Hintergrund

Ein Bad im Vulkan, Hitze und ein schwelender Konflikt

Lous und Julen träumen von einem Bike-Trip entlang der alten Seidenstrasse. Wie weit sie es schaffen, steht in den Sternen. Was sie erleben, steht hier. Im Osten der Türkei stossen die beiden an unsichtbare Grenzen.

Die beiden lernen, dass eiskaltes Wasser bei 59 Grad über dem schattenlosen Asphalt nach 17 Minuten Körpertemperatur erreicht. Nach 32 Minuten würde es als Tee durchgehen. Selbst die Gipfel scheinen zu schmelzen. Sanft und weich reihen sie sich aneinander, was darüber hinwegtäuscht, wie hoch sie sind.

Aufsteigen

Der Erlebnishunger bleibt grösser als der Wunsch nach Abkühlung. Zum Nemrut, dessen 2150 Meter hoher Gipfel Heiligtum, Grabstätte und heute ein Nationalpark ist, brechen Lous und Julen um vier Uhr morgens auf.

Sie scheitern weder an Hitze noch an der Höhe, dafür beinahe an ein paar Lira Eintritt. Kleingeld haben sie nicht mit und vor dem Erlebnis fordern nicht Götter, sondern die Hüter des Nationalparks eine kleine Opfergabe. Als das mit modernen Mitteln übers Smartphone geklärt ist, ist der Weg frei zu den jahrtausendealten Steinfiguren von Zeus, Apollo oder Antiochus.

Auftanken

Ein Höhepunkt. Danach geht es bergab. Tut auch mal gut. Nicht historisch wertvoll, dafür eine Art moderne Oase sind die Tankstellen am Wegesrand. Hier gibt es mitten im Nichts alles, was das Bikerherz begehrt. Kühle Getränke, Verpflegung und Gas für den Campingkocher. «Das sind perfekte Plätze zum Übernachten», sagt Julen. «Sie haben rund um die Uhr offen und sind ein sicherer Ort.»

Aufpassen

Aufpumpen

Aufatmen

Immer wieder werden Lous und Julen gefragt, ob sie sich sicher fühlen und wie sie über die Türkei denken. «Die Menschen sind um den Eindruck der Ausländer gegenüber die Türkei besorgt», sagt Lous. Für die Reisenden reiht sich eine positive Erfahrung an die nächste. Feinselig zeigen sich nur die Hunde, die in der folgenden Nacht aggressiv bellend das Zelt belagern, während Lous und Julen regungslos darin ausharren.

Aufregend

Eigen ist auch Fevzi, der am Ende des Wegs einen kleinen Shop betreibt und nebenbei die dort lebenden Bären füttert. «You look tired, very very tired!», begrüsst er Julen, bevor er sich mit folgendem freundlich gemeinten Satz an Lous wendet: «And you are big monkey!»

Es bleibt seltsam und seltsam schön mit dem ungewöhnlichen Mann, der einen Bärenschutz um das Zelt der Reisenden zieht. Sie laden ihn zum Essen ein, bevor er die beiden in dieser Vollmondnacht zu einem Bad in der heissen Quelle des Kraters führt.

«Ich hatte noch nie ein Bad mit so vielen Anweisungen», erzählt Lous. Linker Fuss, rechter Fuss. Jeden Schritt gibt Fevzi vor und kümmert sich um seine Besucher, bis Lous und Julen nach einem Tee am Feuer schlafen gehen. «Solche Erlebnisse sind ein Highlight, weil der Mann so interessant und liebenswert war», sagt Lous. Ein Bad im Vulkan, eine Erinnerung fürs Leben.

Lous und Julen sind immer noch unterwegs. Wie es weitergeht, erfährst du im nächsten Teil.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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