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Darum gibt es keinen «Death Stranding 2»-Test von uns
von Philipp Rüegg
«Death Stranding 2» ist ein visuelles Brett. Es hat lange gedauert, aber endlich fühlt es sich an, als ob die Power der PS5 auch wirklich genutzt wird. Und mit «GTA 6» und «The Witcher 4» wird's bald noch spektakulärer.
Die aktuelle Konsolengeneration ist merkwürdig. Ja, die PS5 und Xbox Series X sind auf Papier um ein Vielfaches stärker als ihre Vorgängermodelle. Aber welche Games sind bisher erschienen, die dich visuell wirklich umgehauen haben? Spiele, bei denen du dir sagst: «Wow, sowas wäre mit der PS4 nicht möglich gewesen».
Mir fällt kein solcher Wow-Moment ein – zumindest nicht in dem Ausmass, wie ich es von früheren Konsolengenerationen gewohnt bin. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass viele bisher veröffentlichte PS5-Games – sowohl von Sony als auch von Third-Party-Herstellern – Cross-Gen-Releases sind. Titel wie «Horizon: Forbidden West», «God of War: Ragnarök», «Gran Turismo 7» sind alles schicke Spiele, die aber in einer «schlechteren» Version auch auf der PS4 laufen.
Die wenigen PS5-exklusiven Releases wie «Astro Bot» oder «Spider-Man 2» sehen zwar auch sehr schön aus, keine Frage. Aber der «Wow, sowas wäre mit der PS4 nicht möglich gewesen»-Faktor fehlt auch bei diesen Beispielen. Auf der Xbox gab es mit «Senua's Saga: Hellblade 2» immerhin umwerfende Wow-Grafik, jedoch mit grossen spielerischen Einschränkungen.
Mit «Death Stranding 2» veröffentlicht Sony erstmals ein Game, das sich so richtig schön «Next-Gen» anfühlt. Ein Game von Kojima Productions, das für die Power der PS5 und ohne die Einschränkungen der PS4 entwickelt wurde. Es hat lange gedauert – fast fünf Jahre. Meine Geduld wird aber mit einem visuell umwerfenden technischen Showcase belohnt, der darüber hinaus auch spielerisch viel zu bieten hat.
Hinweis: Noch sind wir nicht soweit, einen vollumfänglichen Test von «Death Stranding 2: On the Beach» zu veröffentlichen. Warum, erklärt Phil in diesem Beitrag:
Schon die Intro-Sequenz haut mich aus den Socken. Ich laufe mit Sam und seinem «geklauten» Baby entlang eines Bergkammes zu meinem Unterschlupf. Ich traue meinen Augen nicht. Ich sehe so viele Details auf dem Screen. So viele kleine Steine in meiner Nähe und unheimlich detailliert gerenderte Steinformationen in weiter Entfernung.
Das erste «Death Stranding» hat bezüglich der Darstellung felsiger, weitläufiger Landschaften die Messlatte schon sehr hoch gesetzt. Der Nachfolger nimmt die Stange, montiert sie doppelt so hoch und springt dann mühelos drüber – und das alles mit 60 Bildern pro Sekunde (FPS) und makelloser Bildqualität auf der PS5 Pro.
Das Ganze erinnert ein bisschen an die Nanite-Technologie der Unreal Engine 5. «Death Stranding 2» läuft aber in einer offensichtlich aufgebohrten Version der Decima Engine des Sony-Entwicklerstudios Guerilla Games («Horizon»).
Die Beleuchtung ist ebenfalls beeindruckend und trägt massgeblich zur Atmosphäre des Spiels bei. Das Game nutzt zwar kein Raytracing, erzeugt aber trotzdem realistisch aussehende Szenarien in Aussen- und Innenräumen.
In einigen Situationen – wie bei diesem spektakulären Feuerwerk bei einem Bosskampf – werde ich mit so vielen Partikel- und Leuchteffekten bombardiert, dass mir fast schwindlig wird. Ich stelle mir vor, wie meine PS4 in dieser Situation explodiert wäre.
Auch bei den Wettereffekten gibt es riesige Fortschritte. Der gefährliche «Timefall»-Regen prasselt fast schon gewalttätig auf Sam nieder und hinterlässt verblüffend echt aussehende Tropfen auf der Kameralinse. Und das Beste daran: Das visuell umwerfende Wetter hat auch einen Einfluss auf das Gameplay. Regnet es viel, werden kleine Bäche zu reissenden Flüssen, die ich nur schwer durchqueren kann.
Nicht nur bei den Umgebungen und Effekten fühlt sich «Death Stranding 2» so richtig schön «Next-Gen» an. Auch die Charaktermodelle sowie Animationen haben einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Sam sieht Norman Reedus ähnlicher als je zuvor. Die kleinen Poren und Falten im Gesicht. Die ausdrucksstarken Augen. Die detaillierten Haare. Ganz grosses Kino, vor allem in den Realtime-Cutscenes.
Oben siehst du Norman Reedus in «Death Stranding: Director's Cut» und unten in «Death Stranding 2»:
Mit «Death Stranding 2» ist Sonys «Next-Gen» nach fünf Jahren endlich so richtig eröffnet. Das nächste visuelle Highlight dürfte wohl der Rockstar-Blockbuster «GTA 6» werden. Die bisher veröffentlichten Trailer versprechen einen Detailgrad, wie es ihn noch nie in einem Open-World-Spiel gegeben hat.
Besonders die Anzahl an NPCs, Fahrzeugen und Tieren, die gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind, ist beeindruckend. Ebenso wie das realistische Physiksystem – Bier schwappt in Flaschen hin und her und schäumt. Haare wehen im Fahrtwind und sehen täuschend echt aus. Dicke Bäuche, Gesässe und Brüste reagieren auf die Bewegungen der Charaktere, die dadurch nicht wie steife Puppen, sondern wie echte menschliche Wesen mit Fett und Muskeln aussehen. Unglaublich.
Im Gegensatz zu «Death Stranding 2» wird «GTA 6» auch ausgiebig Gebrauch von Raytracing machen – sowohl für Reflexionen als auch für die Beleuchtung. Dass das Game wohl nur mit 30 FPS laufen wird, kann ich in Anbetracht der visuellen Qualität verschmerzen.
Neue Standards will auch CD Projekt Red mit «The Witcher 4» setzen. Das Game wird in enger Zusammenarbeit mit Epic Games und ihrer Unreal Engine 5 entwickelt. Die kürzlich präsentierte Tech-Demo macht auf jeden Fall Lust auf mehr.
Natur mit unglaublich dichter Vegetation, Städte mit erstaunlich vielen detaillierten NPCs und atmosphärische Echtzeitbeleuchtung dank extensivem Gebrauch von Lumen (Ray Tracing). Und das alles bei 60 FPS auf einer PS5. Nicht PS5 Pro. Auf der «normalen» PS5.
Bis wir mit Ciri in der magischen Unreal-Welt herumreiten dürfen, wird aber noch einige Zeit vergehen. Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Game ein Cross-Gen-Titel wird, der auch auf der PS6 und der nächsten Xbox erscheinen wird.
Schon komisch. Gerade als ich das Gefühl bekomme, dass die aktuelle Konsolengeneration endlich in Fahrt kommt, steht schon die nächste vor der Türe.
Bleibt nur zu hoffen, dass ich neben «Death Stranding 2», «GTA 6» und «The Witcher 4» noch einige weitere «Wow, sowas wäre mit der PS4 nicht möglich gewesen»-Momente auf der PS5 erleben werde.
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.