
Ratgeber
Scharf auf Chili? Jetzt schnell aussäen!
von Darina Schweizer
Von vergeilten Stängeln bis zu gelben Blättern: Mein Chili-Experiment auf dem Balkon ging gründlich schief. Deshalb kommt hier eine scharfe Selbstkritik.
Chilis und ich sind wie Raffaellos und Essiggurken: Wir passen einfach nicht zusammen. Ehrlich gesagt mag ich nicht mal ihr Aroma. Scharf, ja – aber irgendwie geschmacklos. Weil sie in der Galaxus-Community jedoch beliebt sind und ich auch Chili-Fans in der Familie habe, habe ich begonnen, auf meinem Balkon testweise Saatgut auszusäen.
Und sagen wir mal so: Das Ergebnis ist nicht wirklich gelungen.
Ihre Kindheit im Zimmergewächshaus verlief harmonisch. Doch der Sprung vom Teenie- ins Erwachsenenalter und auf den Balkon gelang nicht recht. Ab mittlerer Grösse verloren sie zahlreiche Blätter. Und die wenigen, die jämmerlich hängen blieben, verfärbten sich gelblich. Immerhin: Im August wuchsen drei kleine Schoten. Doch was hätte ich besser machen können?
Beginnen wir von vorne: Der April war der erste Fehler. Am besten hätte ich die Chilis viel früher, schon im Februar, im Wohnzimmer angepflanzt. Die Schoten brauchen von der Keimung bis zur ersten Frucht rund vier Monate – scharfe Sorten (Habaneros, Carolina Reaper etc.) sogar teilweise noch länger. Je grösser und stärker sie dann bei stabil warmen Mai-Temperaturen sind, wenn ich sie rausstellen kann, desto mehr Blüten und Früchte bilden sie.
Zu spät war ich auch mit dem Umzug der Teenie-Pflänzchen in die erste WG: den grösseren gemeinsamen Aussentopf. Viele hatten schon überlange Stiele gebildet – sie waren vergeilt, weil die Nährstoffe in den kleinen Töpfchen wohl aufgebraucht waren und sie sich hilflos in Richtung Sonne streckten. Hätte ich sie danach zügig etwas tiefer in einen neuen Topf gepflanzt, hätte ich dem entgegenwirken können. Hätte, hätte, Fahrradkette …
Weshalb die Blätter verblassten, gibt mir noch Rätsel auf. Vermutlich habe ich die Pflanzen zu wenig gegossen oder die falsche Erde verwendet. Chilis mögen ein feuchtes, lockeres und nähstroffreiches Substrat mit einem leicht sauren pH-Wert von etwa 6,5. Empfohlen wird zum Beispiel Tomaten- und Gemüseerde mit erhöhtem Kaliumgehalt. Oder zusätzlich …
… organischer Flüssigdünger. Anfangs stark verdünnt, hätte er den Chilis den nötigen Anstoss gegeben. Das habe ich nur ein einziges Mal gemacht und danach wieder schleifen lassen.
Zuletzt hätte wohl auch ein leicht grösserer Aussentopf geholfen. In Chili-Foren wird ein Fassungsvermögen von rund sechs Litern empfohlen.
«Selber schuld!», bleibt mir da nur zu sagen. Und zu hoffen, dass meine drei mickrigen Schoten bis zur letztmöglichen Erntezeit im Oktober noch wachsen. Im nächsten Jahr werde ich es besser machen. Und wenn mir das wieder nicht gelingt, dann futtere ich aus Frust eine Packung Raffaellos.
Vielleicht hast du selbst schon Chilis erfolgreich angebaut? Teile deine Tipps unten in den Kommentaren.
Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.
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