
Hintergrund
Apples Keynote war «shot on iPhone» – was das genau bedeutet
von Samuel Buchmann

Während SBB und Coca Cola mit KI-Slop-Werbung für Kritik sorgen, schlägt Cupertino die Gegenrichtung ein: Im neuesten Werbespot für das iPhone lässt Apple die Puppen tanzen.
Apple hat seinen alljährlichen Weihnachts-Werbespot veröffentlicht. «A Critter Carol» wurde komplett mit dem iPhone 17 Pro gefilmt und demonstriert die Fähigkeiten der Kamera, etwa das achtfache Tele-Zoom. Im Film findet eine Gruppe von Tieren im verschneiten Wald ein verlorenes iPhone und nimmt damit ein Lied über Freundschaft auf – bevor sie es wieder seinem rechtmässigen Besitzer überlassen.
Wie immer bei Apples grossen Produktionen ist der «Shot on iPhone»-Slogan mit Vorsicht zu geniessen. Denn rund um das Smartphone kommen eine ganze Crew, professionelle Rigs und aufwändige Beleuchtung zum Einsatz.
Auffällig ist in diesem Fall aber etwas anderes: Statt die putzigen Tierchen mit dem Computer zu generieren, setzt Apple auf Produktionstechnik der alten Schule. Die Tiere sind Puppen, die von echten Menschen bewegt und gesprochen werden. Auch die Schriftzüge sind von Hand aus Holz gefertigt.
Ganz ohne digitale Tricks geht es natürlich nicht – die Puppenspielerinnen und -spieler tragen blaue Anzüge und werden in der Nachbearbeitung entfernt. Trotzdem ist die weitgehend analoge Produktionstechnik ein klares Statement gegen den Trend hin zu KI-Slop. «Die kreative Entscheidung, handgefertigte Puppen einzusetzen, unterstreicht Apples Engagement für Handwerkskunst und betont den unersetzlichen Wert menschlicher Kreativität», schreibt das Unternehmen.
Es ist nicht das erste Mal in jüngster Zeit, dass Apple für seine Inhalte auf Menschen statt Computer setzt. Das neue Intro für den hauseigenen Streamingdienst – jetzt ohne Plus – wurde nicht digital animiert, sondern direkt in der Kamera mit farbig beleuchtetem Glas. Für die Melodie engagierte Apple den Singer/Songwriter Finneas O’Connell (der Bruder von Billie Eilish).
Damit geht Apple einen diametral anderen Weg als andere grosse Firmen, die für ihre Werbungen auf KI-generierte Inhalte setzen und dafür viel Kritik kassieren. Coca Colas Weihnachtsspot vor einem Jahr mit KI-generierten Menschen sah zum Beispiel absolut schrecklich aus. Dieses Jahr versuchte es der Getränkeriese erneut und beliess es bei Tieren. Auch diese wirken jedoch teilweise seltsam.
Auch auf den neuen Werbeplakaten der SBB sind keine echten Menschen mehr zu sehen, sondern KI-generierte Gesichter. Das wird ganz klein in der Ecke mit «AI-Generated» deklariert. Postfinance, Swisscom und UBS experimentieren ebenfalls mit KI-Werbung. Durch das Wegsparen von Fotografen und Grafikerinnen lässt sich Geld sparen. Offen bleibt allerdings, ob die Resultate die gleiche Qualität haben und ob KI-Slop förderlich für die Wahrnehmung des Brands ist.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
Alle anzeigen