Gerade in der kalten Jahreszeit geniessen viele von uns die wohlige Wärme am Lagerfeuer oder in der Sauna. Während die Hitze den Körper langsam durchdringt, entsteht ein Gefühl, als wäre man in Watte eingepackt. Erica Hornstein, Michael Fanselow und Naomi Eisenberger von der University of California haben jetzt nachgewiesen, dass es sich dabei um weit mehr als bloss um Komfort handelt. Laut dem Forschertrio vermittelt Wärme eine evolutionär bedeutsame Empfindung von Sicherheit und könnte auch bei der Behandlung von Angstattacken und Traumata helfen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem sonnigen Süden der USA wandelten altbekannte Konditionierungsexperimente geschickt ab. Zunächst verabreichten sie 30 Versuchspersonen immer dann einen kleinen Stromschlag, wenn diese bestimmte Gegenstände in der Hand hielten. Darunter befanden sich etwa ein Gummiball oder ein Wärmekissen. Bekamen sie hingegen einen Holzblock, so folgte kein Elektroschock. Mit der Zeit lernten sie, wann sie einen unangenehmen Reiz zu erwarten hatten, und reagierten schon auf das damit assoziierte Objekt – sie begannen zu schwitzen. Mit einer Ausnahme: Bei dem Wärmekissen konnten die Forscher keine Veränderung in den Körpersignalen feststellen, obwohl es genau wie die anderen Gegenstände zuverlässig einen Stromschlag voraussagte.
Die Forschenden konnten also Wärme nicht mit einem unangenehmen Ereignis konditionieren, und wenn ein anderer Reiz mit einem Stromschlag verknüpft war, unterband das Wärmekissen die Furchtreaktion. Einen ähnlichen Effekt fand Hornstein schon 2018 bei der Anwesenheit von nahestehenden Bezugspersonen. Sowohl soziale Nähe als auch physiologische Wärme aktivieren das körpereigene Opioidsystem. Daher vermuten die Forscher, dass Opioide für die Befunde des aktuellen Experiments ebenfalls eine Rolle spielen könnten.