

17 Comics, die ihr unbedingt lesen müsst

Diese Woche findet in Luzern zum 25. Mal das Comic-Festival Fumetto statt. Die perfekte Gelegenheit, um euch meine Favoriten vorzustellen.
Von den «Lustigen Taschenbüchern» über «Lucky Luke» bis zu «Clever und Smart» hab ich schon mein ganzes Leben Comics verschlungen. Obwohl ich Entenhausen auch heute noch hin und wieder einen Besuch abstatte, hat sich mein Geschmack doch weiterentwickelt. Weil ich immer auf der Suche nach neuen, spannenden Comics bin (und nicht jedes Jahr Zeit fürs Fumetto habe), möchte ich euch meine Lieblinge nicht vorenthalten und bin im Gegenzug auf eure Tipps gespannt. Wer jetzt einwendet, dass es eigentlich Graphic Novel heisst, darf sich zu Seth Cohen in die Nerd-Ecke stellen 😉.
«The Goon»

Meine Lieblingsserie dürfte «The Goon» sein. Ein raubeiniger Geselle, der es zusammen mit seinem Kumpel Franky mit den verrücktesten Gestalten aufnimmt. Und von denen wimmelt es in der kleinen Stadt geradezu. Zombies, Riesentintenfische oder Werwölfe. Der Goon verprügelt sie alle. Autor und Zeichner Eric Powell trifft die perfekte Mischung aus Stil und Humor. Die Comics sind oft etwas brutal, jedoch immer originell und genial gezeichnet. Wer den Stil mag, sollte unbedingt «Big Man Plans» von Powell auschecken. Die wirklich, wirklich explizite Gewalt darin ist allerdings nicht jedermanns Sache.
«100 Bullets»

Der Zeichnungsstil ist zwar nicht meine erste Wahl, aber die Geschichte ist etwas vom Spannendsten, was ich je in Comic-Form gelesen habe. Vielschichtige Charaktere, unerwartete Wendungen, komplex und doch verständlich. Die Story: Vom Leben ungerecht behandelte Personen erhalten Besuch von einem schwarz gekleideten Mann mit einem Koffer. Darin befinden sich unwiderlegbaren Beweise, 100 Patronen, sowie einer Pistole mit der Garantie, dass ihr Racheakt keine Konsequenzen haben wird. Die Geschichte umfasst 100 Einzelhefte oder 13 Sammelbände und stammt von Brian Azzarello, ein Name, den man sich merken sollte.
«Conan»

Dark Horse ist definitiv mein bevorzugter Comic-Verlag. Spätestens seit ich im [Analph] Zürich «The Goon» entdeckt habe, halte ich Ausschau nach dem schwarzen Pferdekopf. Als ich dann wiederum in einem Comic-Laden in Paris über die «Conan»-Reihe gestolpert bin, war es Liebe auf den ersten Blick. Schliesslich bin ich mit Schwarzenegger-Filmen aufgewachsen und da darf «Conan der Barbar» natürlich nicht fehlen. «And if you do not listen, then to HELL with you!» Anders als der Film hält sich die Serie deutlich enger an Robert E. Howards Buch-Vorlage. Der Stil variiert aber je nach Autor und Zeichner. Besonders die ersten Bände sind inhaltlich wie stilistisch erstklassig und kann ich nur empfehlen. Band 0, «Born on the Battlefield» ist ein perfekter Einstieg in die rauen Geschichten um geheimnisvolle Gräber, blutrünstige Monster und vollbusige Weiber.
«Lumberjanes»

Deutlich weniger an Muskelbergen interessiert sind die Lumberjanes. Die fünf Mädchen verbringen ihre Sommerferien in einem Pfadilager und erleben dabei nicht weniger fantastische und übernatürliche Abenteuer als der schwertschwingende Conan. Frecher Zeichnungsstil, originelle Geschichten, witzig Dialoge und vor allem – ungewöhnlich.
«Watchmen»

