Hosen mit aufgesetzten Taschen haben sich von der Militär- und Arbeitskleidung emanzipiert. Der Mix aus praktisch und nostalgisch machen sie gerade zum grossen Fashion-Liebling.
Entworfen wurde die Cargohose ursprünglich für das britische Militär im Zweiten Weltkrieg. In den Aussentaschen konnten Soldaten auf dem Schlachtfeld das Nötigste, wie etwa Munition, stets griffbereit verstauen. Dass dieser Stauraum direkt am Körper wenig später auch von anderen Metiers übernommen wurde, liegt auf der Hand. So sind Cargos bis heute nicht mehr aus der Arbeitskleidung von Handwerksberufen, der Polizei oder Rettungsdiensten wegzudenken.
Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.
Athleisurewear, Gorpcore, die Nullerjahre – und ein Kleidungsstück, das all diese grossen Trendströmungen abdeckt: Die Cargohose. Bei so viel Zeitgeist wundert es nicht, dass die locker geschnittenen Pants mit den vielen aufgesetzten Taschen gerade als eines der Trendpieces schlechthin gelten. Sie werden auf Laufstegen und Strassen gleichermassen gefeiert – und das wird sich so schnell auch nicht ändern.
Die bereits vorgestellten Kollektionen für die anstehende Sommer- und Wintersaison zeigen, dass uns die Hosen sowohl in der Männer- als auch der Frauenmode noch ein Weilchen beschäftigen werden. Das sind gute Neuigkeiten, denn Cargos gehören aktuell zu den alltagstauglichsten Trends: Vielseitig einsetzbar, super bequem und praktisch obendrauf. Das müssen sie sein. Schliesslich wurde das Kleidungsstück nicht zum Spass kreiert, sondern für prekäre Situationen.
Die silbrigen Pumps kreieren einen spannenden Kontrast zum baggy Look. Quelle: Instagram:@tinvbc
Funktional von Kopf bis Fuss – so kann Mode gerade auch aussehen. Quelle: Instagram: @jackkthelad
Das erste modische Awakening hatten die Pants in den späten 1990ern und frühen 2000ern. Damals wurden sie von R&B- und Popikonen wie Aaliyah, Ciara oder JLo in Musikvideos, auf Konzertbühnen und roten Teppichen populär gemacht – sehr gerne in Kombi mit engen Croptops. Als die Nullerjahre in ihrer zweiten Hälfte jedoch vermehrt als trashig statt cool wahrgenommen wurden, geriet auch die Cargohose allmählich in Verruf. Zum Einsatz kam sie in der darauf folgenden Dekade hauptsächlich noch in Kombi mit einem Schraubenzieher, beim Besteigen des Säntis oder als Teil des Rentner-Touri-Looks.
Doch in den letzten Jahren hat sich die Cargohose neu erfunden. Während sie traditionell aus dicker, robuster Baumwolle hergestellt wurde und der funktionale Charakter im Vordergrund stand, herrscht heute mehr Interpretationsspielraum und noch grössere Textildiversität. Funktional sind sie noch immer – bloss ist das nicht mehr gleich auf den ersten Blick erkennbar. Das macht das Trendstück vielseitiger denn je: Topmodel Gigi Hadid trägt Cargos für einen Nachmittag im Park mit ihrer Kleinen, die ehemalige First-Lady Michelle Obama stellt darin auf grossen Bühnen ihr neues Buch vor. So gibt es Cargos mittlerweile in diversen Silhouetten, Farben und Materialien, wie etwa Leder, Faux-Fur, Denim, Organza oder Seide.
Michelle Obama in einem seidigen Zweiteiler von Balmain.
Sie ist klar Fan von Cargos: Hier trägt sie einen Denim-Look von Ganni. Quelle: Instagram: @meredithkoop
Charakteristisch für Cargohosen sind lediglich die aufgesetzten Taschen und der lässige Fit – der Rest kann frei gestaltet werden. Von sportlich bis elegant ist also so ziemlich alles dabei. Das bedeutet nicht nur, dass sich ein passendes Modell für ganz unterschiedliche Anlässe finden lässt, sondern auch für diverse Körpertypen. Denn im Gegensatz zu anderen Hosentrends wie Barrel Leg oder Baggy Jeans ist der Schnitt nicht klar vorgegeben. Es gibt Varianten mit hohem oder tiefem Bund, solche mit weit, gerade geschnittenem oder schmal zulaufendem Bein. Du musst in der riesigen Auswahl also einfach nur das richtige Modell für dich finden. Hier gibt's ein paar hübsche Vorschläge von mir.
