Ratgeber

Hilfe, mein Kind macht nachts (wieder) ins Bett!

Martin Rupf
27.2.2023

Hast Du gewusst, dass jeder Zehnte Erstklässler nachts noch ins Bett macht? Eine Kinderärztin erklärt, weshalb einige Kinder länger brauchen, bis sie trocken werden und was sie von technischen Hilfsmitteln hält.

Dass aber auch andere Kinder im Alter seiner Tochter bettnässen – und zwar mehr, als man vielleicht denken würde –, verrät mir die Kinderärztin Barbara Deak im Interview.

Frau Deak, kommen häufig Eltern zu Ihnen als Kinderärztin, weil ihre Kinder bettnässen?
Barbara Deak: Ja, das ist regelmässig ein Thema in der Sprechstunde.

Was sind denn die Gründe, dass ein Kind partout nicht trocken werden will?
Beim Bettnässen handelt es sich in den meisten Fällen um eine langsame, nicht krankhafte Entwicklung der Blasenkontrolle. Das heisst, das Kind spürt die Signale der vollen Blase noch nicht; das Nervensystem muss noch ausreifen. Die Blasenkontrolle ist also nicht beeinflussbar durch den Willen des Kindes.

Wann spricht man denn überhaupt von bettnässen?
Wenn ein Kind ab dem 5. Geburtstag zweimal im Monat ins Bett macht.

Gibt es Erhebungen, wie viele Kinder überhaupt mit Bettnässen zu kämpfen haben?
Ja, es gibt verschiedene Studien, wobei die Zahlen zum Teil stark variieren. Bei Fünfjährigen geht man von einem Anteil zwischen 15 und 33 Prozent aus. Bei siebenjährigen Kindern sind es immer noch bis zehn Prozent, und bei zehnjährigen Kindern sind es geschätzt noch fünf Prozent.

Ab wann empfiehlt sich ein Besuch bei der Kinderärztin?
Wenn die Blasenkontrolle tagsüber schon funktioniert, kann in der Regel zugewartet werden. Hingegen wenn das Kind schon längere Zeit trocken war und neu wieder einnässt ist eine Kontrolle empfohlen. Zudem sind wir bei hohem Leidensdruck für die Familie da.

Wie können Sie als Kinderärztin herausfinden, ob eine Entwicklungsstörung vorliegt?
Wir machen eine Abklärung mit einem ausführlichen Gespräch, einer körperlichen Untersuchung und kontrollieren den Urin. Zudem hilft ein Tagebuch über das Trinken, das Wasserlösen und den Stuhlgang. Damit können seltene krankhafte Ursachen ausgeschlossen werden.

Schicken sie die Eltern, respektive deren Kinder, in solchen Fällen zum Kinderpsychologen?
Nein, das braucht es in der Regel nicht.

Weshalb, wenn sie doch nützen?
Weil sie eben die Reifung nicht beschleunigen können. Zudem setzt die Anwendung solcher Hilfsmittel sehr viel Durchhaltewillen voraus. Denn bis ein Erfolg einsetzen kann, braucht es zwischen 30 bis 50 nasse Nächte, was in der Regel rund drei Monate in Anspruch nimmt. Drei Monate, in denen die Eltern mit massiv weniger Schlaf auskommen müssen.

Letzte Frage: Was sollten Eltern auf keinen Fall tun, wenn sie ihre Kinder unterstützen wollen?
Nicht förderlich sind Druck, Erwartungen die das Kind nicht erfüllen kann oder gar Schimpfen…

Titelfoto: Shutterstock

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.


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