Der Kultcomic schlechthin und spätestens seit der Verfilmung 2009 den meisten ein Begriff. Lohnt sich auch noch zu lesen, wenn man den Film bereits kennt. Die Geschichte von Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons spielt in einer alternativen Zeitspanne als Richard Nixon zum dritten Mal zum Präsident gekürt wird. Die Welt nähert sich dem dritten Weltkrieg und eine Gruppe abgehalfterter Superhelden wird von einem Mörder heimgesucht. Das Zusammenspiel aus persönlichen Abgründen und politischen Eskalationen macht «Watchmen» zu einem fesselnden Erlebnis.
«Hellboy»

Ebenfalls kein Unbekannter ist Hellboy. Ein roter Teufel, der von den Nazis beschworen wurde, jedoch stattdessen an der Seite seines Ziehvaters Professor Trevor Bruttenholm gegen das Böse kämpft. Mike Mignolas einzigartiger Stil, die abenteuerlichen Geschichten sowie die glaubwürdigen Protagonisten mit ihren Stärken und Schwächen machen diese Anti-Helden-Serie zu einem Muss. Auch die Ableger «B.P.R.D.» oder «Abe Sapien» kann ich jedem empfehlen.
«Cash – I see Darkness»

Wer sich nur ein Spürchen für die Country-Legende Johnny Cash interessiert, sollte sich unbedingt diesen Biographie-Comic reinziehen. Reinhard Kleist schildert in eindringlicher Weise das bewegte Leben des Man in Black. Vom berühmten Konzert im Folsom Prison bis zu seinen emotionalen Frauengeschichten erhält man einen spannenden und zugleich sehr zugänglichen Einblick in Cashs Karriere.
«Hector Umbra»

Gute Comics gibt es längst nicht nur aus der Feder von Amis. Der Deutsche Uli Oesterle mischt Realität und Wahn zu einem packenden Film-Noir-Krimi mitten in München. Grandios gezeichnet und spannend erzählt.
«Chew»

Tony Chu ist ein Cibopath. Das heisst, wenn er etwas isst, weiss er sofort, was damit passiert ist. Praktisch, denn Chu arbeitet als Polizist im Kampf gegen Poulet-Schmuggler, das wegen der Vogelgrippe verboten ist. Weniger praktisch, wenn man dadurch gezwungen ist, allerhand ekliges anknabbern zu müssen, um den Tathergang zu rekonstruieren. Neben Chu gibt es noch unzählige weitere kuriose Charaktere mit ausgefallenen Eigenschaften. Mein Favorit ist aber EL POYO: Ein Cyborg-Super-Gockel und eine ultimative Kampfmaschine.
«Fables»

Stellt euch vor, alle berühmten Märchenfiguren wie der böse Wolf, der Froschkönig und Schneewittchen hätten aus ihren Königreichen flüchten müssen und fanden Unterschlupf im heutigen New York. Das ist die Grundlage von «Fables», das sich um ein Leben voller Sex, Mord und Intrigen der Märchenbewohner (Fables) dreht. Der Sheriff der Gemeinde ist Big B, der ehemals grosse böse Wolf. Das passt natürlich nicht allen und ist immer wieder Anlass für Streitereien. Dann gibt es da noch die Farm, auf der Märchenfiguren leben, die sich wegen ihrer tierischen Gestalt nicht in der Stadt blicken lassen dürfen. Über allen Geschichten hinweg, die sich mit unterschiedlichen Figuren befassen, hängt die ständige Furcht vor The Adversary, dem geheimnisvollen Bösen, das nach der vollständigen Vernichtung der Fables strebt. Die Comic-Reihe diente übrigens als Vorlage für ein erstklassiges Adventure-Game namens «The Wolf Among Us».
«Deadpool»

