Le Monde d'Aïcha

Aïcha hat alles gesehen. Nach ihrer Adoption als Säugling kam sie nach Frankreich und wuchs unter schwierigen Umständen auf. Heute lebt sie auf Mallorca und hat sich auf das Abenteuer eingelassen, mit Überzeugung, Logik und Unmittelbarkeit zu malen. Ihre Gemälde sind roh; sie zeichnen sich durch eine tiefgreifende Authentizität aus, die dazu einlädt, in sie einzutauchen. In ihren jüngsten grossformatigen Gemälden erscheint die Grösse der Natur, in der die Figuren dargestellt sind. Sie erkunden die Dimensionen des Dialogs von Gleichem zu Gleichem. Aïcha malt ihre Geschichte aus den Tiefen ihres Selbst. In ihrer imaginären Welt lässt sie ihre Kindheit und Jugend Revue passieren, arrangiert alltägliche Ereignisse und inszeniert kleine Geschichten. Doch stets ist ein bedrohlicher Hintergrund wahrnehmbar, eine düstere Atmosphäre. Der Aufbau der Gemälde wirkt klassisch, und die Interaktion der Objekte scheint mit perfekter Beherrschung der Form geschaffen; die Motive werden direkt an den Betrachter kommuniziert. Aïcha könnte eine aussergewöhnliche Vertreterin der brutalen Kunst sein, doch sie malt hier und jetzt; die Gewalt ihrer imaginären Sprache verdient keine andere Qualifikation als die der Sinnlichkeit.

Weltpremiere: Die Schönheit der Vielfalt, Albertina Modern, Wien, 16.2. - 18.8.2024.