Lars Eidinger

Doppeldeutig verweist der Titel "Present Perfect" einerseits auf die "vollendete Gegenwart", die in einem "perfekten" Augenblick kulminiert, andererseits auf jene Zeitform der Vergangenheit im Englischen, die bis in die Gegenwart hinreicht. Eine Anspielung auf den utopischen Versuch der Fotografie, das Leben fixieren zu wollen, und dabei doch immer nur einen Moment in der Vergangenheit festhalten zu können. Eidingers Bilder ähneln nur an der Oberfläche scheinbar harmlosen Momentaufnahmen. In einer Gesellschaft der Singularitäten erscheint die absurde Realität wie eine kolossale Fotomontage. Dahinter liegt eine widersprüchliche, abgründige Welt. Eidingers Fotografien zeigen Unorte, Provisorien, grell platzierte Merkwürdigkeiten. Sie sind Konfrontationen mit unaushaltbaren Widersprüchen, Symbolbilder einer erschöpften Zeit. "Present Perfect" versammelt neue mit der Handykamera aufgenommene Bilder sowie Aufnahmen mit der Spiegelreflexkamera, die Eidingers fotografische Selbsterkundungen der vergangenen 20 Jahre nachzeichnen. Lars Eidinger (*1976, Berlin) gilt als einer der profiliertesten Schauspieler Deutschlands, gefeiert für seine expressiven Auftritte von grosser performativer Kraft als langjähriges Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne sowie für seine abgründigen und zugleich von einer geradezu zärtlichen Sensibilität geprägten Darstellungen im Film. Anknüpfend an seinen ersten Bildband gibt Eidinger der Fotografie als Ausdrucksform und Mittel der Selbsterkundung zunehmend mehr Raum.