Deadpool und ich kennen uns erst seit dem mittelmässigen, aber trotzdem extrem amüsanten gleichnamigen Game. Der verrückte Anti-Held mit seiner hässlichen Fratze und seinem rücksichtslosen Vorgehen, das meist auf ihn zurückfällt, hat mich sehr gut unterhalten. Die Comics variieren jedoch stark in ihrer Tonalität. Mir gefallen die weniger ernsten Geschichten mit viel Humor und dummen Sprüchen am besten – besonders die Unterhaltungen mit seiner gespaltenen Persönlichkeit. Dazu gehört beispielsweise «Deadpool Volume 2: Soul Hunter».
«The Joker»

Herrlich düster und herrlich krank wird der Joker von Brian Azzarello gezeichnet. Eine der mit Abstand besten Erzählungen aus dem Batman-Universum, sowohl sprachlich als auch visuell.
«Saga»

In einer utopischen Zukunft hat ein Paar aus zwei verfeindeten Rassen ein gemeinsames Kind und wird damit zum Mittelpunkt eines galaktischen Konflikts. Auf der Flucht vor Kopfgeldjägern, Fernseh-Roboter-Aliens und Schwiegermüttern kämpft die junge Familie nicht nur mit zahlreichen Bedrohungen, sondern auch gegen sich selbst. Extrem spannende, komplexe und abwechslungsreiche Sci-Fi-Geschichte.
«WizzyWig»

Telefone knacken, in Computer einbrechen und sich vor dem FBI verstecken. Die Geschichte des jungen Hackers in «WizzyWig» orientiert sich an realen Vorbildern. Die Erzählungen beginnt in den 70ern, als gewiefte Köpfe herausfanden, wie man die Klänge von Münzen nachahmen konnte, um damit Telefonzellen auszutricksen. Natürlich bleibt es nicht bei diesen harmlosen Vergehen. Der Hacker Kevin findet immer neuere und ambitioniertere Ziele. «WizzyWig» liefert einen äusserst interessanten und spannenden Blick in die Hacker-Szene.
«Persepolis»

Dieses iranisch-französische Comic von Marjane Satrapi zeigt nicht nur eine neue Seite einer fremden Kultur, die ich deutlich ernster erwartet hätte, sondern jede Menge Humor, Ehrlichkeit und Lebensfreude. Satrapis Schilderungen von ihrer Kindheit im Iran über ihre Zeit im Ausland bis hin zur Rückkehr sind unterhaltend und informativ zugleich. Unbedingt beide Bände lesen!
«Blacksad»

Ein ungewöhnlicher Film-Noir-Krimi um den Privatdetektiv John Blacksad. Er und auch die restlichen Geschöpfe in diesem Comic haben zwar menschliche Körper, aber Gesicht und Eigenschaften von Tieren. Die beiden Spanier Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido erzählen aber nicht bloss eine kuriose Fabel, besonders in Sachen Bildsprache und Bildkomposition sucht «Blacksad» seinesgleichen. Wem der Stil gefällt, dem empfehle ich das Making-of «The Sketch Files».
Thomas Ott

Zu guter Letzt noch eine Perle aus der Schweiz. Ich nenne direkt den Autor, statt ein bestimmtes Comic hervorzuheben, denn alle schlagen in die gleiche Kerbe. Thomas Otts in Schabkarton geritzten Bilder gehen ebenfalls in Richtung Film Noir. Dialoge sind rar gesät und meist enden die Geschichten für die Involvierten tödlich. Herrlich makaber und ein Genuss für die Augen. Leseempfehlungen: «Panopticum», «Hellville» oder «Dead End».
Leider gibt es die meisten Comics nicht bei uns im Shop, ich hab aber ein paar nette Alternativen gefunden.

Fast so gut wie die Comics und doppelt so trashig
Die Verfilmung ist wirklich auch sehr gelungen
Kenn ich zwar nicht, klingt aber unterhaltsam
Neben «The Joker» ebenfalls eines der besten «Batman»-Comics


Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.