Hintergrund

Google News: Der gefilterte Newsfeed ohne Filterblase

Deine News, keine Filterblase, automatisch in ein schönes Layout verwandelt. Die neue Google News App verspricht viel. Sie hält auch viel, aber da ist ein grosses «Aber».

Daher: Machen wir mal gross Google News.

Dein Newsfeed und etwas Suche

Google News bringt News. Sprich, die App zeigt dir News deiner abonnierten Newskanäle und aggregiert aus dem Internet weitere News, die basierend auf deinen News für dich auch interessant sein könnten. Das sammelt die App im Tab «For You».

Der «For You»-Tab in Google NewsDas ist Garamond

Das Ersetzen der Schriftarten und das Herausreissen des Contents funktioniert noch nicht überall reibungslos. Viele Websites werden einfach in ihrer Mobile-Ansicht gezeigt, aber halt im Wrapper der Google News App. Somit bleiben die Fonts und Formatierungen intakt. Es wäre schön, wenn Google da noch feilen würde, denn die standardisierte Newsansicht gefällt.

Die Lösung für das Problem der Filterblase?

Im Tab «Favorites» kannst du dir deine liebsten News-Themen zusammensuchen. Egal, ob das ein News Outlet wie Vice oder eine Person wie Strongman Eddie Hall.

Der Favorites-Tab

Das ist an und für sich kein Problem und Medienvielfalt, auch in Punkto politischer Ansicht, sind für eine Demokratie und für das Leben in unserer Welt extrem wichtig. Problematisch wird es, wenn Social Media dazu kommt. Vorreiter ist da Facebook, weshalb ich Facebook hier stellvertretend für alle Social-Media-Kanäle verwende.

So haben Schwachköpfe wie Impfgegner und Flacherdengläubige in jüngeren Jahren massiv Aufwind erhalten. Schlimmer noch, Politiker wie Donald Trump schwafeln dummes Zeug wie «Fake News» und die Nutzer glauben das noch, weil ihre Filterblase diesen Unsinn so oft wie möglich wiederholt. Denn irgendwann glaubst du an den Scheiss.

Google News will damit aufräumen. Unter so vielen Stories wie möglich wird ein Symbol eingeblendet, das aufeinandergelegte farbige Papiere darstellt. Wenn du darauf klickst, gelangst du zum Tab «Full Coverage».

Das «Full Coverage»-Icon ist unten rechts

Full Coverage bedeutet, dass dir alle News zum Thema angezeigt werden, nicht nur die Ansichten, die dir persönlich gefallen. Da wird auch mal die glorreiche Entscheidung deiner liebsten Partei als Dummheit abgetan oder dein liebster Star kommt mal unter die Räder. Da wird Twitter automatisch durchgelesen und indexiert, Youtube und News-Quellen von denen du noch nie etwas gehört hast.

Das ist gesund. Selbst wenn du dich aufregst über all das «linke Gewäsch der Lügenpresse» ist es doch gut, wenn du damit konfrontiert wirst. Sonst kannst du ganz einfach von deinen eigenen Leuten an der Nase herumgeführt werden. Aber ich hätte das Full Coverage Feature gerne auffälliger verbaut und einfacher zugänglich. Denn so wie es jetzt steht, musst du nicht zwingend deine Filterblase verlassen.

Der grosse Negativpunkt

Weniger gut gefällt mir die Werbung. Die gefällt mir nämlich überhaupt nicht. Google macht sein Geld mit Werbung, und Websites auch. Wenn jetzt Google die Werbung herausfiltern würde, dann ginge sowohl dem artikelschreibenden Newsmedium wie auch Google Geld durch die Lappen. Das will natürlich keiner, denn egal, wie gut es Google und Co mit uns meinen, irgendwie müssen die auch ihre Rechnungen zahlen.

Das Resultat sieht dann so aus:

Der Screen in voller Auflösung

Nehmen wir das mal detailliert auseinander. Auf meinem Huawei P20 Pro ist ein Screenshot 2240 Pixel hoch.

Ich habe mal ganz kurz Werbung wie auch Navigationselemente im Feed farblich hervorgehoben. Damit lässt sich folgende Analyse machen.

  • Navigation: 204 Pixel → 9.11% des Bildschirm
  • Werbung: 1470 Pixel → 65.63% des Bildschirms
  • Weissraum: 156 Pixel → 6.96% des Bildschirms
  • Inhalt: 410 Pixel → 18.30% des Bildschirms

Wo der Feed praktisch nur Informationen enthält und auch divergierende Meinungen bietet, ist der Artikel, den du am Ende liest, manchmal im Wesentlichen Werbung, die stellenweise kurz von Informationen unterbrochen wird. Das ist Mist.

Trotz allem: Ich mag Google News. Die App aggregiert Nachrichten aus Themen, die mich interessieren. Da das alles maschinell geschieht, habe ich keine Duplikate oder irgendwelchen unterhaltenden Quatsch wie auf der Social News Aggregation Platform Reddit oder anderen, vergleichbaren, Services. Nur die Werbung nervt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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