Hintergrund

Besser fotografieren, wenn es schnell gehen muss

David Lee
13.10.2017

Wer sich viel Zeit nimmt beim Fotografieren, macht im Durchschnitt auch bessere Fotos. Doch was tun, wenn man schlicht keine Zeit hat? Einige Tipps für hektische Momente.

Fotografieren braucht Zeit. Und die hat man oft nicht. Der Hinweis, dass man sich gerade dann Zeit nehmen muss, wenn man sie nicht hat, ist natürlich richtig. Aber es gibt halt Situationen, in denen das nicht ohne Weiteres geht.

Wenn die andern davonlaufen

Die Kamera schnell zücken

Auf besagter Wanderung muss ich meine Kamera immer erst aus der Tasche holen und einschalten. Dadurch verstreicht Zeit, aber es geht nicht anders. Die Hände brauche ich für die Stöcke, und die Kamera um den Hals baumeln zu lassen, ist auch nicht praktikabel.

Mit einer Halterung für den Gürtel hast du die Kamera schneller zur Hand. Gleiches gilt für spezielle Tragriemen. Die Kamera hängt dann so, dass das Objektiv nach unten statt nach vorne zeigt, und der Riemen kann diagonal über die Schulter getragen werden. Bereitschaftstaschen verstauen die Kamera so, dass sie schnell einsatzbereit ist.

Aber trotz dieser durchaus nützlichen Hilfsmittel brauchst du Strategien, wie du mit wenig Zeit ein gutes Foto machst.

Eine massgeschneiderte Automatik

Bei der Vollautomatik wählt die Kamera alle Einstellungen selbst, oft aktiviert sie sogar ein Spezialprogramm wie den HDR-Modus selbstständig. Dadurch musst du zwar nie einen Gedanken an irgendwelche Einstellungen verschwenden, dafür hast du auch null Kontrolle darüber, was die Kamera tut.

Auch die Balance zwischen Blende und Belichtungszeit kannst du in der Programmautomatik steuern, indem du am Kontrollrad in die eine oder andere Richtung drehst. Du musst also nicht in den A- oder S- Modus wechseln, wenn du die Blende und Belichtungszeit beeinflussen willst. Das Zurücksetzen auf den Standardwert geht meist am einfachsten durch Verlassen und Wiederaktivieren des P-Modus.

Vorausschauen, vorausdenken

Wenn du vorausahnst, dass bald der richtige Moment kommt, kannst du auch im Gehen schon die Kamera bereit machen. So sparst du auch wieder ein paar Augenblicke.

Situationen zu antizipieren ist auch das A und O in der Sportfotografie. Darum ist es so wichtig, dass der Fotograf die Sportart kennt. Eishockey ist das beste Beispiel: Wer das Spiel nicht (voraus-)lesen kann, weiss die Hälfte der Zeit nicht, wo der Puck ist. Bei manchen Sportarten ist es viel einfacher. Bei Rennen, egal ob zu Fuss, mit dem Velo, Auto, oder Wok, ist die Bewegungsrichtung klar.

Letztlich gilt das Motto «vorausschauend fotografieren» immer und überall. Beobachte Menschen, versuche Wiederholungen zu erkennen und zu erahnen, was als nächstes passiert, immer schon vor dem Griff zur Kamera. Das geht sowieso viel besser, wenn du nicht durch den Sucher guckst. Egal, ob unter Zeitdruck oder nicht: Kamera einschalten und abdrücken ist erst der letzte Schritt der Arbeit.

Weniger, dafür besser

Je mehr Erfahrung du hast, desto besser weisst du, wann du dein Gerät gar nicht erst auspacken und einschalten musst. Dadurch verschwendest du weniger Zeit für sinnlose Unterfangen. Du kannst dich auf die erfolgsversprechenden Situationen beschränken, wo du dafür etwas mehr Zeit hast.

Fotografieren mit Spielraum

Wenig Zeit führt zu wenig Präzision. Dem kannst du entgegenwirken, indem du dort Pufferzonen einbaust, wo Probleme zu erwarten sind.

Ein stark überbelichtetes Bild. Alles ausser dem Felsen ist weiss.

Durch nachträgliches Abdunkeln können die weissen Bildteile nicht mehr gerettet werden.

Zum Vergleich ein unterbelichtetes Bild. Da lässt sich in der Nachbearbeitung sehr viel herausholen.

Die schwarzen Partien konnten problemlos aufgehellt werden.

Bildausschnitt: Das Motiv soll möglichst gross aufs Bild, aber es sollen keine entscheidenden Partien abgeschnitten werden (der Klassiker: abgeschnittene Füsse). Lass aus Sicherheitsgründen lieber etwas zu viel Rand als zu wenig. Du kannst das Bild später am Computer immer noch beschneiden, und dann präzis.

Keine schiefen Bilder: Beim nachträglichen Begradigen von schiefen Bildern geht besonders viel Fläche verloren. Hier nützen manchmal auch dicke Sicherheitsränder nichts mehr. Darum: Halt unbedingt die Kamera gerade, auch wenn's pressiert! Blende dazu die Gitterlinien in deiner Kamera ein oder wenn vorhanden, die «Wasserwaage»: Sie zeigt direkt an, ob du die Kamera gerade hältst.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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