Hintergrund

Horgenglarus: So entsteht der Schweizer Klassiker

Bereits Le Corbusier wusste 1925 um die Besonderheit der Stühle von Horgenglarus. Bis heute werden sie fast in derselben traditionellen Weise hergestellt. Dabei spielt vor allem das Holzdämpfen eine wichtige Rolle.

Schon bevor ich eintrete, riecht es nach Holz. Ein Duft, der bei mir sofort ein Lächeln auslöst. Ein Gefühl kurzer, totaler Zufriedenheit stellt sich ein. Genau wie bei frisch gewaschener Wäsche, gemähtem Rasen oder offenem Feuer. Ich schaue über die Dächer hinweg und sehe schneebedeckte Berge. Den Glärnisch, um genau zu sein. In dem Moment ist es endgültig um mich geschehen. Dabei habe ich noch nichts von dem gesehen, wofür ich nach Glarus gekommen bin.

Haltbarkeit garantiert

Auf Biegen und nicht Brechen

Das Geheimnis liegt im Biegen. «Wir fräsen Teile wie Stuhlbeine oder Sitzflächen nicht zurecht, sondern biegen sie aus einem geraden Stück Holz.» Genauer gesagt, Sepp Tschudi biegt sie. Der gelernte Sager in grauen Latzhosen sagt kein Wort zu viel, strahlt aber bei jedem einzelnen Sicherheit aus. «Für’s Biegen musst du das Holz verstehen.»

Müll wird vermieden

In diesem durchsichtigen Mäntelchen gekleidet, gehen die Stühle vom kleinen, mit schneebedeckten Bergen umringten Glarus in die ganze Welt und fristen dort ein langes Dasein. Ausser ein Autohersteller kauft 500 Stück für ein Event und bringt sie nach ein paar Tagen wieder zurück, da er keine Verwendung mehr dafür hat. Mir blutet das Herz. Bis mir wieder dieser betörende Holzgeruch in die Nase steigt. Ein Gefühl totaler Zufriedenheit breitet sich aus.

Weitere Bilder zum Herunterladen: https://www.galaxus.ch/MWS//Release/editorial/horgenglarus.zip

Dieser Beitrag entstand in der Zeit vor Social Distancing.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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