Produkttest
Die beheizbare Lunchbox von Koenig im Test
von Vanessa Kim
Teuer ist nicht immer besser, oder doch? Der Aufwärmboxen-Vergleich geht mit der günstigen Lösung von Ohmex in die nächste Runde.
Über den Sinn und Unsinn eines per App gesteuerten Produkts scheiden sich die Geister. Nachdem ich die heizbare Lunchbox von Koenig getestet habe, beschwerte sich die Community über das sinnlose Feature. «Aufwärmboxen gibt's auch für 20-30 Fr. ohne eine sinnlose App, welche nach maximal 16 Monaten nie wieder irgend ein Update oder Bugfix erhält und deine Lunchbox somit nur noch eine Box mit unbrauchbarer Elektronik ist», kommentiert User yousai. «Wegen der App bin ich einverstanden. Das ist eine richtige Plage geworden, dass man zu jedem Scheiss noch eine App bauen muss. Teilweise werden die Features dann nur in der App zur Verfügung gestellt und das Produkt selber funktioniert ohne App nur limitiert und sowas. Auf solche Produkte verzichte ich auch gerne», legt ein User nach, der anonym bleiben will.
Hier geht es zum Review, falls du es verpasst hast:
Nachdem ich quasi den Rolls-Royce unter den Aufwärmboxen getestet habe, knöpfe ich mir ein günstiges Modell vor: die «Heating Lunch Box» von Ohmex, die rund viermal weniger kostet.
Ohmex Lunchbox
Die Aufwärmbox erinnert mich optisch an ein Spielzeug von Fisher-Price. Allerdings habe ich für diesen Preis nichts anderes erwartet. Statt der Optik interessiert mich bei diesem Produkt das Innere: die Wärmefunktion.
Neben dem Gerätekörper sind im Lieferumfang ein herausnehmbarer Lebensmittelbehälter aus Edelstahl mit eineinhalb Liter Fassungsvermögen – auf der Verpackung ist zwar nur von einem die Rede –, eine separate Gemüsebox zum Trennen von Speisen sowie ein Strom- und Autoladekabel enthalten. Im Deckel der Box befindet sich zudem ein Innenfach mit Plastiklöffel. Seine Laffe – der Vorderteil des Bestecks – ist allerdings winzig. Zudem meide ich Plastikbesteck und Kunststoffgeschirr.
Bei Koenig ist das Autoladekabel nicht im Setpreis enthalten. Dafür fehlt beim Ohmex-Modell ein separater Deckel für den Lebensmittelbehälter. Schade. So bin ich gezwungen, das ganze Gerät ins Büro und wieder zurückzuschleppen, statt es im Büro deponieren zu können. Immerhin ist die 600 Gramm schwere Box mit einem Transportgriff ausgestattet. Dieser ist auch bitter nötig, weil der Deckel keine Dichtung hat. Ich muss die Box am Griff halten, wenn ich Flüssiges wie eine Suppe transportiere, weil der Inhalt sonst ausläuft, sobald die Box in Schräglage gerät. In weiser Voraussicht habe ich diesen Fall der Fälle im Waschbecken getestet.
Die Anleitung ist kurz gehalten. Es gibt auch kaum etwas zu erklären. Einen Power-Knopf suche ich vergeblich. Einstecken und die Box wärmt. Mich irritiert allerdings, dass das Gerät zwar eine Kontrollleuchte, aber keinen Timer hat. Nicht einmal im Handbuch steht, wie lange das Gerät fürs Aufwärmen benötigt. Kein Anhaltspunkt. Nichts. Nach einer kurzen Internetrecherche werde ich fündig: Im Schnitt soll die Lunchbox rund 30 bis 40 Minuten – je nach Art und Menge der Speise – dafür benötigen. Diversen Erfahrungsberichten zufolge dauert das Ganze etwas länger: eine Stunde.
Das wird ja immer besser.
