Produkttest

Abkühlung auf Balkon und Terrasse: Das schaffen Ultraschall-Vernebler und Sprühnebel-Systeme

Ventilatoren mit Sprühnebel oder Schläuche mit Düsen versprechen Abkühlung an heissen Tagen. Aber lösen sie ihr Versprechen ein? Ein Vergleichstest der beiden Systeme mit drei Geräten.

Mir fallen Sommerabende in Restaurants und Bars im Tessin oder am Mittelmeer ein. Die Gastronomen dort versprühen eine Art kühlendem Wassernebel, um die Gäste bei Laune und Konsum-freudiger Temperatur zu halten. Klar, das sind teure Gastro-Lösungen mit Kompressoren und Hochdruck, die Strom brauchen. Etwas überdimensioniert für den Privatgebrauch.

Im Shop finde ich Alternativen, die nicht gleich tausende Franken kosten und trotzdem Kühlung versprechen. Die Produkte arbeiten mit Ultraschallverneblung und Wassertank, oder liefern einen Sprühnebel und brauchen nur einen Wasseranschluss vom Gartenschlauch.

Tisch-Ventilator von Sichler: die Nebelmaschine

Kandidat Nummer eins verspricht kühle und feuchte Luft zugleich. Die «Nebel-Funktion» bedeutet, dass das Gerät einen Wassertank im Fuss hat. Per Schlauch wird daraus Wasser gesaugt, per Ultraschall zerstäubt und über die Rotorblätter im Raum verteilt.

Der Sichler-Ventilator ist qualitativ kein Highlight und auch optisch kein Hingucker. Günstiges Plastik dominiert. Das vordere und hintere Schutzgitter ist dünn und wirkt instabil, zusammengehalten werden die beiden Elemente von einem Plastikstreifen, der per Schraubenmutter festgezogen werden muss. Der Schlauch vom Wassertank zum Vernebler gibt dem Ganzen den Look einer missratenen Interpretation von Darth Vader durch HR Giger. Schön ist das alles nicht.

Pro

Contra

  • Das Design … obwohl es eine Geschmacksfrage ist – mir gefällt es nicht.
  • Die Verarbeitungsqualität lässt zu wünschen übrig.
  • Bei der Aufbauanleitung besteht akute Gefahr, die Nerven zu verlieren.
  • «Dank» Fernbedienung und kurzem Netzkabel eher eingeschränkter Aktionsradius.

Gesamturteil

Anschaffung
💰💰💰💰
Montage und Bedienung
🔧🔧
Kühlleistung
❄❄

Royal Gardineer Wasserzerstäuber: die Sprühschlange

War der Sichler-Tischentilator noch ein Aufbau-Albtraum, ist der Wasserzerstäuber von Royal Gardineer genau das Gegenteil davon. Im Prinzip handelt es sich um ein Stück Gartenschlauch, das mit Drahtgeflecht so verstärkt ist, dass du es in die von dir gewünschte Form biegen kannst.

Die Sprühlschlange von Gardineer ist zum Zeitpunkt des Erscheinens des Beitrags als «nicht verfügbar» im Sortiment angegeben. Die Kolleginnen und Kollegen vom Einkauf arbeiten aber daran, dass sich das in Kürze ändert.

Mich inspiriert die Art, wie der Schlauch aus der Verpackung kommt, zu einem Versuch, das Teil wie die Viper eines indischen Schlangenbeschwörers zum Ersteinsatz zu bringen. Ich biege lediglich den solid aus Kunststoff und Metall gemachten Sprühnebelaufsatz mit seinen drei Düsen zurecht.

Rein technisch kann ein System, das nur mit Wasserdruck arbeitet, übrigens keine Wasserteilchen herstellen, die klein genug sind, um nicht direkt nässend zu sein. Die Grenze liegt hier bei 45 Mikrometern.

Der «Schwanenhals-Wasserzerstäuber-Schlauch für Verdunstungs-Kühlung» – so lautet die offizielle Bezeichnung – ist also weniger geeignet für die dezente Erfrischung bei Tisch oder auf der Gartenlounge, sondern eher etwas für den Nachwuchs, der beim wiederholten Springen durch den Sprühnebel Freude hat.

