

Besorgniserregend: K-Tipp findet in fast allen getesteten Slips riskante Chemikalien

K-Tipp liess erotische Unterwäsche auf Schadstoffe prüfen. Dabei kam raus: Fast alle weisen bedenkliche Chemikalien auf – darunter das hormonell wirksame Bisphenol A.
Reizwäsche gilt als unbequem – doch wie ein aktueller Vergleichstest des K-Tipp zeigt, ist das ihr geringstes Problem. Das Schweizer Magazin für Konsumierende hat Damenslips auf gesundheitlich bedenkliche Chemikalien geprüft und dabei festgestellt: Nur zwei Modelle können als unbelastet eingestuft werden. Mit Abstand am schlechtesten schneidet ein angeblich Öko-Tex zertifiziertes Modell der Schweizer Marke Triumph ab.
Die Schadstoffbelastung ist bei Unterhosen besonders bedenklich. Sie sitzen anliegend und kommen mit dem empfindlichen Intimbereich in Kontakt. Durch Reibung, Körperwärme und Schweiss können dabei hormonell wirksame Chemikalien über die Haut in den Blutkreislauf gelangen.
Das wurde getestet
Laborexpertinnen und -experten untersuchten im Auftrag des K-Tipp 16 Unterhosen diverser Marken auf zwei Gruppen von heiklen Substanzen:
- Bisphenole zählen zu den am häufigsten genutzten Industriechemikalien. Sie werden in der Textilbranche vor allem bei der Verarbeitung von Kunstfasern eingesetzt, etwa für Beschichtungen oder als Fixiermittel für Farbstoffe. In den Körper gelangen sie über die Nahrung, die Haut und sogar über die Atemwege. Es gibt verschiedene Arten von Bisphenolen, wobei Bisphenol A (BPA) die wohl bekannteste ist. Aufgrund ihrer hormonähnlichen Wirkung im Körper stören sie das Hormonsystem und können so die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen und hormonell bedingten Krebs fördern.
- Rückstände von Reinigungsmitteln, namentlich Nonylphenolethoxylate (NPEO) und Octylphenolethoxylate (OPEO), sind biologisch schwer abbaubar und wirken laut Bundesamt für Umwelt bereits in niedrigen Konzentrationen toxisch auf Wasserorganismen. So stören sie nachweislich das Hormonsystem von Fischen.
Für die Auswertung nahm K-Tipp eine Empfehlung aus dem Jahr 2021 des Wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der EU (SCCS) als Richtwert. Dieser empfiehlt, dass Kleidungsstücke den Maximalwert von 0.8 Milligramm Bisphenol A pro Kilogramm nicht überschreiten sollten. Da mehrere Studien nahelegen, dass auch andere Bisphenole ähnlich schädlich sein können, wurden alle Slips mit einem Gesamtgehalt von mehr als 0.8 Milligramm pro Kilo als «stark belastet» eingestuft. Produkte, die Schadstoffe unter diesem Wert aufwiesen, wurden als «belastet» kategorisiert.
Die ernüchternden Resultate
Lediglich bei den Modellen des französischen Brands Etam sowie des in Österreich ansässigen Brands Hanro konnten keine hormonaktiven Substanzen nachgewiesen werden. Der Tanga von Etam wird in China hergestellt und befindet sich mit einem Preis von knapp 25 Franken im mittleren Preissegment. Die in Portugal produzierte «Moments»-Panty von Hanro ist mit 55 Franken das zweitteuerste Modell im Test.

Als belastet gelten die Exemplare des Inditex-Tochterunternehmens Zara und des italienischen Brands Intimissimi. Beide haben einen Seidenanteil und kosten knapp 36 respektive 25 Franken. Stark belastet sind laut K-Tipp die restlichen zwölf Unterhosen folgender Marken – aufgelistet nach zunehmender Schadstoffbelastung: Manor Woman, H&M, Beldona, Exposed by Magic Silk, Agent Provocateur, Hunkemöller, Obsessive, Calvin Klein, Victoria’s Secret, Lascana, Chantelle und Triumph.
Innerhalb der Kategorie «stark belastet» klaffen die Werte weit auseinander. Während der Tanga von Manor Woman – das günstigste Modell im Line-up – 1.8 Milligramm hormonaktive Substanzen pro Kilo aufweist, sind es beim mittelpreisigen «Crazy Stupid Love Hipster» von Triumph ganze 645.7 Milligramm. Im mittleren Bereich der Kategorie befindet sich mit 31.7 Milligramm ausserdem das teuerste Modell: ein 65-Franken-String der britischen Marke Agent Provocateur, bekannt für Luxus-Lingerie.
Hilft waschen?
Insgesamt fand das Labor fünf verschiedene Bisphenole, darunter Bisphenol A (bei sieben Slips), das inzwischen gängige Ersatzmittel Bisphenol S (bei elf Slips) sowie Bisphenol F (bei sechs Slips). Die Produkte von H&M und Lascana wiesen zudem NPEO- und OPEO-Rückstände auf.
Wichtig zu erwähnen: Auch nach dem Waschen bleiben Bisphenole bestehen, wie eine Untersuchung unter der Leitung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) vergangenes Jahr gezeigt hat. 16 stark belastete Unterhosen wurden mit handelsüblichem Waschpulver in der Waschmaschine gereinigt – das Ergebnis: Die Bisphenol-Gehalte konnten nur teilweise verringert werden und blieben weitgehend hoch.
Vielleicht also doch lieber auf einfache Baumwoll-Unterwäsche umsteigen. Die hat zusätzlich den Vorteil, dass sie sich hygienisch bei hohen Temperaturen waschen lässt.


Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.