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Hintergrund

7 Fragen und Antworten zu DeepSeek

Der chinesische Chatbot DeepSeek rüttelt seit einer Woche die Tech-Welt auf. Warum die Aufregung? Wer steckt hinter der neuen KI? Und ist das Modell wirklich Open Source? Antworten auf die drängendsten Fragen.

Letzte Woche sorgte eine Künstliche Intelligenz (KI) aus China für Aufregung. Scheinbar aus dem Nichts katapultierte sich DeepSeek an die Spitze der App Stores. Nach der anfänglichen Panik im Silicon Valley hat sich der Staub langsam gelegt und wir wissen mehr. Zeit für eine Auslegeordnung.

1. Was macht DeepSeek besonders?

Laut eigenen Angaben konkurriert DeepSeek in diversen Benchmarks mit den besten US-Modellen. Die Meinungen von Usern und unabhängige Experten sind durchmischt – je nach Anwendung liefert wohl DeepSeek oder eine andere KI die besten Resultate. Insgesamt ist man sich jedoch einig, dass die chinesische KI mit den etablierten Modellen mithalten kann. Besonders stark ist sie bei technischen Aufgaben wie Coding.

2. Ist DeepSeek R1 wirklich Open Source?

3. Hat DeepSeek bei OpenAI geklaut?

Das ist eine Frage der Perspektive. OpenAI und Microsoft haben eine Untersuchung eingeleitet. Sie hätten Beweise, dass DeepSeek Ende 2024 grosse Mengen an Daten von ChatGPT über einen Entwickleraccount bezog. Diese Daten wurden danach wohl verwendet, um das eigene Modell zu trainieren.

Diese Technik nennt sich «Distillation» und verstösst gegen die Nutzungsbedingungen. Entwickler dürfen die KI-Modelle von OpenAI nur über eine Schnittstelle in eigene Applikationen integrieren, aber keine Konkurrenzprodukte damit bauen. Ob sich das rechtlich überhaupt durchsetzen lässt, steht aber auf einem anderen Blatt.

4. Wie steht es um Datenschutz und Zensur?

Gemäss den eigenen Richtlinien sammeln die Online-Versionen von DeepSeek jede Menge Nutzerdaten. Unter anderem:

  • E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum
  • Chatverläufe und jeglichen Input, auch «Keystroke-Patterns»
  • IP-Adressen und technische Informationen zu deinem Gerät

Alle diese Informationen verwendet DeepSeek einerseits, um die «Sicherheit und Stabilität» seiner Dienste zu verbessern. Andererseits dürfen sie die Daten auch mit Werbepartnern teilen und «so lange wie nötig» speichern.

Zensurvorwürfe gibt es nicht nur gegen DeepSeek. Alle grossen Chatbots weichen gewissen Themen aus, etwa Gewalt und Sexualität. Und auch OpenAI sah sich schon mit dem Vorwurf konfrontiert, politisch nicht neutral zu sein.

5. Wer steckt hinter DeepSeek?

Ein Ingenieur und Unternehmer namens Liang Wenfeng. Das chinesische Gegenstück zu Sam Altman wurde 1985 in Zhangjang geboren und besuchte die renommierte Zheijang-Universität. 2015 gründete er mit zwei Freunden einen Hedgefonds namens High-Flyer und verdiente mit KI-gestütztem Aktienhandel ein Vermögen. High-Flyer verwaltete zeitweise knapp 14 Milliarden US-Dollar.

6. Warum die anfängliche Panik an der Börse?

DeepSeek R1 is AI's Sputnik moment.
Venture Capitalist Marc Andreessen auf X

Der grösste Schock für die Investoren: DeepSeek gibt für R1 Entwicklungskosten von bloss 5,6 Millionen US-Dollar und relativ wenig GPU-Stunden fürs Training an. Bisher war die gängige Weisheit, dass ein gutes Modell Unmengen an Kapital, Know-How, Zeit und Energie braucht. OpenAI's GPT-4o kostete über 100 Millionen, Anthropic nennt für ein Trainingsmodell von Claude eine Spanne von 100 Millionen bis zu einer Milliarde.

7. Ist die Aufregung gerechtfertigt?

Im Minimum zeigt die Episode, dass sich die marktführenden Chatbots relativ einfach kopieren lassen. Ob es DeepSeek gelingt, sich nachhaltig an der Spitze zu etablieren, bleibt abzuwarten. Die Serverfarmen von OpenAI und Co. sind zudem nicht plötzlich wertlos. Sie bleiben wichtig, um Künstliche Intelligenz voranzubringen. Die Aktienkurse der US-Firmen erholten sich bis zum Freitag denn auch einigermassen von ihrem Absturz.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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