
Hinter den Kulissen
Update aus Wohlen: Grossteil der temporären Logistikstellen erfolgreich besetzt
von Mevlana Memeti
Der SonntagsBlick hat die Arbeitsbedingungen in unserem Logistikzentrum in Wohlen angeprangert. Dies, nachdem die Zeitung mit einem halben Dutzend unserer 800 Logistik-Mitarbeitenden gesprochen hat. Was wirklich Sache ist, das wollen wir hier in voller Transparenz offenlegen.
Ich bin mir bewusst, dass auch in unserem Logistikzentrum in Wohlen nicht immer alles top läuft. Gerade in den letzten beiden Jahren haben wir während der Pandemie einen gigantischen Wachstumsschub erlebt – eine enorme Herausforderung für unsere Mitarbeitenden und den gesamten Betrieb. In dieser Zeit durften wir hunderte neue Logistikkräfte einstellen und beschäftigen. Dass uns dabei auch der eine oder andere Fehler unterlaufen ist, bestreiten wir gar nicht.
Traurig macht mich, dass die Zitierten die existierenden internen Feedback-Kanäle nicht als ausreichend empfinden, um ihre Kritik zu äussern. Nebst Gesprächen mit Vorgesetzten, den Personalverantwortlichen oder mit mir, denke ich da vor allem an die regelmässig durchgeführten Mitarbeiterbefragungen.
Du als Kundin oder Kunde hast ein Recht darauf zu erfahren, wie unsere Arbeitsbedingungen aussehen. Was wirklich Sache ist, legen wir hier in aller Transparenz offen. Gerne gehen wir nachfolgend auf die einzelnen zentralen Punkte ein, die medial kritisch aufgenommen wurden:
Sicher ist uns die Zufriedenheit unserer Kundschaft enorm wichtig. Ohne die hohe Effizienz und Qualität unserer Mitarbeitenden würde uns die Konkurrenz schnell davonsegeln. Die Zufriedenheit und Gesundheit unserer Crew ist uns aber genauso wichtig. Es ist unsere tiefste Überzeugung, dass wir unsere ambitionierten Ziele nur mit motivierten und gesunden Mitarbeitenden erreichen können. Unsere Werte bauen voll darauf auf. Dass wir in allen Abteilungen Rücksicht nehmen auf ältere und kranke Kolleginnen und Kollegen oder jene, die Angehörige betreuen, ist selbstverständlich.
Jeder und jede Angestellte, nicht nur bei Digitec Galaxus, hat eine vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen. Gleiches gilt auch für den Lehrer, die Schreinerin oder den Pflegefachmann. Auch sie werden regelmässig beurteilt und können ihre Stelle bei ungenügender Leistung verlieren.
Stellen wir fest, dass die Leistung eines Kollegen oder einer Kollegin ungenügend ist, sprechen wir dies an und suchen gemeinsam nach Lösungen. In offensichtlichen Fällen prüfen wir auch, ob ein Wechsel in eine andere Funktion sinnvoll ist. Bleibt die Leistung weiterhin über längere Zeit ungenügend und gibt es hierfür keinen plausiblen Grund, erfolgt eine schriftliche Ermahnung. Dort wird festgehalten, was vom Mitarbeiter bzw. von der Mitarbeiterin an Verbesserung erwartet wird. Und wir setzen angemessene Fristen an, in der er oder sie sich verbessern kann. Die Kündigung bei einer Festanstellung ist das letzte Mittel und erfolgt nur, wenn die Leistung dauerhaft ungenügend bleibt.
Unsere Schichtleiterinnen und -leiter stellen den reibungslosen Betrieb sicher, organisieren die Arbeitsprozesse und unterstützen ihre Leute dort, wo Not am Mann oder an der Frau ist. Unser Logistikzentrum in Wohlen ist eine abgestimmte Produktionsanlage: Nur wenn so viele Mitarbeitende wie geplant in den entsprechenden Bereichen tätig sind, können wir das tägliche Bestellvolumen stemmen, die fristgerechte Lieferung garantieren sowie höchstmögliche Arbeitssicherheit gewährleisten. Dass Schichtleiterinnen und -leiter einschreiten, wenn die Arbeit liegen bleibt, ist verständlich. Das hat aber immer anständig und im Einklang mit unseren Werten zu geschehen. Um dies bestmöglich zu gewährleisten, werden unsere Führungskräfte kontinuierlich geschult.
