Stefanie Lechthaler
Produkttest

Cricut Iron-On: Mein erstes Mal mit dem gigantischen Bügeleisen

Früher endete Bügeln im Frust, heute klappt der Transferdruck auf Anhieb. Mein Test mit der Cricut EasyPress 3.

Vor unzähligen Jahren hatte ich gemeinsam mit einer Schulkollegin die Trikots für unser Grümpi-Team entworfen. Übermütig und mit zu viel Hitze, büg­elten wir die mit «Blue-Girls» bedruckten Folien auf unsere Shirts, sodass sich die Farbe dunkel färbte. Mit den unschönen Trikots traten wir an und verloren zudem noch alle Spiele.

Nach dem Doppelfrust habe ich das Bügeln bleiben lassen.

Bis heute.

Mehr als ein Bügeleisen

Neben diversen Schneideplottern bietet der Hersteller Cricut eine Reihe an Hitzepressen in unterschiedlichen Grössen und Formen an. Ich wage meinen ersten Versuch mit der EasyPress 3. Die Fläche von 30,5 × 25,4 Zentimetern sollte gross genug sein, um für meine zukünftigen Projekte hinzuhalten.

Ja, mein früheres Ich hätte sie damals auch gebraucht.
Ja, mein früheres Ich hätte sie damals auch gebraucht.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Bügeleisen arbeiten die Pressen ohne Dampf. Stattdessen geben sie die Wärme mit einer definierten Temperatur gleichmässig über die gesamte Fläche ab. Das hat den Vorteil, dass Drucke und Transferfolien an allen Stellen gleich lange erhitzt werden.

Ein erster Blick auf die Heizpresse

Die EasyPress ist mit vier Kilo überraschend schwer. Das meiste Gewicht macht die Heizplatte aus. Also genau der Teil, den ich für den Drucktransfer hochheben muss.

In der Verpackung liegen das Gerät, ein Jutebeutel, eine Folie mit dem Cricut-Logo für den ersten Aufdruck und eine Gebrauchsanweisung. Leider ist keine Unterlegmatte im Lieferumfang enthalten, obwohl sie sich für die Projekte als erforderlich herausstellt.

Weil mir das Cricut-Logo zu langweilig ist, besorge ich mir weitere Vinylfolien und erstelle mit dem Maker 4 Schneideplotter ein eigenes Design.

  • Ratgeber

    Maker 4: So gelingt dir dein erstes Projekt mit dem Schneideplotter

    von Stefanie Lechthaler

Iron-On: Nicht jede Druckfolie eignet sich für alle Textilien

Im Essential Bundle vom Maker 4 wird eine Auswahl an «Smart Iron-On»-Folien mitgeliefert. «Perfekt», denke ich mir. Ich kann also gleich loslegen und meine Kleider bedrucken. Aber ganz so einfach ist das nicht. Nach einer kurzen Recherche erfahre ich, dass das Universum an unterschiedlichen Transferfolien riesig ist. Jede passt zu einem bestimmten Material und hat ihre eigene Heiztemperatur. Eine kleine Einführung in die Iron-On Materialien gibt Cricut auf ihrer Webseite.

So erklärt der Hersteller, dass sich «Smart Iron-On» für die allermeisten Textilien eignet – doch nochmals Glück gehabt –, während Materialien wie «Sportflex» nur für Textilien mit einem hohen Polyesteranteil gedacht sind und weniger gut auf reiner Baumwolle funktionieren.

 Eine kurze Recherche verhindert Fehlkäufe und Frust.
Eine kurze Recherche verhindert Fehlkäufe und Frust.

Lass mich mit der App in Ruhe

Eigentlich bin ich jetzt bereit für meinen ersten Motivtransfer. Also schalte ich das Gerät ein, das mir auf dem Display zu erkennen gibt, dass ohne die App nichts läuft. Ich drücke an den Knöpfen herum. Nichts. Der Text auf dem Screen bleibt unverändert. Die Software muss also wirklich auf mein Smartphone.

Ich gebe nach und hole mir die «Cricut Design Space-App», in der ich mich mit meinem Login anmelde und direkt zum Einrichten-Menü gelange. Ich wähle die Heizpresse an und werde – ZUM APPLE-STORE WEITERGELEITET! Gerne würde ich in diesem Moment die Heizpresse aus dem Fenster schmeissen, denn jetzt muss ich mir noch zusätzlich die «Cricut Heat-App» downloaden, um das Bügeleisen zu verwenden. Ich kann es nicht fassen.

Genervt logge ich mich in der zweiten Applikation ein und das Gerät verbindet sich über Bluetooth mit meinem Smartphone. Der Bildschirm auf der Easypress schaltet in den Startmodus. Endlich.

