«Elex»: ein neues «Gothic» oder doch eher «Fallout» gepaart mit «Skyrim»?
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«Elex»: ein neues «Gothic» oder doch eher «Fallout» gepaart mit «Skyrim»?

Roy Sonderegger
20.10.2017

«Gothic», das Erstlingswerk von Piranha Bytes, hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Der Überraschungshit mit zweifelhaftem Ruf konnte 2001 zahlreiche Gamer mit seinem rauen Charme für sich gewinnen. Kann ein modernes Game anno 2017 noch einmal dieselben Emotionen wecken?

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich Gothic 2001 das erste Mal durchgespielt habe. Dafür gingen nämlich damals zwei meiner fünf Sommerferienwochen drauf. Meine Freunde fanden das weniger toll. Ich hatte aber eine super Zeit. Durch die damals geringen Mittel war das vierköpfige Kernteam von Piranha Bytes gezwungen, ein Rollenspiel mit einer relativ kleinen, aber dafür dicht bepackten Welt zu erschaffen. Und genau diese dicht bepackte Welt ist das, was Gothic damals so einzigartig gemacht hat. Gespickt mit einer Sprache, die weniger nach Fantasy und mehr nach Kneipe klingt, wurden meine Sympathien geweckt.

«Elex» versucht nach dem kläglich gescheiterten «Gothic 3» und einer für mich eher lauwarmen «Risen»-Trilogie am Erfolg von «Gothic» anzuknüpfen. Ganz ehrlich, mein Artikel ist vermutlich überhaupt nicht objektiv, aber mein «Gothic-Feeling» ist wieder da.

Ein Bunter Mix aus «Gothic», «Fallout» und «Horizon Zero Dawn»

Der Entwickler Piranha Bytes nennt das Genre von «Elex» Science-Fantasy. Für mich fühlt es sich an wie ein Mix aus «Gothic», «Fallout» und «Horizon: Zero Dawn». Das ist nicht schlecht, denn alle diese Games stehen bei mir sehr hoch im Kurs. Das reine Fantasy-Setting von «Gothic» ist mittlerweile eher verbraucht. Die Endzeitstimmung gepaart mit der bekannten Fantasy wirkt dagegen frisch. Und ich kann euch versichern – es läuft tatsächlich alles Hand in Hand! Dass man mit Pfeilen auch auf Roboter schiessen kann, hat «Horizon: Zero Dawn» bereits bewiesen. Im Gegensatz zu letztgenanntem ist die Gegnerauswahl allerdings eher 50 Prozent Tier, 30 Prozent Mensch und 20 Prozent Roboter.

Das «Gothic-Feeling», auch «Ruhrpott-Charme» genannt

Die Sprache in «Elex» ist eher rau und vollgepackt mit sarkastischen und zynischen Kommentaren. Das passt nicht jedem, aber Sprüche wie «Wenn du was trinken willst, frag den Barkeeper. Wenn du frei vögeln willst, such’ dir einen Schakal», sind einfach erfrischend anders. Hierbei steht es zudem dem Spieler häufig frei, ob er kontern oder einfach geradlinig an Informationen kommen will. Lacher sind jedoch bei Kontern vorprogrammiert.

Der Held hat einen Namen mit Vergangenheit

Im Gegensatz zu «Gothic» und «Risen» hat der Held in «Elex» sogar einen Namen. Er wird zwar nicht oft genannt, aber durch seine Geschichte macht das durchaus Sinn. Ein Novum ist zudem, dass die Hintergrundgeschichte mit Flashbacks erzählt wird, welche an vordefinierten Schlüsselmomenten abgespielt werden. Wie wir das aus den anderen Piranha Bytes-Spielen kennen, startet der Held aber wieder geschwächt und ohne Ausrüstung.

Berserker, Kleriker oder Outlaw?

Wie bereits in «Gothic», wählt man anfangs keine Charakterklasse für den Helden. Man kriegt durch Kämpfe oder Quests Erfahrungspunkte, welche den Level steigern. Bei jedem Levelaufstieg werden Lernpunkte verteilt, welche man bei einem Lehrer gegen Fähigkeiten eintauschen kann. Erst im Verlauf des Spiels (bei mir waren es 20 Stunden), entscheidet man sich für eine Fraktion, welche dann auch die Klasse des Helden definiert. Berserker entsprechen eher dem typischen Fantasy-Setting. Kleriker sind dagegen fanatische Mönche, welcher mit Technik ihrem modernen Gott huldigen. Outlaws sind ein anarchistischer Haufen, welcher alles nimmt was, er in die Finger kriegt und Albs sind emotionslose Cyborgs und damit die perfekten Tötungsmaschinen.

Grafik von gestern

Die Grafik wird zwar kaum Awards gewinnen, ist aber aus meiner Sicht absolut zweckgemäss. Was an purer Textur- und Modellqualität fehlt, wird dafür mit Charme und Liebe zum Detail wettgemacht. Seien es nun die Ruinen aus der «Vorzeit», Blechhütten in der Wüste oder die hochtechnologischen Burgen in der Schneelandschaft. Wie bereits in «Gothic» wird in «Elex» auch viel in der vertikalen Ebene gearbeitet.

Fazit: Viel Charme, abwechslungsreich und stimmig

Ich gebe zu, mein Review ist sicher alles andere als Objektiv. Meine Erwartungen waren nicht allzu hoch, da ich in der Vergangenheit eher von Piranha Bytes enttäuscht wurde. Zudem habe ich seit «Gothic» viele hochkarätige Spiele wie «Witcher 3», «Fallout 4», «Horizon: Zero Dawn» oder auch «Zelda: Breath of the Wild» durchgezockt. Trotzdem nimmt «Elex» in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz ein, da es meinen Gothic-Nerv definitiv getroffen hat.

THQ Elex (Xbox Series X, Xbox One X, DE)
Game

THQ Elex

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THQ Elex (PS4, DE)
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THQ Elex (PS4, DE)

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Mit der Gaming-Welt bin ich schon früh in Kontakt gekommen. Aufgewachsen mit Gameboy, SNES und Star Wars-Kassetten, waren Luke, Link und Ark (davon schwinden mir immer noch die Sinne... #insiderjoke) meine Helden. Später haben mich dann «westlichere» Titel wie Baldur’s Gate oder Gothic geprägt, bis ich dann schlussendlich auch noch Halo und Call of Duty entdeckt habe. Die Duron 700 MHz CPU habe ich einmal zum Geburtstag geschenkt gekriegt, bis ich sie dann mangels damaliger Kenntnisse und Übertakt-Wahn verbraten habe. Mittlerweile habe ich zudem auch schon auf einigen kleinen bis sehr grossen Bühnen in der Schweiz gespielt, weil ich mit der Musik eine zweite grosse Leidenschaft entdeckt habe. 


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