De la mort sans exagérer : poèmes : 1957-2009

Als der Nobelpreis 1996 verliehen wurde, war der Name Wislawa Szymborska, um es milde auszudrücken, den Lesern von Poesie ausserhalb Polens nicht besonders vertraut. Diese plötzliche Anerkennung war sowohl überraschend als auch gerechtfertigt. Überraschend, weil Szymborska stets völlig aus dem Takt mit der öffentlichen oder medialen Szene war, aber gerechtfertigt, weil ihr Werk einzigartig erschien, ohne Vergleich, und die seltene Leistung vollbrachte, einen Schreibstil zu verwenden, der frei von Unklarheiten oder formalen Affektionen ist, während sie die profundesten philosophischen und metaphysischen Themen anspricht und entwickelt. Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal ist die Abwesenheit von Schwere, oft begleitet von einer leidenschaftslosen Ironie, und einem Gefühl von Tragik, das in eine quasi angenehme Form übersetzt wird, was der Titel dieser Anthologie hervorragend veranschaulicht: "Über den Tod ohne Übertreibung." In Wislawa Szymborska gibt es eine Art glückliche Entzauberung oder Glück ohne Illusion, die, weit davon entfernt, grosse Fragen zu vertreiben, sie ständig ins Herz des Alltags wirft. In dieser Hinsicht ist sie eine grosse Störerin von Denkmustern, Normen und Gewohnheiten. Mit einer ständigen Kunst des Zwinkerns, die in einem einzigen Moment beruhigt und zutiefst verstört: Es gibt kein Leben, das nicht, selbst für einen kurzen Augenblick, unsterblich ist.