

5 Schweizer Designs, die 2021 auch mein Herz erobert haben
Hüte für die Küche und glitzernde Gewichte: Das sind nur zwei von fünf Ideen junger Swiss-Design-Labels, die frischen Wind in unseren Alltag bringen werden.
2021 kehrten kleine und grosse Designmessen nach einer pandemiebedingten Pause zurück. Und ich besuchte sie endlich wieder, um Möbel und Accessoires von jungen Talenten und etablierten Marken live zu entdecken. Einige Messefunde habe ich dir bereits im einen oder anderen Artikel gezeigt. Wenn ich jetzt aber zum Jahresende noch einmal auf die letzten zwölf Monate zurückblicke, fallen mir noch weitere Designperlen auf. Diese fünf möchte ich dir nicht vorenthalten.
«Neugierige» Hauben für die Küche
Ganz in Weiss gehaltene Küchen inklusive Standard-Dunstabzugshauben sind im Jahr 2022 vom Aussterben bedroht. An ihre Stelle treten: Farbe und verspielte Details von smaragdgrünen Lackschichten bis hin zu massgefertigten zylinderförmigen Hauben. Letzteres dank des Genfer Designstudios Dimanche. Es hat das Architekturbüro Fala Atelier beauftragt, mehr aus der bisher vernachlässigten Maschine zu machen. «Wenn Küchen kleine Gebäude sind, sind Hauben wie Vordächer, Gesimse oder Balkone», heisst es im Beschrieb. «Sie sind auch Hüllen, dünne Jacken, die man stolz tragen kann.» Deshalb kommen die kleinen Skulpturen namens «Nosy Hoods» knallbunt daher.


Quelle: Design Days Geneva
«Spriessende» Lampen fürs Zuhause
Wie eine Weinrebe um Holzbalken und Drähte wächst. Davon sind die Lampen des Designstudios Hot Wire Extensions aus Graubünden inspiriert. Sie entstehen, indem zunächst ein Draht geformt und in einen Behälter gesetzt wird. Letzterer wird mit einer speziellen Mischung aus recyceltem Nylonpulver und Sand befüllt. Dann wird elektrischer Strom durch den Draht geleitet und das Pulver schmilzt wie von Zauberhand um den Draht herum. Nachdem der Strom weg ist, wird die einst lose Mischung zur festen Masse. «Je länger der Strom fliesst, desto grösser wird das geschmolzene Material,» erklärt Fabio Hendry. Der Schweizer Designer und Materialforscher sieht viel Potenzial in den übersehenen Materien Sand, Nylon und Draht. Und du siehst es am Ende am Ergebnis: Die organischen Objekte lockern 2022 jedes noch so sterile Ambiente auf und fördern nebenbei die Nachhaltigkeit.


Quelle: Alcova, Salone del Mobile
Leichte Lesebrille für unterwegs
Jedes Mal, wenn ich meine Mutter sehe, ist sie Thema: die Lesebrille. Sie verlegt das Teil irgendwo und alle Anwesenden machen sich auf die Suche. Damit die Jagd im nächsten Jahr der Vergangenheit angehört, bekommt meine Mutter von mir «Read On».

Der Entwurf der Industriedesignerin Sandra Kaufmann und der Künstlerin Monika Fink integriert die Lesebrille ins iPhone-Case. So ist die Brille nicht nur da, wenn es etwas auf dem Bildschirm zu lesen gibt, sondern auch immer an ein und demselben Ort. Gefaltet und leicht, ist sie flach wie eine Flunder und passt ins Fach auf der Schutzhüllenrückseite. Das polierte Korrekturglas ist 3,7 Millimeter dick und in verschiedenen Stärken erhältlich. Bisher gibt es «Read on» aktuell für iPhone 11, iPhone12 und iPhone XR.


Quelle: Switzerland Design Ausstellung, Salone del Mobile
Altersgerechter Stuhl für mehr Selbstständigkeit
Aus einem bequemen Stuhl aufzustehen, ist schon schwer genug, wenn's gerade gemütlich ist. Kluge Designs schaffen bei diesem Kraftakt Abhilfe. Sarah Hossli hat «Lotte» so entworfen, dass der Sessel Menschen jeden Alters und jeder Fähigkeit dabei unterstützt, sich selbstständig hinzusetzen und auch wieder aufzustehen. «Seine verlängerten Armlehnen wirken wie ein Handlauf, der dem Benutzer ein intuitives Aufstehen mit minimalem Widerstand ermöglicht,» beschreibt die Produktdesignerin aus Luzern. Sie hat für den Sessel vor Ort in Pflegeheimen recherchiert und das Wissen in Zusammenarbeit mit Medizin- und Pflegepersonal in die Gestaltung einfliessen lassen. Umgesetzt hat sie den Entwurf dann mit der Schweizer Möbelhersteller Girsberger AG.


Quelle: The Graduation Show, Super Salone
Hanteln für eine glänzende Performance beim Sport
Olympiaverdächtig sind diese Schwergewichte allein schon, weil sie endlich mal anders als die meisten Hanteln aussehen. Bunt, schillernd und aus einem Guss machen sie sogar im Regal was her. Hinter der Idee steckt das Designstudio Ulysse Martel. Die säulenartigen Formen bestehen aus einem Material, das in der Architektur zum Tragen kommt: Stahl. Die Gewichte wirken auf mich vielleicht auch deshalb wie Statuen, die den aktuellen Körperkult repräsentieren.


Quelle: Design Days Geneva
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.