
Hintergrund
Vom Fussballplatz auf die Strasse: Stollenschuhe mischen die Mode auf
von Stephanie Vinzens
Dieses Jahr erreichen Sneaker neue Höhen. Geschnürt bis unters Knie, macht sich der Boxerstiefel gerade ready to rumble.
Ein neuer Trend hat den Ring betreten – und er ist fast so auffällig wie Mike Tysons Gesichtstattoo. Ein Sneaker, so hoch geschnürt, dass die Bezeichnung «High-Top» eine grobe Untertreibung wäre: der Boxerstiefel.
Ganz im Sinne des Trickle-up-Effekts hat es der Boxerstiefel auch auf die piekfeinen Laufstege geschafft. Designerin Stella McCartney stellte an der Pariser Fashion Week für die Frühling-/Sommerkollektionen 2025 eine mit Fransen geschmückte Luxus-Version des «Rasant» vor.
Derweil schickte Dior die Models in einer Kreuzung aus Römersandale und Boxerstiefel (hässlich, googeln auf eigene Gefahr) über den Catwalk und bei Ann Demeulemeester gab es gleich zweierlei Geschnürtes mit Kampfsport-Flair: eine athletische Version, mehr Sneaker als Stiefel sowie eine Leder-Version, mehr Stiefel als Sneaker.
Doch egal ob sportlich, punkig oder elegant – waden- und kniehohe Schnürschuhe sind Statement-Stücke, die auffallen, ohne direkt in die Ugly-Shoe-Kategorie zu fallen. Eine sehr willkommene Abwechslung.
Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
Alle anzeigenEbenso wie der Boxsport liebt auch die Mode ein triumphales Comeback. So waren Boxerstiefel bereits in den späten Nullerjahren mal ein Ding. Kollegin Laura Scholz besass als Teenie gleich zwei davon. Ich war dagegen entweder noch zu jung, um mir eigene Schuhe zu kaufen oder noch zu ländlich angesiedelt, um den Hype überhaupt mitzubekommen. Nun aber begegnet er mir zumindest in den digitalen Sphären überall.
Wie bei so vielen Sneaker-Trends aus den letzten Saisons kann Adidas als Brutstätte ausgemacht werden. Mit den Modellen «Japan VH» respektive «Japan H», «Box Hog» sowie «Rasant» liefert der deutsche Sportartikelhersteller gleich mehrere Ultra-High-Top-Sneaker. Ob die Modelle dem Kampfsport und nicht doch etwa der Renn- oder Laufbahn entsprungen sind, interessiert dabei niemanden. Die optische Verwandtschaft reicht und schliesst beispielsweise auch kniehohe Chucks von Converse mit ein.
Aushängeschild des Boxerstiefel-Trends ist Jennie Kim, Blackpink-Mitglied, erfolgreiche Solo-Künstlerin und eine der relevantesten Trendsetterinnen der zeitgenössischen Popkultur: Der Sängerin folgen knapp 87 Millionen Menschen auf Instagram, damit gehört ihr Account zu den Top 50 weltweit. Was die 29-Jährige trägt, ist innerhalb kürzester Zeit ausverkauft – und sie zeigte sich an Presseterminen sowohl mit dem «Box Hog 2.0» als auch mit dem «Rasant». Ausserdem bewies Jennie im Musikvideo zu «Mantra» bis dato über 158 Millionen Menschen, wie stylish der Adidas «Japan VH» aussehen kann.