Russian Roulette

Wahrscheinlich der grösste britische Romanautor seiner Generation war Graham Greenes eigene Geschichte ebenso seltsam und fesselnd wie die Geschichten, die er über Pinkie den Gangster, Harry Lime oder den Whisky-Priester erzählte. Als rastloser Reisender war er Zeuge vieler Schlüsselereignisse der modernen Geschichte, darunter die Ursprünge des Vietnamkriegs, die Mau-Mau-Rebellion, der Verrat des Doppelagenten Kim Philby, der Aufstieg von Fidel Castro und die Guerillakriege in Mittelamerika.

Als Junge traumatisiert und unter seinen Mitschülern als Judas angesehen, versuchte Greene Russisches Roulette und unternahm Suizidversuche. Er litt an einer bipolaren Störung, die in seinem Privatleben Chaos anrichtete, da seine Ehe scheiterte und eine grosse Liebe nach der anderen Schiffbruch erlitt, bis er in seinen späteren Jahren in einer entschieden unkonventionellen Beziehung Beständigkeit fand.

Oft als katholischer Romanautor bezeichnet, erkundeten seine Werke das Niemandsland zwischen Glauben und Unglauben. Als Journalist, MI6-Offizier und unermüdlicher Verfechter der Menschenrechte suchte er die inneren Erzählungen von Krieg und Politik in Dutzenden von konfliktreichen Orten und misstraute dennoch Nationen und Armeen, da er glaubte, dass wahre Loyalität eine Angelegenheit zwischen Individuen sei.

Ein Werk voller Witz, Einsicht und Mitgefühl, diese neue Biografie über Graham Greene, die erste in einer Generation, reagiert auf die vielen Tausend Seiten verlorener Briefe, die kürzlich ans Licht gekommen sind, und auf neue Memoiren von denen, die ihn am besten kannten. Sie geht sensibel mit Fragen des Privatlebens, der Sexualität und der psychischen Erkrankung um, gibt eine umfassende Bilanz über die Politik der Orte, über die er schrieb, untersucht sein Engagement bei MI6 und den Cambridge Five und folgt vor allem dem Wachsen eines Schriftstellers, dessen Werke das Leben von Millionen veränderten.