Das Ampelsystem im Wareneingang ist keine öffentlich sichtbare Anzeige, sondern die Ampelfarbe wird im monatlichen Einzelgespräch zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft diskutiert. Wir finden es wichtig, unseren Mitarbeitenden in mehreren Dimensionen, wie etwa Leistung und Qualität, ein regelmässiges und objektives Feedback zu geben. Im Fall von Problemen werden gemeinsam Verbesserungsmassnahmen besprochen. Es handelt sich bei diesen Feedbacks um vertrauliche Informationen, die nicht öffentlich kommuniziert werden. In der Vergangenheit wurden in diesen Gesprächen konkrete Leistungszahlen genannt. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden wurde als Alternative die Idee einer Ampellogik (grün/gelb/rot) entwickelt und umgesetzt.
Das trifft nicht zu: Mitarbeitende in Wohlen dürfen ihr privates Mobiltelefon am Arbeitsplatz mit sich tragen. Wie für alle Angestellten üblich, sind private Telefonate möglichst in der Pausenzeit zu tätigen. Dringende Anrufe (z.B. mit Familienmitgliedern) können selbstverständlich auch während der Arbeitszeit getätigt oder angenommen werden.
Alle unsere Mitarbeitenden haben Anrecht auf ihre Hauptpausen, so wie es das Gesetz verlangt. Abseits dieser Hauptpausen kann jede und jeder aufs WC oder die Wasserflasche auffüllen – selbstverständlich ohne auszustempeln. Dass sich die Logistikerinnen und Logistiker bei Kurz- oder Rauchpausen abmelden müssen, hat Gründe: Die Arbeitsplätze müssen wie geplant belegt sein, damit es keine Staus gibt in nachfolgenden oder vorgelagerten Anlagebereichen. Es handelt sich um eine abgestimmte Produktionsanlage. Die Waren müssen vom Wareneingang über die Lagerung bis zur Verpackung gut koordiniert durchlaufen. Nur wenn auch so viele Mitarbeitende wie geplant in den entsprechenden Bereichen tätig sind, können wir das tägliche Bestellvolumen stemmen, die fristgerechte Lieferung garantieren sowie höchstmögliche Arbeitssicherheit gewährleisten.
Generell wird im Verteilzentrum in Wohlen von Montag bis Samstag gearbeitet – also an sechs Tagen die Woche. Die Mitarbeitenden sind an fünf Tagen pro Woche eingeplant. Sind Mitarbeitende an einem Samstag eingeplant, arbeiten sie an einem Wochentag nicht. In der Spitzenzeit kann es zu 6-Tage-Arbeitswochen kommen. Diese sind jedoch frühzeitig geplant und auch kommuniziert. In der Regel kommt dies pro Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin von Oktober bis Dezember zweimal vor. Ausserhalb der Spitzenzeiten kann auch einmal ungeplant bei höherem Arbeitsanfall eine Samstagsschicht nötig werden: Hierbei zählen wir auf freiwillige Mitarbeitende, die Stunden vorholen möchten. Bei Mitarbeitenden, die aus privaten Gründen Minusstunden aufgebaut haben, die nicht vom Unternehmen angeordnet wurden, wird eine zeitnahe Nacharbeit vereinbart. Selbstverständlich kann allfällige Überzeit vollumfänglich kompensiert werden.
Die Arbeit im Pick Tower ist körperlich intensiv. Pro Arbeitstag legen die Logistikprofis rund 12 Kilometer zu Fuss zurück – also rund 1,5 Kilometer pro Arbeitsstunde. Um das Pensum zu erfüllen, muss also niemand rennen. Wie einleitend erwähnt, haben wir den Journalisten mehrfach eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen und mit den Leuten zu sprechen. Unsere Einladung hat er leider ausgeschlagen.
