtverhältnisse an. Das erklärt vielleicht, wieso bei meinem Selfie mit Dominik nur die Stufe 5 eingeschalten wird, denn bei dem Schnappschuss haben wir uns die spärlich vorhandene Wintersonne ins Gesicht scheinen lassen

Die Leica-Kamera des Mate 10 Pros ist mit einem künstlichen Bokeh-Effekt ausgestattet, also künstlich ausgerechnete Tiefenschärfe. Bokeh gibt’s auch bei der Frontkamera. Danke an Senior Editor Dominik Bärlocher für’s Selfie-Modellstehen. Seine Augenränder dank chronischem Schlafmangel sind komplett verschwunden, dafür wirkt er ein bisschen, als wäre er geschminkt. Bei mir ist eine Hautunreinheit auf der Stirn weggefiltert worden und mein Teint wirkt ebenmässiger.

Selfie mit Beauty-Ebene 5 und Bokeh-Modus geknipst. Dank dem Schönheitsfilter sehen wir auch mal fast passabel aus, finden wir.

In der Galerie unter «Entdecken» werden deine Fotos in Kategorien, also unter anderem nach Personen, Orten, Objekten und so weiter sortiert. Klar – das kann Google Photos auch, denkst du dir jetzt sicherlich. Google macht das aber in der Cloud. Beim Mate 10 Pro bleibt alles lokal auf dem Phone gespeichert. Für User mit Sorgen von wegen Privatsphäre ein grosser Pluspunkt.

Sowas passiert dir mit den integrierten Schönheitsfilter von Huawei also nicht.

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Kein Kopfhöreranschluss dafür viel Sound

Das Mate 10 hat keinen Kopfhöreranschluss – Für mich nicht schlimm. Passende Kopfhörer und einen Dongle liefert Huawei mit. Die mitgelieferten Kopfhörer von Huawei fallen mir aus den Ohren. Also benutze ich meine Kopfhörer mit Dongle, was auch in Ordnung geht.

Was mir sehr gefallen hat, ist der Stereo-Sound, der aus den Lautsprechern des Mate 10 Pros kommt. Auch bei voller Lautstärker tönen die beiden Lautsprecher nicht verzerrt. Und auch unter Dusche kann ich Musik hören, es ist IP 67 zertifiziert.

Handy kurz abwaschen – wieso auch nicht. Und du dachtest schon, du kriegst jetzt ein Bild von mir unter der Dusche.

Der 4000-mAh-Akku leistet viel und die Akkunutzung wird im Hintergrund optimiert. Bei nicht übertrieben intensiver Nutzung hält der Akku bei mir zwei Tage durch. Dank SuperCharge ist der Akku innert 20 Minuten auch schon um knapp 50% geladen.

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Telefonieren im vollen Bus

An dieser Stelle schnell: Sorry an meine Mitpendler für mein Gequatsche und Gelabere im vollen Bus. Mit dem Mate 10 Pro zu telefonieren ist aber eine super Sache, die Personen auf der anderen Seite der Leitung hören mich durchgehend. Obwohl Huawei damit explizit wirbt, hat mich das in der Praxis erstaunt. Im Bus war es laut und trotzdem ich habe normal Sprechen können. Auch ein Telefonat am Weihnachtsmarkt mit vielen anderen Stimmen im Hintergrund war kein Problem. Denn das Mate 10 Pro gewöhnt sich an deine Stimme und erkennt sie. Dann werden der Umgebungslärm oder andere Stimmen einfach rausgefiltert und ein klares Gespräch kommt zustande. .

Huawei spricht davon, dass sie die Konnektivität erhöht haben. Zuerst konnte ich mir darunter nicht viel vorstellen. Bis ich netflixschauend im Zug sitze. Bei meiner Pendlerstrecke in die Ostschweiz ist es nach Winterthur immer schwierig, Gilmore Girls ohne Unterbrüche und Ruckeln zu sehen. Mit dem Mate 10 Pro konnte ich Lorelai’s und Rorys neueste Aktionen endlich ohne Stocken und Ladezeiten gucken.

Schutzhülle und Schutzfolie von Anfang an dabei

Das Mate 10 Pro wird mit Plastikhülle und bereits angeklebter Display-Schutzfolie geliefert. Das ist einerseits nett von Huawei, andererseits frage ich mich, ob die Rückseite aus gehärtetem Glas bruchanfällig sein könnte.

Das Phone ist mir während der ganzen Testzeit nur einmal heruntergefallen. Den unspektakulären Sturz mit Display voraus auf den Küchenboden hat das Mate 10 Pro schadlos überstanden. Einen Schrecken habe ich dennoch gekriegt. Beim Sturz hatte ich die mitgelieferte Plastikhülle zum Glück drauf. Gut habe ich nicht wieder ein Testgerät zerstört.

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Ich mag die mitgelieferte Plastikhülle, in die du das Phone einwickeln kannst aber nicht besonders. Sie verdeckt die schön glänzende Rückseite des Phones und einen Grossteil des Designs mit dem Streifen, weil sie matt ist. Uns sie lässt das Phone grösser und vorallem dicker wirken. Jedoch wollte ich nicht riskieren, dass das Phone in der Tasche zerkratzt werden könnte oder eben, bei einem Sturz kaputt geht. Ein Kompromiss, den ich eingehe.

Das Mate 10 Pro kommt mit fest aufgeklebter Schutzfolie. Kurz vor Ende meiner Testzeit passiert es: Das Mate 10 Pro ist im Reissverschluss meiner Jackentasche hängen geblieben. Tönt blöd. Ist es auch. Bei der Aktion hat die Folie einen kleinen Riss am Rand gekriegt, worauf sich natürlich gleich kleine Luftbläschen unter der Folie gebildet haben. Ziemlich unschön, laut unserem Produktmanager lässt sich die Folie aber abnehmen und auswechseln.

Ich lasse die Folie aber wie sie ist, denn die Folie klebt wirklich fest am Screen. Auch wenn es unrealistisch klingt, ich will nicht riskieren, das ich das Display gleich mit der Folie mitabziehe.

Die Luftbläschen sowie der Einriss sind auf dem Display links
Die Luftbläschen sowie der Einriss sind auf dem Display links

Fazit

Ich hatte viel Freude bei der Benutzung des Mate 10 Pro. Es ist einfach schnell und funktioniert zuverlässig. Die Kamera macht bei fast allen Verhältnissen ohne grossen Aufwand tolle Bilder. Vom Design und der Ausführung her ist es ein wirklich schönes Phone. Hast du die Schutzhülle drauf, hast du aber leider nichts von der so speziell schön glänzenden Rückseite. Finde ich wirklich schade. Schade dass Huawei die Hülle matt gemacht hat.

Eine Frage bleibt

Eine Frage, die ich dir aber auch nach meinem Test nicht beantworten kann, ist, was ist mit der Konkurrenz aus dem eigenen Haus von Huawei?

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Vor Kurzem hat Honor nämlich ein Hammer-Phone präsentiert. Das View 10 von Honor, Huaweis Tochter- oder Schwesterfirma gleicht dem Mate 10 Pro aufs Haar. Und die Spezifikationen sowie der Preis sagen viel aus. Der Test des v10 wird bald folgen.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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