Die richtige Temperatur für die Transferfolie

Über die App kann ich einstellen, wie lange und mit welcher Temperatur die Heizpresse arbeiten soll. Das kann ich nach der Anmeldung auch manuell am Gerät einstellen. Ansonsten bietet die Heat-App eine Auswahl an Anleitungen für die Übertragung mit Infusible Ink, die Bedienungsanleitung und einen Direktlink zum Wärmeleitfaden. Der Leitfaden zeigt mir, welche Temperatur und Wärmezeit für Transfermaterial und Oberflächen nötig sind.

Ich verstehe nicht, weshalb ich eine App brauche. Manuelle Eingabe ist ebenfalls möglich.
Ich verstehe nicht, weshalb ich eine App brauche. Manuelle Eingabe ist ebenfalls möglich.

Auf der Homepage wähle ich «Smart Iron-On» und «Tote Bag» aus und der Heatguide empfiehlt mir, die Heizplatte bei 155°C für 30 Sekunden aufzulegen. Vorher soll ich den Stoff noch fünf Sekunden vorheizen.

Weil ich noch keine Unterlegmatte besitze, lege ich ein altes, dickes Badetuch zusammen, damit der Tisch nicht abfackelt. Diesen Tipp gibt Cricut auch in der Gebrauchsanweisung. Ich stelle die EasyPress auf die vorgegebene Temperatur und Zeit ein und warte bis sie mir das Signal gibt, dass sie bereit ist.

Bevor ich das Motiv platziere, muss ich den Stoff glattstreichen und vorwärmen.
Bevor ich das Motiv platziere, muss ich den Stoff glattstreichen und vorwärmen.

Anschliessend lege ich die Heizplatte auf den Jutebeutel und streiche damit über die Stofffalten, bis die Oberfläche fast komplett glatt ist. So verhindere ich, dass das Motiv unschön auf das Textil gedruckt wird und heize den Stoff gleichzeitig vor. Die Heizplatte deponiere ich wieder auf der Sicherheitsablage, bevor ich das Motiv mit der matten Seite auf den Stoff positioniere.

Das Motiv wird mit der matten Seite nach unten auf dem Stoff platziert.
Das Motiv wird mit der matten Seite nach unten auf dem Stoff platziert.

Dann lege ich die Heizplatte wieder auf das Motiv und drücke die Start-Taste. Ein Countdown zeigt mir an, wie lange ich warten muss. Sind die 30 Sekunden vorbei, klingt ein Signalton. Das heisst, ich muss die Heizpresse vom Stoff nehmen.

Jetzt wird das Motiv erhitzt.
Jetzt wird das Motiv erhitzt.

WOW WOW WOW

Sobald die Druckfolie genügend abgekühlt ist, hebe ich sie leicht ab. Der Rand vom Motiv klebt noch am Transfermaterial, also leg ich die Heizplatte nochmals für wenige Sekunden drauf. Beim zweiten Anlauf haftet alles am Stoff. Vorsichtig ziehe ich die ganze Übertragungsfolie ab, bis sich das fertige Motiv auf dem Beutel offenbart. Wow. Die Schlange ist bis ins kleinste Detail komplett. Laut Cricut muss ich das Motiv noch abkühlen lassen und 24 Stunden vor dem ersten Waschgang warten.

Ich bin begeistert, das Resultat sieht hochwertig und sauber aus.
Ich bin begeistert, das Resultat sieht hochwertig und sauber aus.

Die Transferdrucke sollen bis zu 50 Waschgänge überleben. Dafür sollten sie auf links gedreht und bei niedriger Temperatur gewaschen werden. Und mein Fazit? Auch wenn die Aufdrucke nicht für die Ewigkeit halten, sehen sie bei Weitem besser als die «Blue-Girls»-Trikots aus.

Fazit

Super Heizpresse mit unnötiger App

Die EasyPress 3 ist mit einer Abmessung von 30.5 × 25.4 Zentimetern zwar etwas schwer, aber perfekt für mittelgrosse Projekte. Sie verteilt die eingestellte Hitze gleichmässig, und der Countdown gibt mir eine klare Orientierung, mit Signaton, wenn die benötigte Wärmezeit vorbei ist. Damit habe ich wunderschöne Ergebnisse erzielt. Nur die App, die für den Start der Transferpresse notwendig ist, ist mir ein Dorn im Auge. Sie lässt genau dieselben Funktionen ansteuern, die ich auch manuell angeben kann, ist aber trotzdem Pflicht. Das gibt einen Stern abzug von mir. Schade.

Pro

  • Grösse
  • gleichmässige Wärmeverteilung
  • Countdown mit Signalton
  • schöne Ergebniss

Contra

  • Heizplatte ist relativ schwer
  • App für die Nutzung notwendig
Titelbild: Stefanie Lechthaler

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Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.


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