Johanna Drucker

Obwohl es viele Bücher über die Geschichte des Alphabets gibt, behandelt kaum eines, wie diese Geschichte entstanden ist. In "Das Alphabet erfinden" führt Johanna Drucker die Leser von der Antike bis zur Gegenwart und zeigt, wie Menschen ihr eigenes Verständnis dieses transformierenden Schreibwerkzeugs geformt und umgeformt haben. Von den antiken Überzeugungen, das Alphabet sei ein göttliches Geschenk, bis hin zu einem wachsenden Bewusstsein für seine empirischen Ursprünge durch das Studium von Schriften und Inschriften beschreibt Drucker die Rahmenbedingungen – klassisch, textuell, biblisch, grafisch, antiquarisch, archäologisch, paläografisch und politisch –, mit denen die Geschichte des Alphabets konstruiert wurde und weiterhin konstruiert wird. Druckers Buch beginnt im antiken Griechenland mit den frühesten Schriften über die Ursprünge des Alphabets. Sie untersucht dann biblische Quellen zu diesem Thema und die mittelalterlichen Beschäftigungen mit den magischen Eigenschaften einzelner Buchstaben. Später vertieft sie sich in die Entwicklung moderner archäologischer und paläografischer Werkzeuge und schliesst mit der Rolle der alphabetischen Zeichen im digitalen Zeitalter ab. Sie argumentiert, dass das Alphabet als eine gemeinsame Form des Wissens, die in jeden Aspekt unseres Lebens integriert ist, komplexe kulturelle, ideologische und technische Funktionen erfüllt, und ihre sorgfältig kuratierte Auswahl an Bildern zeigt, wie sehr die Buchstaben, die wir heute verwenden, ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild vor Jahrtausenden noch ähneln.