
Kritik
Kacheln und viel Kabeljau: Das erlebt «Asterix in Lusitanien»
von Martin Jungfer
Einen neuen Asterix-Band gibt es nur alle zwei Jahre, dann aber gleich in einer Millionenauflage. Wie bewerten Rezensenten und Asterix-Kenner den neuen Band mit der Nummer 41 «Asterix in Lusitanien»?
Bereits am ersten Tag nach Erscheinen, gibt es bei vielen grossen Nachrichtenportalen ausführliche Rezensionen über den neuen Asterix-Band.
Das liegt nicht daran, dass die Feuilletonisten sich besonders schnell durch die 48 Seiten gearbeitet hätten. Vielmehr hat der Verlag vorab bereits Rezensionsexemplare versendet, mit dem Vermerk, dass vor Donnerstag keine Berichte erscheinen dürfen, die etwas über die Handlung verraten. Nun ist die Sperrfrist gefallen – und ich habe dir hier einige Stimmen von Feuilletonisten zusammengefasst.
Wie findest du den neuen Asterix-Band – sofern du ihn überhaupt schon gelesen hast? Oder haben die Rezensionen aus der Welt des Feuilletons bei dir die Lust geweckt?
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.
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Alle anzeigenFür «Watson» und die CH Media hat Redakteur Stefan Strittmatter den neuen Asterix-Band gelesen. In seiner Kritik ist er voll des Lobes. «Asterix in Lusitanien» sei «der beste [Band] seit 50 Jahren». Damals, 1975, war «Die grosse Überfahrt» erschienen. Strittmatter streicht heraus, dass «überzeichnete Action-Elemente früherer Jahre» abgeworfen wurden und stattdessen neu auf «die richtigen Zutaten» gesetzt werde. Dass Texter Fabcaro und Zeichner Didier Conrad in der Story «den einen oder anderen Haken schlagen» trage «massgeblich zum Lesevergnügen» bei. Zudem werde aus dem Sidekick Obelix wieder einmal eine zentralere Figur, wie etwa in «Obelix GmbH & Co. KG» oder «Obelix auf Kreuzfahrt». Der 41. Asterix-Band atme «zum ersten Mal seit 50 Jahren wieder den Geist der Glanzjahre», fasst er zusammen.
In der «Zeit» hat Redakteur Raoul Löbbert den 41. Asterix-Band rezensiert (hier zum Artikel; nur mit Abo). Die Geschichte überrascht ihn nicht, man kenne ähnliche aus Asterix in Spanien oder Asterix bei den Schweizern. «Aber so lustig wie dieses Mal war es seit den Tagen von Goscinny und Uderzo nicht mehr.» Für Löbbert wird jedes Portugal-Klischee bedient und ironisch gebrochen. Allerdings wirke der sich harmlos gebende Nationalitäten-Humor schon auch etwas aus der Zeit gefallen.
Beim Nachrichtenmagazin «Spiegel» ist Redakteur Arno Frank Asterix-Experte. Er freut sich in seiner Rezension (hier zum Artikel, hinter der Paywall), dass die Reihe derzeit «einen kreativen Aufschwung» erlebt, den man der Reihe nicht mehr zugetraut hätte. Verantwortlich dafür laut Frank: der «schwungvolle Strich» von Didier Conrad, dessen «opulenten Tableaus sind sonnensatt und detailverliebt, vom Kabeljau bis zur Vegetation, von traditioneller Keramik bis zur »calçada portuguesa«, dem ortstypischen Straßenpflaster». In jedem einzelnen Bild gehe es erkennbar portugiesisch zu. Laut dem «Spiegel»-Redakteur ist «Asterix in Lusitanien» der «textlastigste Band aller Zeiten». Keine Ahnung, ob er wirklich die Wörter gezählt hat. Aber für ihn ist das nicht kritisch, sondern ein «grosses Glück». Er lobt die grosse Freude Fabcaros an Running Gags («Die spinnen, die Unsrigen»).
Für das «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND) hat Redakteur Matthias Halbig den neuen Asterix-Band gelesen und rezensiert. Für ihn ist das neue Abenteuer «quasi ein Wirtschaftskrimi». Er lobt vor allem Texter Fabcaro. Er sei «der Mann de Pointe», was er bereits in seinem Erstling «Die weisse Iris» bewiesen habe. Ein paar Schwächen der Story hat er allerdings ausgemacht; die Auflösung um den zu Unrecht verdächtigen Lusitanier mit dem Namen Schåuprozess kommt ihm zu schnell. Sonst sei alles da «im zweitbesten Band seit «Belgien» – vom Römerverhauen bis zum Dorfbankett.»
In der «Welt» fragt sich Redakteur Matthias Heine besorgt: «Sind Asterix und Obelix jetzt etwa links?» Warum? Nun, weil der Feuilletonredakteur bemerkt hat, dass die Gallier im neuen Band in Lusitanien gegen Auswüchse des globalen Kapitalismus kämpfen. Doch er gibt für tendenziell womöglich eher konservative Leser und Leserinnen der «Welt» sogleich Entwarnung. Der Redakteur schreibt nämlich: Die neue Asterix-Story sei wie gewohnt geprägt von skeptischem, leicht kulturkonservativem Geist. «Negativ gezeichnet werden hier nur globale Unternehmer, die damit protzen, irgendwo Völker gefunden zu haben, die für wenig Geld noch mehr arbeiten.» Hingegen gehörten die Sympathien mittelständischen Unternehmer wie dem phönizischen Händler Epidemais oder dem lusitanischen Garum-Hersteller Schaõprozes.
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