Erfahrung und Erkenntnis

Wenn wir Wahrheit und Methode lesen, werden zwei Ideen ganz klar. Erstens, dass Gadamer einen sehr kritischen Ansatz in Bezug auf die moderne Wissenschaft hat. Er akzeptiert nicht den wissenschaftlichen Anspruch, der einzige Wahrheitsort zu sein, und zeigt, dass die echte Erfahrung nie abstrakt wiederholt werden kann. Zweitens, dass Gadamer die Entsubjektivierung der Sprache, des Denkens und des Verstehens vertritt. Gadamer denkt, dass eine der grossen Schwierigkeiten der modernen Philosophie ihre Subjektivierung jener menschlichen Phänomene ist. Nach Gadamer sind Sprache, Denken und Verstehen keineswegs Ergebnisse eines Aktes des Subjektes, sondern echte kollektive Konstruktionen. Die Erkenntnis und die Erfahrung, die den Menschen zur Verfügung stehen, sind nicht etwas Unbedingtes. Alle Erkenntnisse und Erfahrungen vollziehen sich innerhalb einer hermeneutischen Situation, die bereits bestimmen, was wir erfahren und erkennen können. Es ist diese grundlegende Endlichkeit, die Gadamer in Wahrheit und Methode vertreten will. Gezieltes Publikum sind Studenten für Geisteswissenschaften und Philosophie.