«Battlefield 1»-Review: Erfolgreicher Neustart
Hintergrund

«Battlefield 1»-Review: Erfolgreicher Neustart

Philipp Rüegg
21.10.2016

Nachdem die meisten Shooter vom übersättigten Zweiten-Weltkriegs-Szenario in heutige oder futuristische Gefilde migriert sind, sehnen sich viele Spieler wieder nach den alten Zeiten zurück. «Battlefield 1» hat die Zeichen erkannt und das Rad der Zeit gleich noch etwas weiter zurückgedreht und sich in den Ersten Weltkrieg begeben. Ich sag euch, ob sich die Reise lohnt.

Seit dem allerersten «Battlefield 1942» bin ich ein Fan der Serie. Multiplayer mit bis zu 64 Spielern, riesige Karten und zahlreiche Fahr- und Flugzeuge mit denen man Unsinn anstellen kann, war damals das grösste und macht auch heute noch unglaublich viel Spass. «Battlefield 1» geht nach einem ausgiebigen Ausflug in moderne Gefilde (plus einem einmaligen in die Zukunft) zurück zu den Wurzeln. Zum ersten Mal widmet sich eine populäre Multiplayer-Shooter-Spielserie dem Ersten Weltkrieg. Neben dem Multiplayer gibt es auch wieder eine richtige, wenn auch etwas kurze, Kampagne.

Abwechslungsreiche Kampagne

In der zweiten Kampagne folgt man einer kleinen Panzer-Einheit.

In «Battlefield 4» gabs keine richtige Kampagne. Sicher kein Unglück bei einem primär auf Multiplayer ausgerichteten Spiel, aber mir haben die kurzen actionreichen Stunden meist ziemlich Spass gemacht. Erfreulich also, dass Entwickler Dice ein Einsehen hatte. Gerade beim Ersten-Weltkriegs-Szenario eignet sich eine Kampagne hervorragend. Sie besteht aus sechs Teilen, die man in drei bis sechs Stunden durch hat. Keine grosse Sache also, aber insgesamt eine wirklich lohnende Angelegenheit.

Dice hat sich dafür entschieden sechs Einzelschicksale zu erzählen, statt den typischen Helden zu porträtieren, der den Krieg im Alleingang gewinnt. Mal kämpft man als Panzerfahrer in französischen Grabenkriegen, ein andermal als gepanzerter und schwerbewaffneter Italiener in den Bergen und wieder ein anders mal liefert man sich spektakuläre Luftkämpfe während man von einem Zeppelin beharkt wird. Dass man den Krieg in unterschiedlichen Rollen erlebt, funktioniert extrem gut. Die Missionen sind spannend, abwechslungsreich, haben eine gute Länge und dienen indirekt als kurzes Tutorial für die wichtigsten Mechaniken. Sogar eine Schleichmechanik und ein paar offene Levels hat Dice eingebaut. Ich hab mir dann trotzdem den erstbesten Panzer geschnappt und hab mit lautem Getöse den Haupteingang benutzt.

Grafik, die einem vom Hocker haut

Gerade in der Kampagne ist die Grafik unfassbar gut.

Alter Schwede! Der Spruch passt perfekt, denn die Entwickler sind schliesslich Schweden 😊. Was Dice hier aufs Parkett zaubert, ist schlichtweg atemberaubend. Besonders die Kampagne strotzt nur so von beeindruckenden Schauplätzen. Als ich mir im Flugzeuglevel wilde Verfolgungsjagden mit roten Tripple-Deckern lieferte und durch flauschige Wolken hindurchraste kam meine Frau ins Zimmer. Ihr fünfmaliges: «Das sieht ja unglaublich krass aus», beschreibt auch meine Meinung ziemlich gut. Aber auch auf den Multiplayer-Karten muss man manchmal aufpassen, dass man sich nicht zu sehr von der Grafik ablenken lässt. Bei plötzlich aufkommende Sandstürmen sehen wenigstens alle nichts mehr.

Erfreulich ist bei der ganzen Pixelpracht, die exzellente Leistung. Mit einer GTX 1080 hab ich zwar ein eher Highend-System, aber trotz allen Details auf Ultra und 3440x1440 Auflösung läuft das Spiel teilweise mit bis zu 100fps.

Eine Prise Geschichte sorgt für Stimmung

Sogar Lawrence von Arabien taucht auf – eine allerdings umstrittene historische Figur.

Schon beim ersten «Battlefield» hat der historische Hintergrund massgeblich zur Stimmung beigetragen. Der Erste Weltkrieg ist zwar der weniger bekannte der beiden Kriege, ist aber nicht weniger faszinierend und schrecklich zu gleich. In der Kampagne erlebt man Geschichtsunterricht light (sehr light, denn die Franzosen sind noch nicht mal enthalten!). Man erfährt von den unterschiedlichen Schlachtfeldern rund um den Globus und (Fun Fact für Amis) dass es nicht nur französische Grabenkämpfe gab. Im Multiplayer-Modus Operationen spielt man historische Schlachten nach und wenn sie anders ausgehen als in den Geschichtsbüchern, erfährt man, was das für Auswirkungen auf den Kriegsverlauf gehabt hätte. Ein interessantes Feature.

