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Ab wann dürfen Kinder ein Handy haben, Frau Schulz?

Anne Fischer
28.3.2024

Smartphones gehören zum Alltag – auch zum Alltag unserer Kinder. Aber wann solltest du deinem Kind ein Handy geben? Ich habe bei einer Medienexpertin nachgefragt.

Dass meine Kinder in einer stark digitalen Welt aufwachsen, ist mir durchaus bewusst. Ich merke sogar, dass ihnen die Nutzung meines Handys oft leichter fällt als mir selbst. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass sie irgendwann ein eigenes Gerät besitzen. Denn immer, wenn ich größere Kids am Smartphone sehe, fühlt es sich für mich komisch an. Ich weiß aber auch, dass ich nicht drum herumkomme.

Bisher hatte ich mir geschworen, dass beide kein Handy bekommen, ehe sie 14 Jahre sind. Nach dem Gespräch mit Medienexpertin Iren Schulz weiß ich aber: Ganz so streng muss ich für einen korrekten Umgang gar nicht sein. Und sollte es auch nicht.

Frau Schulz, gibt es eine allgemeingültige Antwort auf die Frage: Ab wann darf mein Kind ein Handy haben?

Leider nein. Die Verunsicherung ist groß und viele Eltern wünschen sich diese eine Lösung. Aber so einfach ist es aus verschiedenen Gründen nicht.

Einerseits entwickeln sich Kinder sehr unterschiedlich. Deswegen haben sie ein unterschiedliches Verständnis von digitalen Medien sowie Funktion und Zweck eines Smartphones. Pädagogisch betrachtet sagt man deswegen, dass Kinder unter elf Jahren voll ausgestattete Smartphones gar nicht richtig einschätzen, verstehen und damit gut und sicher umgehen können.

Andererseits zeigt uns die Realität ein ganz anderes Bild, denn mit Schuleintritt wird das Smartphone ein hochrelevantes Thema. Der Kompromiss ist: Wenn schon ein eigenes Gerät, dann erst einmal stark eingeschränkt. Das bedeutet keine Internet-Flatrate, keine Möglichkeit, irgendetwas einzukaufen, keine Anmeldung bei Social Media. Sondern am besten erstmal nur SMS und Telefon. Und dann können schrittweise und von den Eltern begleitet neue Funktionen hinzukommen.

Manche Eltern wollen partout nicht, dass ihr Kind vor einem gewissen Alter ein Smartphone hat. Gleichzeitig haben sie Angst, dass das Kind bei Freunden dann den Anschluss verliert.

Einen Umgang lernt man nicht, indem etwas verboten ist, sondern indem man damit umgeht.
Iren Schulz

Es gibt aber auch Eltern, die ihr Kind und dessen Umgang mit Smartphones rigoros kontrollieren. Das ist auch nicht der richtige Weg: Denn einen Umgang lernt man nicht, indem etwas verboten ist, sondern indem man damit umgeht. In unserer Gesellschaft kommt man nicht an Smartphones und digitalen Medien vorbei. Ich finde, das schrittweise Heranführen ist ein besserer Kompromiss als das strikte Smartphone-Verbot bis zum Beispiel 14. Lebensjahr.

In puncto Medien sind Eltern oft unsicher und versuchen, die Entscheidung abzugeben. Gleichzeitig wissen die Eltern, wie weit ihre Kinder sind und was das Beste für sie ist. Als Mediencoach versuche ich, sie darin zu bestärken, sich auch bei diesem Thema dessen bewusst zu werden. Es geht darum, den Familien dabei zu helfen, für sich den besten Weg zu finden.

Woher kommt diese Verunsicherung? Liegt es daran, dass es in der Kindheit der heutigen Eltern noch keine Handys gab?

Ja, auch. Aber viele Eltern kennen auch gewisse Apps nicht und das verunsichert sie. Um Ecken und Kanten einschätzen zu können, muss man allerdings nicht überall angemeldet sein und jedes neue Tool kennen. Diesen maßvollen Abstand und die kritische Distanz zu digitalen Medien haben Erwachsene sowieso viel mehr als Kinder, egal, ob man die Apps kennt oder nicht.

Ich sehe manchmal Kinder, die neun oder zehn Jahre alt sind, und nur auf ihr Smartphone starren, selbst beim Spazierengehen. Als Mutter habe ich Angst davor, dass meine Söhne sich irgendwo genauso verhalten. Was kann ich da tun?

Hier haben wir als Eltern und Bezugspersonen eine ganz große Vorbildrolle. Spätestens im Kita-Alter möchte das Kind ein eigenes Gerät besitzen. In der ersten oder zweiten Klasse sind viele Kinder schon mit einem eigenen Gerät ausgestattet. Deswegen finde ich es so wichtig, dass man einen pädagogisch sinnvollen Kompromiss findet: Diese Geräte gehören zu unserer Familien- und Lebenswelt – aber bitte sicher, begleitet und gut eingegrenzt.

Und auch hier: Man lernt nicht damit umzugehen, wenn man es rigoros verbietet. So ein Verbot wird lebenspraktisch nicht funktionieren. Und es wird auch immer Eltern geben, die ihren Kindern dennoch ein Handy mitgeben. Insofern ist es eigentlich immer der beste Weg, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen und nach guten, alltagstauglichen Lösungen zu schauen - denn nur so kann man im Sinne der Kinder handeln und sie für die Medienzukunft fit machen!

Vielen Dank für das Gespräch!

Wie stehst du zum Thema Kind und Handy? Schreibe es mir gerne in die Kommentare.

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Mama zweier Jungs, einer Hundedame und von zirka 436 Spielzeugautos in allen Farben und Formen. Für dich immer am Schnüffeln nach Neuigkeiten und Trends zum Thema Familie und (Haus-) Tiere.


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