Activision
Hintergrund

«Call of Duty: Black Ops 7» – ein Gespräch mit dem Entwicklerteam über grosse Ambitionen und Halluzinationen

An einem Preview-Event zu «Call of Duty: Black Ops 7» in London hatte ich die Gelegenheit, mit einem Teil des Entwicklerteams zu sprechen. Die Ambitionen sind gross – der neueste Ableger soll der bisher grösste, verrückteste und vielseitigste werden. Ob die Rechnung aufgeht?

Und jährlich grüsst das «Call of Duty»-Murmeltier. Nach dem hervorragenden letztjährigen «Black Ops 6» doppelt Activision dieses Jahr mit «Black Ops 7» nach. Statt Spionage-Action in den Neunzigern gibt es ein futuristisches Kriegsszenario, in dem die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmen.

Activision gibt im Rahmen eines Preview-Events in London Einblicke in die Entwicklung des Blockbusters. Ich habe mit zwei Mitgliedern des «Call of Duty»-Entwicklerteams über ihre Ambitionen, den immensen Umfang des Spiels und das zentrale Thema der Story gesprochen: Angst und geistige Abgründe.

Natalie Pohorski ist Lead Producer bei Raven Software – also dem Studio, das sich für die Kampagne verantwortlich zeichnet. Stephanie Snowden ist Director of Communications für alle Studios, die an der «Call of Duty»-Franchise arbeiten. Neben Raven Software sind dies Infinity Ward, Treyarch und Sledgehammer Games.

Stephanie (links) und Natalie (rechts) am Preview-Event. Ben Lewis vom Multiplayer-Studio Treyarch (Mitte) war ebenfalls vor Ort.
Stephanie (links) und Natalie (rechts) am Preview-Event. Ben Lewis vom Multiplayer-Studio Treyarch (Mitte) war ebenfalls vor Ort.
Quelle: Activision

Euer neues Spiel hat eine «7» im Titel. Eine so hohe Zahl könnte auf Neulinge abschreckend wirken. Was würdet ihr Menschen mitteilen, die sich nicht trauen, in den siebten Teil einer fortlaufenden Serie einzutauchen?

Natalie: Ich behaupte, dass «Black Ops 7» das perfekte Game für Neueinsteiger ist. Wir haben grossen Wert darauf gelegt, die vier spielbaren Figuren in der Kampagne zu echten, nachvollziehbaren Charakteren auszuarbeiten. Du solltest der Geschichte folgen können, auch wenn du komplett neu im «Black Ops»-Universum bist. Aber auch alte Fans werden belohnt, weil sie zahlreiche Charaktere und Referenzen zu vergangenen Spielen entdecken werden.

Stephanie: Was für Neueinsteiger ebenfalls von Vorteil ist: «Black Ops 7» ist das grösste «Black Ops» aller Zeiten. Auch abseits der Kampagne gibt es so viele Spielmodi, in denen man sich austoben kann, egal ob man «Call of Duty» gut kennt oder nicht. Darunter sind auch Sachen, die viele nicht mit einer Spielreihe wie «Call of Duty» assoziieren würden.

Stephanie erklärt, wie die Geschichte von «Black Ops 7» an die Vorgänger anknüpft. Ob sie wirklich für Neueinsteiger geeignet ist? Ich bin skeptisch.
Stephanie erklärt, wie die Geschichte von «Black Ops 7» an die Vorgänger anknüpft. Ob sie wirklich für Neueinsteiger geeignet ist? Ich bin skeptisch.
Quelle: Activision

«Das grösste ‹Black Ops›-Game aller Zeiten»? Das ist mal eine Ansage. Was erwartet mich neben der Kampagne in diesem Monster-Paket?

Stephanie: Der «Zombies»-Modus dieses Jahr ist massiv, mit neuen Spieloptionen, einer neuen Geschichte und der grössten Map, die wir je hatten. Aber auch kleinere Spielmodi, wie den «Dead Ops Arcade»-Modus gibt es zu entdecken. Das ist ein Twin-Sticks-Top-Down-Shooter – quasi ein Game im Game. Alleine in diesem «kleinen» Modus kannst du dutzende Stunden verbraten.

Angehängt an die Kampagne ist auch der PvE-Endgame-Modus, in dem du mit insgesamt 28 Spielern eine riesige Map erkunden kannst. Im Multiplayer haben wir so viele Maps wie noch nie zum Launch, mit neuen Modi wie «Overload» und dem grösseren 20v20-Modus «Skirmish». Und nach dem Launch startet bald schon die erste Season mit neuen Inhalten.