Multiplayer: Gewohntes aber mit weniger Tempo und weniger Fahrzeugen

Diverse Nahkampfwaffen können anderen Spielern über den Schädel gezogen werden.

Wer jemals «Battlefield» gespielt hat, wird sich auch im neusten Teil schnell zurecht finden. Vier Klassen stehen zur Auswahl: Sanitäter, Sturmsoldat, Versorgungssoldat, Späher. Diese spielen sich wie gewohnt. Der Sani heilt und wiederbelebt mit Spritzen, der Stürmer hat Panzergranaten, der Versorgen hat Munition im Täschchen und der Späher nimmt Feinde aus der Distanz mit dem Scharfschützengewehr aufs Korn. Es gibt zahlreiche Waffen zum freischalten und neue Granaten wie die Gas-Granate mischen das Spielprinzip etwas auf. Dabei muss man seine Gasmaske aufsetzen wodurch man nicht mehr genau mit dem Gewehr zielen kann. Zusätzlich zu den Standardklassen gibt es wie die Helden in «Star Wars Battlefront» Elite-Klassen. Diese erhält man, indem man bestimmte Waffenkisten findet. Anschliessend kann man bis man stirbt als gepanzerter MG-Schütze rumrennen, mit einem Spezialgewehr Jagt auf Panzer machen oder mit dem Flammernwerfer Feinden einheizen.

Wie in den vergangenen Teilen lohnt es sich im Squad zu spielen, Befehlen zu folgen und seine Rolle wahrzunehmen. Fahrzeuge gibt es nicht mehr so viele wie in früheren Teilen. Es gibt ein paar Panzer, Flugzeuge, Seitenwagen und sogar Pferde. Galoppierend mit Säbel bewaffnet Feinde aufzuspiessen gehört definitiv zu meinen Highlights – auch wenn ich meist danebenhaue.

Drei Spezialfahrzeuge kommen zum Einsatz, wenn ein Team das andere dominiert.

Dann gibt es noch den Zeppelin, den Panzerzug und das Schlachtschiff, die aber nur zum Einsatz kommen, wenn ein Team stark im Rückstand liegt. Diese Riesen-Vehikel können den Kampfverlauf schlagartig umdrehen. Man muss sich allerdings beeilen, wenn man einen freien Platz finden will. Denn die, die einmal drin hocken, steigen meist nicht freiwillig aus. Spassige Ergänzung, die das Spielgeschehen teilweise ordentlich aufmischt.

Ansonsten fällt auf, dass der Fokus etwas mehr auf der Infanterie liegt, als auf epischen Fahrzeugduellen. Diese spawnen ohnehin eher selten und wenn jemand in einem Panzer auftaucht, ist das schon fast ein kleiner Bossfight. Besonders vollbesetzte Fahrzeuge sind äusserst tödlich, da es keine Raketenwerfer gibt.

Geniale Maps

Das A und O neben ausgeglichen Klassen sind abwechslungsreiche Maps. Und davon hat «Battlefield 1» jede Menge. Neun klingt zwar fürs Erste nicht nach enorm viel, aber durch die unterschiedlichen Spielmodi wie Eroberung, Operationen oder Kriegstauben bieten sie genügend Abwechslung. Kriegstauben ist einer der neuen Spielmodi. Darin versucht man vor dem gegnerischen Team zu einer Taube zu gelangen und anschliessend so lange lebend damit ausharren, bis man eine Nachricht geschrieben und sie erfolgreich versendet hat. Der Modus ist unbestreitbar von Droid Run aus «Battlefront» inspiriert.

Operations dürfte der interessanteste Neuzugang sein und erstreckt sich über mehrere Karten. Als Angreifer und Verteidiger liefert man sich knallharte Gefechte, um verschiedenen Sektoren. Dabei werden historische Schlachten nachgespielt, inklusive kurzer Introsequenz und je nach Sieger, alternativem Geschichtsausgang. Einziger Nachteil ist, dass die Partien sehr lange dauern können.

Fazit

Eine abwechslungsreiche Kampagne mit einer schmackhaften Portion Geschichte. Spassiger Multiplayer mit grossartigen Karten und das alles in einer Grafik, bei der man zu sabbern anfängt. «Battlefield 1» ist eine Wucht. «Battlefield 4» wird es zwar nicht komplett ersetzen, aber das scheint auch nicht der Plan zu sein. Zusammen mit «Hardline» bietet Dice ein Komplettpaket für jeden Geschmack. Da ich das Neuste und Schönste bevorzuge und mich die Weltkriege schon immer fasziniert haben, ist «Battlefield 1» ganz klar die erste Wahl.

Ich habe die PC-Version von «Battlefield 1» getestet, die uns EA zur Verfügung gestellt hat. Das Spiel ist ausserdem für PS4 und Xbox One erhältlich.

Wir haben «Battlefield 1» in allen Versionen und Bundles

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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