Meinung

Vorsicht vor der Mousse-Falle

Kein Beauty-Produkt weckt so viel nostalgisches Fremdschäm-Gefühl wie die Dream Matte Mousse Foundation von Maybelline. Weshalb sie heute noch verkauft wird, ist mir ein Rätsel.

Ich hätte es wissen sollen. Maybellines damaliger Werbeslogan war eine Falle. Was meinem Teenie-Ich Tag für Tag im Spiegel entgegenlachte, hatte nämlich so gar nichts mit der makellosen Adriana Lima aus dem Fernsehspot gemein.

«Maybe she’s born with it. Maybe it’s Maybelline.»

In meiner jugendlichen Naivität hatte ich das Marketing-Gebrabbel fehlerhaft ins Deutsche übersetzt:

«Du findest Adriana perfekt? Das liegt daran, dass sie unser Produkt verwendet. Denn wie gut stehen die Chancen, dass jemand von Natur aus so aussieht? Eben.»

Wie sich später herausstellte, standen die Chancen supergut.

«Sie ist sehr wahrscheinlich damit geboren. Aber hey, versuch's mal mit Maybelline. Die Hoffnung stirbt zuletzt.»

Und sie ist gestorben. Zusammen mit meinem hart erbettelten Taschengeld.

Fifty Shades of Orange

In den sozialen Medien häufen sich derweil nostalgische Memes zum Klassiker unter den 2000er-Beauty-Fauxpas. Denn nicht nur das Finish war lachhaft, sondern auch die Farbauswahl. Ich konnte damals maximal zwischen orange und sehr orange wählen.

Halb so schlimm, könnte man jetzt meinen. Schliesslich hat sich die gesamte Beauty-Industrie seither weiterentwickelt.

Aber das Produkt gibt es heute noch zu kaufen.

Beweisführung abgeschlossen.

Mittlerweile besteht die Shaderange in der Schweiz aus ganzen sechs Farben, während es Brands wie Fenty Beauty auf 50 Nuancen bringen.

Eine letzte Chance

Um sicherzugehen, dass meine Meinung nicht durch eine Neuformulierung überholt wird, habe ich mir das Produkt nochmals nach Hause bestellt. Natürlich in der komplett falschen Farbe. Für gewöhnlich treffe ich meinen Hautton online ziemlich gut. Bei den meisten Brands mit genügend Auswahl bewege ich mich im Rahmen der ersten fünf Farben. Aber selbst die dritthellste Nuance der Dream Matte Mousse – 26 Honey Beige – scheint sechs Stufen zu dunkel, äh zu orange.

Als Teenie waren Applikationshilfen wie Pinsel und Schwämme unnötiger Luxus. Was blieb, waren meine mit Glitzerlack verzierten Finger. Die Hände sind zwar häufig eine gute Hilfe, aber nicht hier. Mousse-Formulierungen sind gegen jede Intuition schockierend trocken, obwohl sie auf den ersten Blick verführerisch cremig aussehen. Diesmal teste ich die Foundation mit meinem allerliebsten Pinsel – und werde erneut enttäuscht.

Der Fall ist klar: Farbe hin oder her, die Mousse-Textur ist das Problem. Die taugt als Foundation einfach nichts. Dafür gibt es meiner Meinung nach zwei Gründe:

2. Die Mousse wird Pickel und Rötungen nie ausreichend abdecken können. Das liegt daran, dass

a) du viel zu viel verblenden musst, um die oben genannten Flecken zu vermeiden, was das Produkt auf deiner Haut wiederum ausdünnt.

b) es nicht möglich ist, mehrere Schichten übereinander aufzutragen, da die erste Schicht so schnell trocknet und eine zweite, die erste wiederum ruiniert.

Aus der Traum

Die Dream Matte Mousse ist tatsächlich die einzige Foundation, die nicht mal ansatzweise mit meiner Haut verschmilzt. Auch wenn mir die Werbung dazu etwas anderes weismachen möchte. Eine Mousse hört sich nach luftig leichtem Spass an. So als könntest du damit nichts falsch machen. Leider ist das Gegenteil der Fall. Und werfen wir einen Blick auf die Konkurrenz, wird schnell klar: Mousse-Foundations sind auf dem Beauty-Markt Mangelware und das nicht grundlos.

Maybelline hat ihren Slogan 2014 übrigens zu «Maybe it’s Maybelline.» gekürzt. Auch nicht besser, wenn du mich fragst. Du würdest ja auch kein Nahrungsmittel kaufen, auf dem steht: «Vielleicht ist es Brot, vielleicht auch nicht.» Aber vielleicht verlange ich da auch einfach zu viel.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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