Nun gut. Da ich nicht weiss, wie lange die Box fürs Aufwärmen benötigt, kann ich meine Mittagspause nicht mehr vorausplanen. Stattdessen rechne ich genügend Zeit fürs Prozedere ein. Zumal die Box meinen Lunch nach dem Aufwärmen angeblich warm halten soll. Wie lange das der Fall ist, finde ich ebenfalls nicht raus.
Hilft ja nichts, auf ins Unbekannte.
Als Erstes setze ich den Edelstahlbehälter in den Gerätekörper, stelle ihn auf eine ebene Oberfläche und fülle die Lunchbox mit meiner vorgekochten, kalten Rüeblisuppe (rund 3,3 Deziliter). Deckel darauf und noch kurz das blaue Gummiventil (siehe unten) öffnen. Am Strom angeschlossen, heizt die Box prompt auf.
Ab sofort kann ich nichts mehr tun, nur noch warten. Und warten … für die kommenden zwei Stunden. Das Gerät wärmt und wärmt. Vergeblich warte ich auf das Erlöschen der Kontrollleuchte.
Ich bin am Verhungern. Nach 2 Stunden und 37 Minuten gebe ich auf und mache mich über die Suppe her. Sie ist warm, aber nicht heiss. Gerade so, dass ich mir die Zunge nicht verbrenne. Ganz nach meinem Geschmack.
Am nächsten Tag dasselbe Spiel von vorne. Wieder warte ich lange, ob die Kontrollleuchte irgendwann erlischt, aber wieder passiert nichts. Dieses Mal gebe ich bereits nach eineinhalb Stunden auf. Die Suppe ist gleich warm wie am Tag zuvor.
Weil aller guten Dinge drei sind, wage ich am dritten Tag einen weiteren Versuch. Dieses Mal wärme ich Hacktätschli mit Stocki auf. Und stoppe das Gerät bereits nach sechzig Minuten. Wieder ist mein Lunch warm, aber nicht heiss. So, dass ich sofort essen kann.
Nach meinen drei Versuchen bin ich mit meinem Latein am Ende. Ist die Lunchbox defekt?
Zur Sicherheit lese ich die Bedienungsanleitung erneut durch. Dort steht:
Auf meine Anfrage antwortet der Hersteller: «Nein, das ist normal. Das Gerät hat keinen Timer. Man muss selber kontrollieren, ob es bereit ist.»
Jetzt bin ich noch mehr irritiert als zuvor … weiss aber zumindest Bescheid: Sobald ich das Gerät vom Strom nehme, erlischt die Kontrollleuchte. Aha, darauf wäre ich nicht von alleine gekommen ;-) Immerhin verstehe ich jetzt, was der Hersteller damit meint. Für mich bedeutet das, dass ich künftig die Aufwärmdauer meines Zmittags austesten muss. Mit einer Stunde bin ich nach mehreren Tests auf der sicheren Seite. Wissenswert ist auch, dass sich während dieses Vorgangs kaum störende Gerüche bilden.
Teuer ist in diesem Fall tatsächlich besser. Auch wenn die Heating Lunch Box von Ohmex tut, was sie tun muss: Sie wärmt mein Essen, und das zum kleinen Preis. Aber zu welchem? Der Deckel ist undicht, die Box hat keinen Timer, und die Anleitung ist irreführend. Ausserdem ist das Handling für mich zu umständlich, da ich die Box nicht am Transportgriff ins Büro tragen mag und alles von Hand spülen muss.
Falls du noch auf der Suche nach einer günstigen Aufwärmbox bist, lohnt sich laut Galaxus-Community ein Blick auf das Modell von Unold. Einen Timer hat es zwar auch nicht, dafür sind der Edelstahlbehälter, Deckel etc. spülmaschinengeeignet.
Unold Lunchbox
Kennst du eine heizbare Lunchbox, die ohne App auskommt und einen Timer hat? Dann lass es mich in der Kommentarspalte wissen.
Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.