Kurzum: Egal, was deine Vorlieben sind, wir haben sichergestellt, dass in «Black Ops 7» für jeden etwas dabei ist.

Im grossen «Skirmish»-Modus fliegst du mit Wingsuits umher.
Im grossen «Skirmish»-Modus fliegst du mit Wingsuits umher.
Quelle: Activision

In «Black Ops 7» gibt es erstmals ein globales Fortschrittssystem – hängt diese Neuerung mit der Fülle an Inhalten und Spielmodi zusammen?

Stephanie: Ja, wir haben ein so grosses Paket geschnürt und wollten sicherstellen, dass du für alles belohnt wirst. Egal ob du der Story folgst, Zombies tötest oder im Multiplayer gegen andere Spieler antrittst – du sammelst stets Erfahrungspunkte, levelst deine Waffen hoch und schaltest neue Inhalte frei. Die Zeit, die du in «Black Ops 7» investierst, soll sich lohnen, egal, was deine Vorlieben sind.

Apropos Multiplayer – lasst uns über das Matchmaking reden. In der offenen Beta wurden dauerhafte Lobbys eingeführt. Ein Feature, das von vielen Fans sehr positiv aufgenommen wurde. Wird das ein fester Bestandteil vom Spiel?

Stephanie: Das Feedback aus der Beta hat uns gezeigt, dass wir Fans weiterhin die Option bieten sollten, nach einem Match in derselben Teamkonstellation weiterzuspielen, wenn sie das wünschen. Dauerhafte Lobbys wird es also auch im fertigen Spiel geben.

Dieses Jahr gibt es einige substanzielle Neuerungen im Matchmaking.
Dieses Jahr gibt es einige substanzielle Neuerungen im Matchmaking.
Quelle: Activision

Ein weiterer heisser Diskussionspunkt in der «Call of Duty»-Community ist das Thema «Skill based matchmaking» (kurz: SBMM). Eine grosse Änderung in der offenen Beta ist die Option für offenes Matchmaking als Alternative zum SBMM. Was ist eure aktuelle Haltung zum Thema SBMM?

Stephanie: Ich würde nicht von einer «aktuellen Haltung» in Bezug auf SBMM sprechen. Aber das Feedback, das wir zur Option für offenes Matchmaking während der Beta bekommen haben, war positiv. Zum Launch wird es also sicher Playlists geben, in denen dein Skill nur einen minimalen Einfluss darauf hat, gegen wen du in einem Match antrittst.

  • News & Trends

    «Das Matchmaking in ‹Call of Duty Modern Warfare 3› raubt mir den Spielspass»

    von Philipp Rüegg

Zurück zur Kampagne. Ein zentrales Thema der Story ist Angst und wie sie wortwörtlich als Waffe in einem futuristischen Kriegsszenario verwendet wird. Woher stammt die Inspiration für diesen Ansatz und welchen Einfluss hat das auf die Geschichte?

Natalie: Angst und Paranoia waren schon immer ein Teil der «Black Ops»-Geschichten. Wem kann ich trauen? Ist das, was ich erlebe, real? Für «Black Ops 7» haben wir dieses narrative Grundgerüst ins Jahr 2035 transportiert.

Unsere Charaktere haben eine spannende, dunkle Hintergrundgeschichte. Sie tragen viele Ängste mit sich herum. Im Verlauf der Geschichte werden sie mit einer Waffe konfrontiert, die diese Ängste durch Halluzinationen zum Leben erweckt. Das erlaubt es uns, Missionen in der Kampagne zu haben, die ihre Psyche auf eine abgefahrene Art und Weise darstellen.

Kann ich davon ausgehen, dass sich diese abgefahrenen Gameplay-Sequenzen ähnlich anfühlen wie die Zombie- und Traumpassagen aus «Black Ops 6»?

Natalie: Absolut, wir bauen auf diesen Erfahrungen auf. Bei Raven Software hatten wir viel Spass beim Entwickeln dieser verrückten Levels in «Black Ops 6». Wir wollen in «Black Ops 7» aber auch nicht zu abgehoben werden. Trotz Wahnsinn sollen sich alle Levels geerdet und nachvollziehbar anfühlen.

Einige Spielsequenzen in «Black Ops 7» sind ziemlich abgefahren.
Einige Spielsequenzen in «Black Ops 7» sind ziemlich abgefahren.

Die bisher gezeigten Ausschnitte sehen aber verdammt verrückt aus. Inwiefern sind diese «geerdet»?