Tatsache ist, dass der Umsatz pro Vollzeitkraft seit unserer Gründung von rund 3 Millionen Franken pro Vollzeitstelle stetig abgenommen hat. 2017 erreichten wir den bisher tiefsten Wert von 1 Million Franken pro Vollzeitstelle. Seit 2017 ist der Wert wieder leicht angestiegen auf 1,2 Millionen pro Vollzeitstelle. Diese Werte sind aber bezüglich Leistungserwartungen an die Logistik ziemlich unbrauchbar. Wir haben nämlich in dieser Zeit weit über 100 Millionen Franken in die Logistikanlagen investiert. Der Betrieb ist heute zu einem guten Teil automatisiert, weshalb sich die Werte absolut nicht vergleichen lassen. Die Produktivitätssteigerungen dürfen dabei aber nicht zu Lasten der Mitarbeitenden gehen. Besser werden wir, indem unsere Fachkräfte clevere Prozessverbesserungen vornehmen, Arbeitsplätze und Hilfsmittel optimieren und den Betrieb durch zusätzliche Automatisierungsschritte effizienter machen.
In den Jahren 2020 und 2021 gab es im Logistikzentrum Wohlen jeweils rund 30 dokumentierte Fälle von Übelkeit, Kreislauf- oder Blutdruckproblemen, bei denen die Betriebssanität im Einsatz war. Bei rund 100’000 Arbeitstagen, die in unserem Logistikzentrum jedes Jahr in Summe geleistet werden, bedeutet dies, dass ein Mitarbeitender durchschnittlich einmal alle zehn Jahre an Übelkeit, Kreislauf- oder Blutdruckproblemen leidet.
Wir nehmen alle gesundheitsbedingten Vorfälle sehr ernst. Jeder Fall ist einer zu viel. Selbst wenn die Zahlen für einen Logistikbetrieb nicht auffällig hoch sind, analysieren unsere Fachleute für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) alle Vorfälle genau. Dass Kreislaufprobleme bei körperlicher Arbeit im Hochsommer häufiger vorkommen, erscheint uns nachvollziehbar und ist wahr.
Deshalb haben wir längst Massnahmen ergriffen: Neben Stosslüften und dem Einsatz eines Kühlaggregats stehen Ventilatoren an den Arbeitsplätzen bereit. Zudem gibt es reichlich Wasserspender, damit alle ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen können. Was uns positiv stimmt: Die Anzahl Fälle ist in den letzten Jahren stabil geblieben – obwohl sich die Zahl der Mitarbeitenden seit 2020 verdoppelt hat. Nichtsdestotrotz arbeiten wir intensiv daran, die Arbeitsbedingungen bei uns in der Logistik weiter zu optimieren.
Diese Aussage ist nachweislich falsch: Seit 2020 bis heute haben wir 400 temporäre Mitarbeitende in feste Arbeitsverhältnisse übernommen. Das sind 55% aller temporären Mitarbeitenden, die wir in diesen Jahren befristet eingestellt hatten (insgesamt 722). Gerne hätten wir noch mehr Temporäre bei uns als Festangestellte im Team aufgenommen. Dass diese nach dem Lockdown aber zurück in ihre angestammten Berufe wechseln wollten, liegt auf der Hand. Der Einsatz von temporären Mitarbeitenden ist für einen Betrieb wie unseren, mit so starken saisonalen Schwankungen, unumgänglich. Wir haben im Dezember ein über doppelt so hohes Bestellvolumen zu bewältigen wie unterjährig.
