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Google produziert KI-Clickbait

Debora Pape
3.12.2025

In den USA experimentiert Google mit kürzeren Beitragstiteln in seiner Discover-App. Dabei kommt KI zum Einsatz, die den Sinn mancher Beiträge vollkommen verändert.

Falls dir Google Discover in nächster Zeit merkwürdige, kurze Schlagzeilen präsentiert, die wie Clickbait wirken – dann kann das verlinkte Portal möglicherweise nichts dafür. Google testet aktuell eine neue Funktion, in der KI prägnante Titel für die in Discover verlinkten Beiträge generiert. Dabei entstehen Aussagen, die in der gesamten Bandbreite zwischen treffend, sinnentfremdet und vollkommen falsch rangieren. Im Moment sind nur User in den USA betroffen.

Über den Fall berichtet The Verge. Google bestätigte die aktuellen Tests dem Magazin gegenüber.

Nicht immer liegt die Würze in der Kürze

Normalerweise zeigt Google in Discover den Originaltitel der aufgelisteten Beiträge an. Für den Titel ist in der Regel der Autor oder die Autorin des Textes verantwortlich. Weil der Titel als Aushängeschild für den Beitrag dient, machen sich Journalisten viele Gedanken über die Formulierung der Schlagzeile – und die kann auch schon mal länger sein, um den Sinn des Beitrags korrekt wiedergeben.

Offenbar zu lang für Google. Die Unternehmenssprecherin Mallory Deleon gibt gegenüber The Verge an, dass derzeit einige User in den USA kürzere Überschriften sehen. Sie sollen den Lesern helfen, genauer zu verstehen, worum es im verlinkten Beitrag geht, bevor sie auf den Link klicken. Der Widerspruch fällt direkt ins Auge: Komplexe Themen lassen sich nicht beliebig zusammenkürzen. Dazu kommt, dass KI Fehler macht.

Aus diesen Gründen entstehen offenbar Überschriften, die den Sinn des ursprünglichen Titels abändern oder gar vollkommen falsch wiedergeben. So suggerierte eine Überschrift in Google Discover, dass Valve den Preis für die angekündigte Steam Machine bekanntgegeben habe. Die Meldung berichtet jedoch tatsächlich, dass sich der Preis laut Valve an dem eines Gaming-PCs orientieren werde – ein wichtiger Unterschied.

Screenshots der geänderten Titel in Discover.
Screenshots der geänderten Titel in Discover.
Quelle: The Verve

Ein anderer Titel von The Verge wurde von «Wie Microsoft-Entwickler KI nutzen» in «Microsoft-Entwickler nutzen KI» umgeändert. Aus einem Titel, der auf eine Analyse hindeutet, wird ein wenig aussagekräftiger Fakt. Google gibt dabei nicht gut erkennbar an, dass der Titel KI-generiert ist.

Lose-lose-Situation

Solche zusammengekürzten Überschriften führen nicht nur zu Verwirrung bei der Leserschaft, sondern können sich auch auf die Klicks und damit direkt auf die Monetarisierung der Magazine auswirken.

Dass wenig aussagekräftige Titel, wie die Verwendung von KI bei Microsoft, zu weniger Klicks führen, ist klar. Clickbait-Überschriften können Beiträgen dagegen kurzfristig zu mehr Traffic verhelfen, sind bei Usern aber auch unbeliebt. Sie könnten die Plattform zukünftig meiden.

Google ändert somit ungefragt und ohne Einverständnis des Urhebers dessen Arbeit und beeinflusst damit direkt seine Reichweite. Da viele Menschen auch nur die Titel lesen, können sich falsch generierte Informationen festsetzen. In solchen Fällen trägt Google zur Verbreitung von Fake News bei.

Titelbild: Shutterstock/RYO Alexandre

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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