Natalie: Ein zentraler Aspekt der «Black Ops»-DNA, den wir dieses Mal stärker betonen, ist das Motiv der persönlichen Veränderung – oder gar des «zum Monster Werdens». Wenn wir in diese moralischen Grauzonen eintauchen und die Ängste unserer Charaktere beleuchten, geht es oft um die Frage: Was machen traumatische Erlebnisse mit uns? Wie weit sind wir bereit, für die Mission zu gehen?

Die Halluzinationen sind also nicht einfach Effekthascherei. Sie basieren auf der Psyche unserer Charaktere und auf ihren Erinnerungen. Ereignisse aus der Vergangenheit, die sie belasten. Wir hoffen, dass wir all diese Elemente zu einem kohärenten Gesamtpaket zusammengebracht haben.

Für viele Fans ist «Call of Duty» im Kern immer noch ein «realistischer» Militär-Shooter. Wie schwierig ist es, die verrückten Ideen in der Kampagne mit geerdeten Elementen zu verbinden?

Stephanie: Zunächst ist es wichtig, festzuhalten, dass «Call of Duty» mehrere Sub-Franchises hat. Die «Black Ops»-Serie ist seit jeher bekannt für ihre verwirrenden und komplexen Storys, die dir den Kopf verdrehen. In Bezug auf das Gameplay bleiben wir aber stets beim bodenständigen Ansatz, der sich durch alle «Call of Duty»-Games zieht. «Black Ops 7» bietet weiterhin die typischen, packenden «Call of Duty»-Gefechte, die man kennt und liebt – flüssig, intensiv und mit einem befriedigenden Spielgefühl. Wir können es kaum erwarten, Feedback von unserer Community zu bekommen, was das anbelangt.

Das Kern-Gameplay bleibt bodenständig – trotz futuristischem Setting und wahnsinnigen Levels.
Das Kern-Gameplay bleibt bodenständig – trotz futuristischem Setting und wahnsinnigen Levels.
Quelle: Activision

Ein grosses Verkaufsargument der Kampagne ist der Koop-Modus für bis zu vier Spieler. Ich bin da immer skeptisch. Oft leidet entweder das Solo- oder das Koop-Erlebnis. Wie vermeidet ihr, dass das bei «Black Ops 7» passiert?

Stephanie: Wir wussten: Wenn wir eine Koop-Kampagne machen, dann muss sie bis zu vier Spieler unterstützen, nicht nur zwei oder drei. Diese Entscheidung war von Anfang an klar, und wir haben die Entwicklung der Kampagne mit diesem klaren Ziel vor Augen gestartet.

Natalie: Unser Vorteil ist, dass wir eine sehr charaktergetriebene Geschichte haben. Die Spielfiguren sind nicht bloss leere Hüllen, sondern echte Charaktere, in die sich die Spieler hineinversetzen können, egal wen sie spielen oder mit wie vielen Freunden sie spielen.

Wir haben zudem eine sehr lineare Kampagne, mit viel Tempo und Abwechslung. Dieses typische, sorgfältig orchestrierte «Black Ops»-Kampagnen-Feeling bleibt erhalten, egal ob du alleine oder im Team spielst. Wir haben viel Zeit in Tests verbracht, um alle Spielsituationen gründlich zu optimieren und um sicherzustellen, dass der Schwierigkeitsgrad je nach Spielerzahl sinnvoll skaliert.


Am Preview-Event hatte ich auch Gelegenheit, mit Hollywood-Star Michael Rooker («Guardians of the Galaxy», «The Walking Dead») zu sprechen, der in «Black Ops 7» die Rolle von Mike Harper übernimmt. Klicke unten auf «Folgen», um benachrichtigt zu werden, sobald das Interview veröffentlicht wird.

Michael Rooker am Preview-Event in London.
Michael Rooker am Preview-Event in London.
Quelle: Activision

«Call of Duty: Black Ops 7» erscheint am 14. November für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S und PC. Activision hat mich an das Preview-Event in London eingeladen und die Reisekosten übernommen.

Titelbild: Activision

13 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


Gaming
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Ich war bei Nintendo und habe das nächste grosse Switch-2-Spiel getestet: «Donkey Kong Bananza»

    von Domagoj Belancic

  • Hintergrund

    «GTA VI»-Traileranalyse: die 43 wichtigsten Informationen zum Rockstar-Blockbuster

    von Domagoj Belancic

  • Hintergrund

    Die Geschichte von «Donkey Kong»: Höhen und Tiefen von Nintendos Lieblingsgorilla in den letzten 44 Jahren

    von Cassie Mammone

29 Kommentare

Avatar
later