Die interne Mitarbeiterbefragung «Stimmungsbarometer» führen wir drei Mal pro Jahr anonymisiert und ohne jegliches Mitwirken der Führungskräfte durch. Die Mitarbeitenden können die Umfrage an ihrem Arbeitsplatz ausfüllen oder ihr privates Gerät nutzen. Bei der einmal jährlich durchgeführten Sonar-Umfrage, der umfassenden Engagement-Befragung, bieten wir den Logistikerinnen und Logistikern an, die Umfrage auf zusätzlich eingerichteten Arbeitsstationen in einem Sitzungszimmer auszufüllen und sich dabei von der Personal- und Organisationsentwicklung (POD) unterstützen zu lassen.
POD wertet das Stimmungsbarometer aus. Die Sonar-Umfrage dagegen lassen wir durch einen externen Partner analysieren. In der Folge bekommen die Führungskräfte sämtliche Reports in komplett anonymisierter Form zugestellt. Die umfangreichen Rückmeldungen helfen uns, die wichtigen Handlungsfelder zu identifizieren und konkrete Verbesserungsvorschläge umzusetzen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Befragungen, dass es um die Logistik keineswegs schlecht steht. Die Zufriedenheitswerte im Stimmungsbarometer sind in den letzten zwei Jahren von knapp 7 auf 7,5 gestiegen, auf einer Skala von 1 bis 10. Im Zuge der Sonar-Befragung hat unsere Logistikabteilung in 9 der 11 Dimensionen sowohl die Logistiknorm (Logistikunternehmen international) als auch die Schweiz-Norm (Schweizer Unternehmen branchenübergreifend) übertroffen oder erreicht. Bei den verbleibenden zwei Dimensionen liegt unsere Logistikabteilung wenige Prozentpunkte unter diesen Durchschnittswerten. Diese Resultate zeigen auf, dass die Arbeitsatmosphäre im Logistikzentrum grossmehrheitlich als positiv wahrgenommen wird. Die verbleibende Minderheit nehmen wir ernst und wir sind dankbar für deren Verbesserungsvorschläge.
Mit dem rasanten Wachstum während der Corona-Jahre haben wir in der Logistik nicht nur innert kürzester Zeit die Zahl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdoppelt, sondern auch die Zahl unserer Führungskräfte. Einige Führungskräfte aus sehr unterschiedlichen Unternehmenskulturen und mit unterschiedlichen Erfahrungslevels stiessen zu uns. Und nicht jede(r) war in der Lage, sich im Einklang mit unseren Werten zu verhalten. Deshalb haben wir intensiv mit den neuen Führungskräften gearbeitet, um ihnen unsere Kultur näherzubringen.
Und das wird sich auch nicht ändern. Wir investieren viel Zeit und Energie in Führungsentwicklung und Training. Dass sich diese Investitionen auszahlen, sieht man an den stetig steigenden Zufriedenheitswerten in unseren Mitarbeiterbefragungen und vor allem auch in den täglichen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen. Mangelnde Sozialkompetenz oder Fehlverhalten nehmen wir sehr ernst. Leider mussten wir uns in den letzten zwei Jahren von einigen Führungskräfte trennen, weil es trotz Training und klaren Richtlinien zu individuellem Fehlverhalten gekommen war.
An alle Kolleginnen und Kollegen gerichtet, verspricht die Geschäftsleitung von Digitec Galaxus: Niemand, der Kritik anbringt, allfällige Missstände anspricht oder Verbesserungsvorschläge einbringt, hat Nachteile zu befürchten. Im Gegenteil, wir brauchen euer Engagement und euer Feedback. Sprecht mit uns! Das gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen, die mit dem SonntagsBlick in Kontakt waren. Nur wenn wir wissen, wo euch der Schuh drückt, können wir es gemeinsam zum Guten verändern. Meine Mailadresse ist florian.teuteberg@digitecgalaxus.ch.
Meine Mission ist es, für die Kunden das Einkaufen einfacher und besser zu machen und meinen Mitarbeitenden ein inspirierendes Arbeitsumfeld zu bieten. Den Ausgleich zur Arbeit finde ich im Ruderboot oder auf dem Bike. Zunehmend auch zusammen mit meinen Kindern. Dank ihnen komme ich auch wieder in den Genuss von LEGO, ferngesteuerten Autos oder einer Partie Age of Empires.