Pro

  • Die Anwendung ist sehr einfach, Anschluss an alle gängigen Gartenschläuche mit Klick-System.
  • Der flexible Schlauch lässt sich auch gut um Pfosten, Bäume oder Ähnliches biegen und erzeugt dort seinen Sprühnebel, wo du ihn haben willst.

Contra

  • Eher hoher Wasserverbrauch und Pfützenbildung.
  • Der Schlauch ist nur knapp zwei Meter lang, du brauchst je nach Einsatzort im Garten also einen entsprechend langen eigenen Gartenschlauch als Zuleitung.

Gesamturteil

Anschaffung
💰
Montage und Bedienung
🔧🔧🔧🔧🔧
Kühlleistung
❄❄❄

Gardena Sprühnebel-Set: der Intervall-Befeuchter

Statt den knapp 30 Franken für die Tröpfchen sprühende Viper von Royal Gardineer kannst du bei Gardena auch das Zweieinhalb-fache ausgeben für ein Outdoor-Sprühnebel-Set inklusive Steuerung. Für den höheren Preis bekommst du sieben Nebeldüsen, zehn Meter Schlauch, ein Regulierventil plus eine Steuerungseinheit für eine Intervallschaltung der Befeuchtung. Auch dieses System arbeitet rein mit Wasserdruck.

Das Set ist nicht sofort einsatzbereit, du musst es erst zusammenbauen. Je nach Einsatzort montierst du alle 90 Zentimeter eine Düse im Schlauch. Den trennst du mit einer soliden Schere oder einem scharfen Messer jeweils ab, steckst das Schlauchende auf und drehst es fest. Ich habe alle sieben Düsen montiert, um den Sitzplatz mit knapp sieben Meter Breite gut besprühen zu können.

Um den Schlauch samt montierten Düsen zu befestigen, liefert Gardena Befestigungsklemmen mit. Die Klammern passen bei mir glücklicherweise ans Metall der Sitzplatzüberdachung. Nach ein paar Minuten hängt der Schlauch am Einsatzort. Nicht schön, aber ausreichend für den ersten Funktionstest. Ich könnte für einen Dauereinsatz die Befestigungsklemmen mit den mitgelieferten Schrauben auch fix installieren.

Das Steuerungsteil von Gardena verhindert zwar nicht das Nachtropfen, aber ermöglicht sinnvolle Intervalle der Befeuchtung. Zehn oder 20 Sekunden sind für einen Sitzplatz aus meiner Sicht völlig ausreichend. Längere Feuchtnebel-Phasen sind dort sinnvoll, wo die zu kühlenden Personen nicht zu nah an den Düsen stehen oder sitzen.

Pro

  • Schlauch und Düsen können für den individuellen Einsatz passend montiert werden.
  • Praktische Befestigungslösung mit Klemmen.
  • Die sinnvolle Steuerung für Intervall-Schaltungen ist im Set enthalten.

Contra

  • Die Düsen tropfen nach und produzieren Pfützen.
  • Schlauch und Düsen müssen vor dem Einsatz erst zugeschnitten und verschraubt werden.

Gesamturteil

Anschaffung
💰💰💰
Montage und Bedienung
🔧🔧🔧
Kühlleistung
❄❄❄❄

Fazit: Ultraschall-Nebel ist zu dezent, Düsen machen nass

Der von mir getestete Ventilator mit Ultraschallverneblung ist da dezenter, fast schon zu dezent. Hier kühlt eher die durch den Propeller bewegte Luft als der feine Nebel. Geht auch nur etwas Wind, trägt dieser die feinen Wasserpartikel leicht davon. Richtig empfehlen kann ich daher keines der Geräte. Kein Wunder, kommen in der Gastronomie andere Systeme zum Einsatz, die angenehmer, aber viel teurer sind.

37 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


Haushalt
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Garten
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Der smarte Rasensprenger von Aiper im Test: groß und stark, aber nicht ausgereift

    von Martin Jungfer

  • Produkttest

    Bewässerung mit Präzision: «Aqua Precise» von Gardena im Test

    von Martin Jungfer

  • Produkttest

    «Finn» ist ein leiser Schönling, der frischen Wind bringt – und zwar ohne Kabel

    von Martin Jungfer