Bild: Defextiles Project Video, Screenshot
News & Trends

Defextiles: Tüll aus dem 3D-Drucker

Vanessa Kim
6.11.2020

Forschern des MIT Media Lab in Massachusetts ist es erstmals gelungen, ein tüllartiges Textil zu drucken. Das Material mit der Bezeichnung Defextiles ist das Resultat eines häufigen Fehlers im 3D-Druck.

Innovationen werden am MIT Media Lab in Massachusetts gross geschrieben. In der Kreativschmiede tüfteln Wissenschaftler unter anderem an Produkten aus dem 3D-Drucker. Eines davon ist Defextiles, ein neuartiges Textil. Der Doktorand Jack Forman hat es entwickelt. Es basiert auf einem typischen Fehler im 3D-Druck: der Unterextrusion. So wird der Fall bezeichnet, in dem die Düse des Printers nicht genügend Material ausspuckt. Aufgrund dieses Materialmangels verkleben die gedruckten Schichten nicht ausreichend miteinander. So entstehen Hohlräume zwischen den einzelnen Lagen.

Für seine Innovation macht sich der Forscher die zyklischen «Spaltdefekte» einer Unterextrusion zunutze. Indem er diese während des Druckens konstant kontrolliert und alle nötigen Druckparameter einhält, entsteht ein Tüll-ähnliches Material, das wie gewebt aussieht und sich nach Belieben formen lässt. Nebst Röcken und Spitzenstoffen hat Jack daraus bereits Federbälle und interaktive Lampenschirme gefertigt:

Das rund 0,4 Millimeter dicke 3D-Textil ist nicht nur elastisch, sondern lässt sich auch schnell drucken. Hinzu kommt, dass dieses Verfahren relativ kostengünstig ist; fürs Printen ein herkömmlicher PLA-Drucker ausreicht und keine teure Software nötig ist. Das macht Defextiles preiswert und auch für die breite Masse zugänglich.

A) Die digitale Version des Faltenrocks. B) Der Jupe, wie er aus dem 3D-Drucker kommt C) So sieht der 3D-Rock angezogen aus. Bild: Jack Forman
A) Die digitale Version des Faltenrocks. B) Der Jupe, wie er aus dem 3D-Drucker kommt C) So sieht der 3D-Rock angezogen aus. Bild: Jack Forman

Für den 3D-Tüll verwendet der Forscher Polymilchsäure (PLA) als Ausgangsmaterial. Das ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff, der aus Maisstärke oder Zuckerrohr gewonnen wird. Weil PLA aber nur unter industriellen Kompostierbedingungen abgebaut werden kann, ist der biobasierte Kunststoff nicht nachhaltig.
Um seine Innovation «grüner» zu machen, will Forman in Zukunft auf biologisch abbaubare Textilien aus Kaffeesatz oder Algen setzen. Auf diese Weise leistet der Wissenschaftler einen kleinen, aber wichtigen Beitrag, nachhaltige Mode zu etablieren.

Titelbild: Bild: Defextiles Project Video, Screenshot

7 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt. 


Computing
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Nachhaltigkeit
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Mode
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Kommentare

Avatar