
Hat das Kükentöten bald ein Ende?

Für unser morgendliches Frühstücksei sterben massenweise männliche Küken, da sie industriell keine Verwendung finden. Ein Geschlechtsbestimmungsverfahren verspricht zukünftig ein Ende der Praktik. Schon heute gibt es Alternativen in den grossen Supermärkten.
Jährlich werden schweizweit etwa drei Millionen männliche Legerassen-Bibeli getötet, weil sie keine Eier legen und die Mästung nicht wirtschaftlich ist. In der Schweiz passiert dies vor allem durch Vergasung mit CO2. Damit dieses Kükentöten bald ein Ende hat, wird immer wieder an Lösungen geforscht. Die deutsche Seleggt GmbH hat ein Verfahren entwickelt, mit dem die Geschlechterbestimmung im Brutei möglich ist. Soll heissen: Männliche Küken werden erst gar nicht ausgebrütet. Am 9. von 21 Bruttagen werden die männlichen Eier aussortiert und zu einem Ergänzungsfuttermittel verarbeitet.
Schon vereinzelt in Supermärkten zu haben
Die sogenannten «Respeggt»-Eier gibt es momentan in Rewe- und Penny-Supermärkten in und um Berlin zu kaufen. Bis Ende Jahr sollen sie deutschlandweit zu kaufen sein. Laut Science können mit dem System momentan bis zu 3000 Eier pro Stunde sortiert werden. Die Krux: Grosse Brutstätten verarbeiten aber bis zu 50 000 Eier pro Stunde. Für eine flächendeckende Anwendung muss das Verfahren auch in diesen Massenproduktionsbettrieben ohne erheblichen Mehraufwand funktionieren. Tierschützer haben weitere Bedenken. Nämlich ob neun tage alte Embryos Schmerz verspüren. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat in einer Studie festgehalten, dass erst ab dem 15. Tag sicher von einem Schmerzempfinden beim Embryo ausgegangen werden kann. Zu den Tagen davor gibt es unterschiedliche Meinungen. Laut Seleggt sei das Schmerzempfinden am 9. Tag aber in jedem Fall der Tötung als Eintagesküken unterzuordnen. Es wird auch an weiteren non-invasiven Geschlechterbestimmungsverfahren geforscht. Diese sind aber alle noch nicht praxisreif.
Übrigens wurde die Praxis des Kükentötens nach jahrelangem Rechtsstreit vom deutschen Bundesverwaltungsgericht erst kürzlich als rechtens erklärt. Und zwar noch so lange, bis Alternativen zur Verfügung stünden.
Wie sieht die Lage in der Schweiz aus?
In der Schweiz gibt es noch keine «Respeggt»- oder vergleichbare Eier zu kaufen, das bestätigen Migros wie auch Coop auf Anfrage. Letzterer setzt seit 2014 auf Zweinutzungshühner. Bei dieser Rasse legen die Hennen viele Eier und die Hähne setzen schnell Fleisch an, so können alle Küken aufgezogen werden. Auch Demeter-Eier der Initiative «Hahn im Glück» werden bei Coop angeboten. Laut Mediensprecherin Rebecca Veiga sind beide Projekte ein voller Erfolg. Auch die Migros bietet in den Genossenschaften Zürich und Aare sowie in Alnatura Bio-Supermärkten die «Hahn im Glück»-Eier an. Zusätzlich finden sich dort auch Fleisch und Eier unter dem Namen «Henne und Hahn», wo männliche Küken artgerecht aufgezogen werden. In Zukunft ist geplant, dass auch andere Genossenschaften Demeter-Eier ins Sortiment nehmen. «Dennoch werden solche Eier weiterhin ein Nischensortiment darstellen. Wir bei der Migros setzen mittel- bis langfrisitg auf die Geschlechterbestimmung im Brütei, um das Kükentöten gänzlich zu verhindern», sagt Mediensprecher Patrick Stöpper.
Bisheriger Verkaufsschlager der Migros: Schweizer Eier aus Freilandhaltung. Vielleicht ändert sich das in Zukunft, denn Konsumenteninteresse sei definitiv vorhanden. «Die Migros bekommt von Konsumentenseite sporadisch Anfragen zur Problematik. Das Interesse an Nachhaltigkeitsthemen, insbesondere an Tierwohl und Ressourcenschonung, steigt allgemein immer weiter.»


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