
Ratgeber
Ab wann dürfen Kinder ein Handy haben, Frau Schulz?
von Anne Fischer
Jugendliche fühlen sich besser, wenn sie ihr Smartphone nutzen. Das hat eine Studie ergeben. Doch die Ergebnisse müssen mit Vorsicht genossen werden.
Ein süßes Bild bei Instagram, eine nette Nachricht der Schulfreundin oder ein witziger Life-Hack bei TikTok: Jugendliche nutzen ihr Smartphone gern und es hebt ihre Stimmung. Das ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Studie des Wissenschaftsjournals Plos One, die zum Teil durch Facebook (Meta) finanziert wurde.
Forscher der University of Wisconsin-Madison haben dazu 253 Kinder im Alter von 12 bis 17 Jahren zu ihrer Handynutzung befragt. Sie sollten angeben, wie viel Zeit sie mit ihrem Smartphone verbrachten und wie sie sich währenddessen und davor fühlten. 30 Mal in sechs Tagen erhielten die Teenager eine Kurznachricht mit einem Fragebogen aufs Handy. Zu beantworten waren Fragen wie: Nutzt du dein Smartphone jetzt gerade? Wie lange schon? Wie ging es dir vorher? Und wie geht es dir jetzt? Diese sollten sie dann innerhalb einer Stunde beantworten. Dieser Technik wird in der Wissenschaft eine bessere Präzision nachgesagt als wenn die Jugendlichen sich beispielsweise erst eine Woche später an ihren Medienkonsum erinnern sollen.
Das Ergebnis: Die Stimmung verbesserte sich durch die Nutzung. Und zwar umso mehr, je länger sie das Handy nutzten. Jedoch wurde nicht erhoben, was genau die Jugendlichen am Handy taten.
Eine verbesserte Stimmung ist zunächst einmal nichts Schlimmes. Doch die Autoren der Studie, Matt Minich und Megan Moreno, warnen vor der Gefahr, dass Jugendliche ihre Handys zur Stimmungsregulierung nutzen. Denn wenn sie ihr Handy immer wieder benutzen, um sich in eine positive Stimmung zu versetzen, bestehe die Gefahr eines Suchtverhaltens. Demnach nutzen viele Menschen Medien, um positive Stimmungen zu erzeugen. Wenn ein Verhalten jedoch regelmäßig zur Stimmungsregulation eingesetzt werde, sei dies das Merkmal einer Abhängigkeit. Neben Entzugserscheinungen entwickelt sich eine Toleranz. Dadurch erhöht sich der Bedarf nach der Dosis.
Auch die Experten des Science Media Centers in Köln, die die Ergebnisse der Studie für Medienschaffende einordnen, sind skeptisch. Zwar sei gut dokumentiert, dass die Smartphone-Nutzung die Stimmung verbessere. Jedoch gebe es auch ähnliche Studien, in denen sich keine stimmungsaufhellenden Effekte beobachten ließen, betont etwa Adrian Meier, Juniorprofessor für Kommunikationswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Weiter sei nicht klar, ob sich die Ergebnisse aus den USA auf den deutschen Raum übertragen ließen.
Auch wenn ähnliche Studien aus der Schweiz oder den Niederlanden gezeigt hätten, dass die Nutzung von Smartphones und Social Media in der Lage ist, die Stimmung anzuheben, könne «eine auf Mediennutzung ausgerichtete Bewältigungsstrategie im Umgang mit eigenen Emotionen, etwa Langeweile oder Stress, auch dysfunktional werden». Dies sei dann der Fall, wenn lösbare Probleme nicht mehr angegangen, sondern vor allem vermieden werden.
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Mama zweier Jungs, einer Hundedame und von zirka 436 Spielzeugautos in allen Farben und Formen. Für dich immer am Schnüffeln nach Neuigkeiten und Trends zum Thema Familie und (Haus-) Tiere.