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Canon macht Blitzgeräte inkompatibel. Ein Skandal?

David Lee
7.5.2019

Die Foto-Szene hat wieder etwas gefunden, worüber sie sich aufregen kann. Canon hat bei gewissen Einsteiger-Spiegelreflexkameras den Blitzschuh so verändert, dass nicht mehr alles wie gewohnt funktioniert. Ein Skandal oder alles halb so wild?

Das reine Auslösen des Blitzes funktioniert also auch mit Blitzgeräten anderer Marken. Du kannst zum Beispiel ein Nikon-Blitzgerät an einer Canon-Spiegelreflex montieren. Aber du musst dann alles manuell einstellen, weil eben die elektronische Übertragung der Einstellungen nicht funktioniert.

Canon hat nun bei gewissen sehr günstigen Einsteiger-Kameras den Mittenkontakt entfernt. Die Folge davon ist, dass Blitzgeräte, die eigentlich für andere Marken gebaut sind, nun überhaupt nicht mehr funktionieren – nicht einmal manuell. Betroffen sind aus unserem Shop die supergünstige Canon EOS 2000D und die etwas teurere EOS 250D.

Bevor man wieder wie die Kommentarschreiber im Petapixel-Blog vor Wut und Häme durchdreht, wäre also zu klären, welches nun wirklich die Einschränkungen sind.

Ich beschliesse also, das mal auszuprobieren: Ich hole mir im Shop die Canon EOS 2000D und das Blitzgerät Godox V860IIC. Das C im Namen steht für Canon: Es soll mit Canon-Kameras voll kompatibel sein. Ich will es mit einem Dritthersteller ausprobieren, weil der Verdacht im Raum steht, dass Canon die eigenen Blitzgeräte irgendwie zu bevorteilen versucht.

Aufsteckblitz funktioniert problemlos

Ich schraube den Godox-Blitz auf die Kamera, schalte beides ein und drücke ab. Der Blitz löst aus. Das Foto ist richtig belichtet. Ich verändere den Zoom und sehe, dass dies auf dem Blitzgerät erkannt wird. Wie auch die Blende und die Fokusdistanz. Das Blitzgerät funktioniert perfekt.

Ein Skandal ist das nicht – aber unnötig

Der fehlende Mittenkontakt am Blitzschuh ist nur ein kleines Manko, das in Zukunft noch kleiner wird. Irgendwann werden die wichtigsten Dritthersteller alle so weit sein, dass sie den Mittenkontakt nicht mehr brauchen. Und inkompatible Fremdmarken anschliessen war noch nie das gelbe vom Ei, höchstens eine Notlösung.

Andererseits ist die Massnahme von Canon unverständlich. Der Konzern wird so kaum mehr eigene Blitzgeräte verkaufen. Kosten spart er mit dem Weglassen eines Mini-Metallteils wohl auch keine. Der Imageverlust einer solchen Aktion wiegt weit schwerer als die Vorteile – falls es diese überhaupt gibt.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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